Kölner Hofterrasse mit KultstatusIm Lommerzheim wird am Ursprünglichen festgehalten
- Bewirtete Hinterhöfe, Restauranttische inmitten einer Blütenpracht und idyllische Gärtchen zum Speisen und Verweilen gibt es in Köln mehr als man denkt
- In unser PLUS-Sommerserie stellen wir solche Lokale vor
- Heute die Hofterrasse der Deutzer Gaststätte Lommerzheim
Köln – Den Kölnern zu erläutern, wer Lommerzheim ist, wäre in etwa so, als müsste man ihnen erklären, um was es sich bei dem vieltürmigen Gebäude neben dem Hauptbahnhof handelt.So zumindest sieht es das Michel Ellmann, seines Zeichens Köbes - „Köbes mit Herz und Seele“ - und stellvertretender Betriebsleiter einer der ältesten Gaststätten im Rechtsrheinischen.
Seitdem die Brauereischänke am 13.März 2008 wiedereröffnet wurde, ist der gebürtige Kieler mit an Bord. Und er weiß schon jetzt, dass es keine andere Arbeitsstelle mehr für ihn geben wird. Das ist eine bemerkenswerte Aussage; denn der 39-Jährige hat seine berufliche Laufbahn da begonnen, wo Millionen von Deutschen Urlaub machen: auf Sylt. Dann hat ihn die Liebe gewissermaßen von der Nordsee an den Rhein gespült, und von hier ist er nach eigenen Worten nicht mehr wegzudenken.
Den Hof gibt es erst seit 2009
Dabei hat es zu Lebzeiten des legendären Hans Lommerzheim einen heute wesentlichen Bestandteil des Lokals noch nicht gegeben: den Biergarten. Wer genau hinschaut, kann an der einen Backsteinwand in etwa 2,70 Meter Höhe einen Betonstreifen erkennen. Hier endete das Flachdach des Nachbarhauses, das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde und Anfang dieses Jahrtausends abgetragen wurde. Während der Umbauarbeiten nach Lommerzheims Tod im Jahr 2005 erwarb die Brauerei Päffgen das Grundstück, und im Spätsommer 2009 konnte hier der Hofbiergarten eröffnet werden, der gegen Abend besonders lauschig erscheint, wenn die schmiedeeisernen Laternen erglühen und ein warmes Licht auf das Pflaster werfen.
Dass die Stammgäste dieser Kneipe seit Jahrzehnten an der Formulierung „Wohnzimmer“ festhalten, hat etwas Rührendes und zugleich Kurioses, weil wahrscheinlich nirgendwo sonst in Köln der Hektoliter-Umsatz an Kölsch mit so wenigen Quadratmetern Fläche einhergeht. Obwohl den Köbessen viel abverlangt wird, gehört das Lommerzheim zu den wenigen gastronomischen Betrieben in Köln, die keine Personalprobleme haben.
Momentan kann man zwar nicht ganz so eng zusammenstehen oder -sitzen wie vor der Pandemie, was das Lommerzheim-Feeling ein klein wenig schmälert. Auf der anderen Seite ist man hier aber mehr als irgendwo sonst bemüht, am Ursprünglichen festzuhalten. Gäste, die im „Lommi" einen Kaffee oder ein Tütchen Majonäse zu den Fritten bestellen wollten, werden das wissen. Was es bei Hans nicht gab, gibt es auch heute nicht.
Die Frauenquote hat sich erhöht
Obwohl: Ein paar Dinge haben sich im Laufe der Jahre schon gewandelt. Die Frauenquote hat sich erhöht und das Durchschnittsalter der Gäste gesenkt. Man kann im Lommerzheim nicht nur eines der berühmten 600-Gramm Koteletts (ab 11,50 Euro) verzehren, sondern auch einen Salatteller bekommen.
Ansonsten gibt es die Klassiker: angefangen von der Gewürzgurke (1 Euro) über die Blutwurst mit Röggelchen (4,50 Euro), Metthappen (4,20 Euro), heißer Knoblauchwurst bis hin zur Grillhaxe für 15,80 Euro (immer mittwochs). Darüber hinaus gibt es verschiedene Eintöpfe und wechselnde Tagesgerichte wie hausgemachte Sülze oder dicke Bohnen. Das Päffgen-Kölsch aus dem Fass kostet 1,80 Euro.
Brauereischänke Lommerzheim, Siegesstraße 18, Köln-Deutz. Öffnungszeiten des Biergartens: mittwochs bis freitags 16-23 Uhr samstags und sonntags 11-14.30 und 16.30 bis 23 Uhr. Zurzeit ist noch Montag und Dienstag Ruhetag.