„Wir wollen die ersten Gäste sein“Kölner campen vor dem Brauhaus am Kloster
Köln – Eigentlich will Pina Gliozzo nur rasch die Blumenkästen draußen vor den vier großen Fenstern wässern und ein paar unansehnliche Blüten abzupfen. Schließlich soll vor der Wiedereröffnung der Gaststätte „Brauhaus am Kloster“ in Raderberg alles schick sein. Doch als Pina mit ihrer Gießkanne die massive Holztür öffnet und ins Freie tritt, wäre sie fast über einen Schlafsack gestolpert. „Überraschung. Wir sind schon da, wir wollen die ersten Gäste sein, wenn ihr morgen aufmacht.“
Völlig perplex blicken Pina Gliozzo und ihr herbeigeeilter Mann Antonio Dos Santos auf die fröhliche Gruppe, die ihre Isomatten, Decken und Schlafsäcke vor dem Brauhaus ausbreitet. „Wir haben uns gedacht, wir schlagen rechtzeitig unser Lager hier auf, damit Toni und Pina wissen, dass wir sie nicht vergessen haben“, sagt Jupp Baumann, der die Idee gemeinsam mit seinem Kumpel Wolfgang Heimes ausgeheckt und zusätzlich noch ein paar Freunde für das Open-Air-Event mobilisiert hat.
Das Gastro-Ehepaar kennt die Spontan-Camper gut. „Das sind unsere Stammgäste und zwar die treuesten der Treuen. Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen, wir sind richtig gerührt.“ Während sie noch um Fassung ringen, rücken Oly Blum und Bernd Kreuz (Die Blömcher) mit Gitarre und Cajón an und sorgen auf geschätzten vier Quadratmetern für das erste Mini-Musik-Festival der Saison vor dem Brauhaus. „Das ist eine total witzige und symphatische Aktion. Wir sind selber Stammgäste, klar, dass wir hier gern dabei sind“, sagt Oly Blum. Der Musiker und Neu-Hänneschen-Puppenspieler möchte auch so rasch wie möglich seine monatliche Reihe „Kultur & Kölsch em Veedel“ im Brauhaus wieder aufnehmen.
Die Wirtsleute sind glücklich, dass sie mit der Außengastronomie wieder starten dürfen. Sieben Monate war die Veedelskneipe komplett geschlossen. Mindestens zwei Gäste gab es während dieser Zeit aber doch. Ab Januar bauten Jupp Baumann und Wolfgang Heimes jeden Freitag um Punkt 17 Uhr Campingtisch und Klappstühle vor dem Eingang auf, packten ihren flüssigen und festen Proviant aus und blieben ein paar Stunden da sitzen. Bei Wind und Wetter. „Wir wollten Pina und Toni in der schweren Zeit signalisieren, dass sie auf uns zählen können“, sagt Jupp.