Kölner Traditionslokal DelphiGriechischer Wein beim kölschen Braumeister
Köln – Das Delphi ist eine Institution im Rodenkirchener Malerviertel, aber selbst langjährige Stammgäste dürften sich kaum an die Eröffnung erinnern. Denn es ist vierzig Jahre her, dass Andreas Pavegos 1981 sein griechisches Restaurant hier eröffnete. Bereits 1972 war der junge Mann aus der im Norden gelegenen Region Dionysos nach Deutschland gekommen war, hatte im heutigen Leonardo-Hotel am Stadtwald und später in diversen Restaurants in der Innenstadt gearbeitet.
Mit seiner Frau Elpida Pavegos in der Küche, die er beim Urlaub in seinem Heimatdorf kennengelernt und 1984 geheiratet hatte, stand das Delphi seitdem für griechische Gastfreundschaft und konstant gute Küche. Jetzt wird der Staffelstab innerhalb der Familie weitergegeben. Patron Andreas hat das Restaurant an seinen Sohn Pavlos Pavegos (30) übergeben.
Pavlos Pavegos hat Braumeister bei Reissdorf gelernt
Der neue Chef ist gelernter Braumeister: nach Abitur und einer Lehre bei der Reissdorf-Brauerei machte er bei der Münchener Dömens-Akademie seinen Meister, arbeitete eine Zeit lang bei Paulaner. Dann übernahm er mit seiner Frau Sassa das „L.A. Café“ in Pasing, das die beiden fünf Jahre lang betrieben. Doch das Heimweh für den kölsche Jung wurde immer größer. „Köln ist eine viel lebhaftere Stadt als München“, sagt Pavlos , der vor allem den Karneval und die Kumpels in Bayern vermisste. „Und ich brauche den Kick, etwas neues zu machen.“
Deshalb wurde das Delphi erst einmal komplett renoviert. „Der Trend beim Interieur hat sich auch in Griechenland geändert“, erzählt der Jungwirt, der sich in Griechenland als Trendscout betätigte. Rauputz und dunkle Hölzer sind out. „Wir wollen ja die Urlaubsgefühle hierher bringen“, sagt Pavegos und gibt die neue Richtung vor: „Sandfarben, weiß und blau, das sind die Farben Griechenlands.“ Das neue Delphi ist entsprechend hell, die Küche doppelt so groß, die Toilettenanlagen komplett ausgetauscht und die Technik auf dem neuesten Stand. Luftreiniger und Glasplatten auf den Tischen unterstützen die aktuellen Hygiene-Ansprüche. „Und unsere Glasspülmaschine ist ein echter Mercedes“, sagt Pavegos stolz.
In der Küche soll sich ansonsten vorerst nichts ändern: Mutter Elpida, die 2014 als Orakel für den „Stadt-Anzeiger“ mit ihren Lorbeerblättern Deutschland zum Weltmeister tippte, kocht erst einmal weiter. Die gelernte Köchin bereitet alles selbst zu, und ihre kalte Vorspeisenplatte „Delphi Pikilia“ (13,50 Euro) mit Cremes wie dem Mandel-Haselnuss-Dip „Skordalia“ oder „Fava“ aus gelben Erbsen ist entsprechend lecker.
Dazu wird extra fürs Delphi von der Bio-Bäckerei Brotzeit in Weidenpesch hergestelltes Lagana-Fladenbrot serviert. Neben Klassikern wie Gyros (14,50 Euro) oder Kalamaria (17,50 Euro) sind Steintopf-Spezialitäten aus dem Ofen das Markenzeichen der Griechin, etwa „Juwetsi Spanaki“ (18,50 Euro), Lammfleisch in Tomatensaft geschmort, mit Spinat und Pinienkernen, und mit Käse überbacken. Zum Dessert empfiehlt sie „Karidopita“ (5,50 Euro), hausgemachten Walnuss-Schokoladenkuchen, der mit Vanille-Eis serviert wird.
Stolz ist das Delphi auch auf seine umfangreiche Weinkarte. „Die Winzer in unserer Heimat Dionysos sind die besten des Landes“, weiß der Braumeister, „denn der Gott des Weines soll der Legende nach hier seinen Sitz haben.“ Man ist mit den Winzern bekannt und importiert selbst. Etwa vom Star unter den griechischen Winzern, Konstantin Latzaridis, dessen roter „Amethystos“ 33 Euro die Flasche kostet. „Da schmeckt man Luft und Sonne“, so Pavegos. Offene Weine, etwa ein weißer „Alipias“, gibt es ab 3,20 Euro (0,1l).
Und der geharzte Retsina „Kechribari“ in der Halbliterflasche kostet 9,50 Euro. Als Bier gibt es „natürlich Reissdorf-Kölsch“ (0,2l für 1,60 Euro) oder das ebenfalls nach deutschem Reinheitsgebot gebraute Mythos (0,33l-Flasche für 2,80 Euro). Mineralwasser (0,25l-Flasche) kostet 1,80 Euro, der Espresso 1,90 Euro.
Traum von Spitzenküche in der City
Und Pavlos Pavegos hat auch Ideen über das Delphi hinaus. Sein jüngerer Bruder Petros Pavegos ist gelernter Koch und derzeit auf seiner Fortbildungstour für ein Jahr im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski. Zuvor hat er bereits in Köln Spitzenrestaurants gearbeitet: Gut Lärchenhof, Taku oder Pottkind. Wenn die Tour in ein bis zwei Jahren abgeschlossen ist, könnte er nicht nur die Mutter im Delphi beerben, die Brüder träumen auch von einem gemeinsamen Restaurant in der Innenstadt. Mit Spitzenküche und einem Selbstgebrauten Bier.Restaurant Delphi, Lucas-Cranach-Str. 4, 50999 Köln, Tel. 0221-354 286, 60 Plätze innen, 100 Plätze draußen. Geöffnet Di-Sa 17-22 Uhr, So 12-14.30 Uhr und 17-22 Uhr.