Das Restaurant in der Herbrandstraße wird als neuer Food-Hotspot gefeiert. Welche Gerichte gut schmecken und wo noch Luft nach oben ist.
Schmeckt's, Frau Floß?„Hans & Franz“ in Ehrenfeld – sympathisch, aber noch in der Findungsphase
Im Februar eröffnete das „Hans & Franz“ mitten in Ehrenfeld. Das digitale Echo war enorm. Foodies und Influencer überschlugen sich vor Begeisterung. Ich ließ einigermaßen ungeduldig die ersten Eingewöhnungsmonate vergehen und stand schließlich mit hemmungslos übersteigerten Erwartungen im neuen Ehrenfelder Food-Hotspot.
Der Neubau direkt gegenüber vom Bezirksrathaus ist kein besonders dankbares Ladenlokal. Das Team hat sich eindeutig Mühe gegeben, diesen Raum in ein Bistro zu verwandeln. Ein Hauch Multifunktionssaal im örtlichen Pfarrheim aber bleibt. Nun gut, Ambiente ist immer zweitrangig – was gibt es zu essen?
Viele vegane und vegetarische Gerichte auf der Karte
Das „Hans & Franz“ serviert Zwischengang-Portionen, größer als eine Vorspeise und kleiner als ein Hauptgang. Auf der Karte stehen zehn vegane und vegetarische Tellerchen und drei Fleisch- oder Fischgerichte. Die Betonung liegt also eindeutig auf den vegan/vegetarischen Gerichten. Ich bestelle sechs Tellerchen ohne Fleisch oder Fisch und zwei mit.
Der Aal und vor allem das Rinderfilet sind mit großem Abstand die stärksten Gerichte. In Restaurants, die wenig Wert auf vegetarische Alternativen legen, ist das einigermaßen erwartbar, hier nicht. Das Rinderfilet ist hervorragend gegart. Dazu werden Jus, Kartoffelgratin und Parmesanschaum serviert – das große Umami-Bingo. Der Kohlrabi geht unter. Auf der Karte steht geräucherter Aal mit pürierter Karotte, Brotcreme und Trauben. Der lauwarme Aal schmeckt intensiv rauchig und passt gut zu den frischen, knackigen Trauben. Frische und Biss also.
Im „Hans & Franz“ wird erstaunlich gerne püriert. Karotten, Sellerie, Blumenkohl, sogar Brot wird in breiiger Form gereicht. Dem wunderbaren Aal würde eine bissfest gegarte Möhre mit frischem Grün allerdings viel besser stehen. Die Brotcreme hinterlässt viele Fragezeichen. Sie schmeckt wie Hummus, nur klebriger – vermutlich wegen der pürierten Stärke, aber genaues weiß man nicht.
Sympathisches Restaurant in der Findungsphase
Das Sellerieschnitzel ist ein simples Stück Knollensellerie ohne Panierung auf – Sie ahnen es: Selleriepüree mit Brombeersauce. Das ist völlig solide abgeschmeckt, aber ziemlich halbherzig. Gleiches gilt für den Blumenkohl: leckeres Püree, ein bisschen Lauchöl, völlig unnötige Blätterteigstücke und komplett beliebiges, austauschbares Röstgemüse. Warum liegt nicht ein knusprig gebratenes Blumenkohlröschen auf diesem Teller? Die gebackene Aubergine und der blanchierte Wirsing versöhnen ein bisschen. Beides schmeckt lecker. Luft nach oben bleibt.
Das „Hans & Franz“ ist ein sympathischer, junger Ort. Die geben sich viel Mühe. Noch sieht das aber nach kulinarischer Findungsphase aus. Vor allem im Gemüsebereich. Aber das Fundament ist gelegt.
Fazit: Sympathischer, junger Ort in der kulinarischen Findungsphase | Bewertung: 3 von 6 Spitzen
Hans & Franz, Herbrandstraße 7, 50825 Köln | Öffnungszeiten: Di-So ab 18 Uhr | www.hansfranz.de
Probiertes
- Sous-vide gegartes Rinderfilet, Kartoffelgratin, Parmesancreme, Kohlrabi // 21 €
- Geräucherter Aal mit pürierter Karotte, Brotcreme und Trauben // 14 Euro
- Sellerieschnitzel auf Püree und Chip vom Sellerie mit Brombeersauce // 7,50 Euro
- Püree von Blumenkohl an geröstetem Gemüse und Blätterteigdach // 8,50 Euro
- Aubergine mit Rosmarin-Crumble // 9,50 Euro
- Blanchierter Wirsing mit confierter Tomate// 9 Euro