Unser Restaurantkritiker Carsten Henn kommt mit gemischten Gefühlen aus dem „A Comer!“ in Nippes. Was ihn überzeugt hat – und was nicht so sehr.
Peruanisches Restaurant in NippesSo hat es Carsten Henn im „A Comer!“ geschmeckt
Als Jonathan Cachique im letzten Sommer das „A Comer!“ („Zum Essen!“) eröffnete, wurde Nippes auf einen Schlag deutlich südamerikanischer. Es ist das erste eigene Restaurant des 1986 in Lima geborenen Küchenchefs, der in Köln aufwuchs. Unter anderem arbeitete er zwei Jahre im Odenthaler Spitzenrestaurant „Zur Post“.
Einen Abend im „A Comer!“ beginnt man mit einem Pisco Sour
Das Ecklokal besteht aus zwei angenehm schlicht, aber mit peruanischem Flair eingerichteten Räumen. Man sitzt auf – zum Teil etwas wackligen – Holzstühlen und aus den Boxen erklingt lateinamerikanische Musik. Einen Abend beginnt man hier passenderweise mit einem Pisco Sour, oder der im Alkohol etwas reduzierten Variante Pisco Aperitif. Neben Bier findet sich auf der Karte auch Wein, allerdings ist die Auswahl ebenso klein wie langweilig.
An Speisen werden gut zwei Dutzend angeboten, neben peruanischen vor allem spanische, sowie einige aus der Rubrik Freispiel wie Geschmorte Ochsenbacke oder Ente mit Kürbis und Rotkohl. Mittags gibt es wechselnde Gerichte für 10,90 Euro inklusive eines Beilagensalats. Leider dauert es viel zu lang, bis das Essen vom netten Personal serviert wird, allerdings wunderbar heiß und in großen Portionen, sodass man mit drei Tapas satt wird.
Das peruanische Nationalgericht Ceviche fällt aromatisch flach aus
In einem peruanischen Restaurant ist das Nationalgericht Ceviche natürlich die kulinarische Visitenkarte, umso enttäuschender, dass es hier aromatisch flach ausfällt, außer Säure kaum etwas zu schmecken ist, und der in Limettensaft marinierte Fisch noch dazu viel zu fest ist. Lomo Saltado ist ein anderer Klassiker des Andenstaats, aber die sautierte Rinderhüfte gerät ausgesprochen zäh und die Sojasauce zu eindimensional salzig. Eine eher rustikale Küche ist bei einem Tapas-Restaurant zu erwarten, aber grob sollte es nicht werden.
Dass Cachique es besser kann, zeigt er mit dem in Zitrusfrüchten marinierten, geschmorten Hähnchen, das vom Knochen fällt und bei dem die Säurestruktur für angenehme Frischenoten sorgt. Souverän die in Knoblauchöl gebratenen Champignons, wie auch die frittierten Kochbananen-Scheiben mit Salsa Criolla. Es fällt auf, dass Cachique häufig beherzt würzt und gern mit einem Akzent Schärfe spielt. Bei der Causa, einem kalten, runden Türmchen aus Kartoffelbrei, das mit verschiedenen Füllungen – Hähnchen, Thunfisch oder Gemüse – bestellt werden kann, sorgen „Ají Amarillo“ Chilis für den entsprechenden Kick.
Beim Essen ist noch Luft nach oben
Unter den drei Desserts gibt es eine Crème brûlée, bei der die karamellisierte Kruste die richtige Dicke aufweist und auch der Orangengeschmack stimmt, aber die Vanillenote deutlich untergeht. Insgesamt ist hier also noch Luft nach oben. Besonders, weil die peruanische Küche eine der faszinierendsten Südamerikas ist, und Jonathan Cachique aufgrund seiner kulinarischen Vita weiß, wie gute Küche funktioniert.
Fazit: Interessantes Tapas-Konzept in schönem Ambiente, kulinarisch nicht immer überzeugend. / Bewertung: 3 von 6 Sternen
A Comer! Einheitstr. 15, 50733 Köln, Tel.: 0221-60 8666 20 / Öffnungszeiten: Di — Fr 12 – 15 Uhr, Di — So 17 – 23 Uhr, www.acomer.de
Probiertes
- Ceviche // 7,50 Euro
- Causa // 7 Euro
- Lomo Saltado// 7,80 Euro
- Patacones // 5 Euro
- Zwei Dips und Brot // 4,20 Euro
- Geschmortes Hähnchen// 7,20 Euro
- Arroz Chaufa // 6,50 Euro
- Crème brûlée // 6,50 Euro