Henns Restaurantkritik„Belgischer Hof“ ist gute Adresse für Flammkuchen – mehr nicht
Köln – In den Sommermonaten versuche ich Restaurants zu finden, bei denen man unter freiem Himmel gut essen kann. Dieses Vorhaben hat mich auch zum „Belgischen Hof“ geführt, zu dem ein ebenso lauschiger, wie grüner Innenhof gehört. Extra schrieb ich deshalb bei meiner Reservierung, dass ein Platz im Freien wunderbar wäre – wovon man dann am Abend nichts wissen wollte. Ohnehin gibt es nur sehr wenige Plätze in dem kleinen Innenhof, weswegen man uns einen Platz an der Straße anbot. Leider eine der unattraktiveren Ecken des Belgischen Viertels.
Nach etlichen Windstößen und Wespenangriffen wollten wir gerne rein, wo uns „ausnahmsweise!“ ein Tisch im ausgesprochen schönen Innenraum zugewiesen wurde. Der Service bekleckerte sich auch sonst nicht mit Ruhm: eine Vorspeise wurde vergessen, der Wein nicht richtig eingekühlt, und wir warteten Ewigkeiten auf unser Essen.
Gute Weinkarte, hübsch angerichtete Speisen
Die Weinkarte mit Schwerpunkt Deutschland und Frankreich hat übrigens ein paar empfehlenswerte Weine zu bieten, unter anderem von Knipser oder Schwegler. Erstaunlicherweise sind bei den vielen Offenen die Jahrgänge verzeichnet, bei den Flaschenweinen dagegen nicht.
Das selbstbewusst kalkulierte Essen war so, wie man es heute leider viel zu oft erlebt: von den Zutaten her klang vieles gut, es war hübsch anzusehen, aber oftmals einen Hauch zu süß abgeschmeckt, und größtenteils geschmacklos. Das fing schon mit der Vorspeisenvariation an.
Essen mit wenig Ausdruck
Knapp ein Dutzend Kleinigkeiten in kleinen Gläsern fanden sich auf einem Holzbrett, darunter Rote-Bete-Salat, Matjes-Tatar, Fleischsalat, oder schwarze Oliven: Alles mit wenig Ausdruck, keine Produktqualität überzeugte. Die Konsistenz der Crème brulée vom Ziegenkäse war angenehm luftig, aber sie bot geschmacklich wenig Ausdruck, und die Karamellkruste geriet zu bitter. Eine andere Vorspeise ist die Gazpacho von Gurke und Basilikum, die wässrig und süß schmeckte, der zerlaufene Tomatenespuma verlieh keinerlei Schwung.
Bei den Hauptspeisen wurde zur Perlhuhnbrust ein Bratkartoffelsalat gereicht, der diesem Namen nicht gerecht wurde. Die Scheiben waren fast roh und wiesen nahezu keine Brataromen auf. Der Salade niçoise wird hier so frei interpretiert, dass man sich fragt, warum er den Namen trägt – und auch warum die panierten Fischstücke fast nur salzig schmecken.
Schöne Auswahl an Flammkuchen
Der Belgische Hof definiert sich selbst nicht nur als Brasserie mit französischen und deutschen Speisen sondern auch als Flammkuchenhütte und bietet hier eine schöne Auswahl. Auch wenn der Spinat auf der gewählten Variante ungewürzt ausfiel, war der Boden knusprig und der Schafskäse verlieh einen leichten Frischekick.
Kaffee von Heilandt und ein zumindest solides Schoko-Tonkabohnen-Mousse ließen den Abend dann halbwegs versöhnlich enden.
Fazit: Schöne Location, ideal um Flammkuchen zu essen oder ein la Trappe vom Fass zu trinken – für mehr leider kaumBewertung: Zwei von sechs Sternen
Probiertes
Vorspeisenvariation // 12,50 € p.P. (ab 2 Personen)
Gurken-Basilikum Gazpacho // 7,50 €
Gefüllte Perlhuhnbrust // 27 €
Salade niçoise // 20 €
Champignon-Flammkuchen // 12 €
Brüsseler Straße 54, 50674 Köln, Tel. 0221-548 170 17Öffnungszeiten: Mo-So 17-22.30 Uhr