Das beliebte Restaurant in Ehrenfeld gehörte 2017 zur ersten Welle der neuen Tapas/Mezze-Restaurants. Unser Restaurantkritiker verrät, was hier gelingt und was nicht.
Beliebtes Restaurant in EhrenfeldIm „Wallczka“ wird undogmatisch gekocht – so schmeckt's Carsten Henn
Freunde fragen mich immer mal wieder nach Restaurants für ein Rendezvous. Obwohl das Wallczka dank Kerzenschein ein klares Plus hat, würde ich eher mit einer Gruppe hingehen. Denn es ist laut und trubelig, die Inneneinrichtung – vom Künstlerkollektiv Zehnzeitzonen aus Berlin entworfen – geht in Richtung urban-industrial, also eher hip und cool.
Kulinarisch habe ich selten ein so undogmatisches Restaurant wie das Wallczka erlebt. Ob mediterran, asiatisch, orientalisch, deutsch oder polnisch, vieles findet sich unter den rund 20 Speisen, etliches auch vegetarisch oder vegan. Bei Weinen geht es von angesagtem Naturwein bis zu Mainstream-Kloppern wie Lugana und Primitivo. Zu jedem Tropfen bietet die Karte ein paar erklärende Sätze – leider sind keine Jahrgänge angegeben. Auch Cocktails und Kölsch vom Fass sind vorhanden.
Als das Wallczka 2017 in Ehrenfeld eröffnete, gehörte es zur ersten Welle der neuen Tapas/Mezze-Restaurants, die das Konzept der kleinen Speisen zum Teilen internationalisierten. Crossover ist hier nicht das Thema, die Gerichte bleiben in der Regel ihren Landesküchen treu. Beim Restaurant-Namen assoziiert man ein osteuropäisches Restaurant, aber er stammt von den beiden Gründerinnen Julia WALLstab und Iga RaCZKA.
Bestellt wird, indem man auf einem Zettel Gerichte ankreuzt, später kommt alles gleichzeitig auf den Tisch, der damit proppenvoll ist. Denn die Mezze hier sind größer als in vielen anderen Restaurants, weswegen die Bedienung auch nur zu zwei bis drei rät.
Kleine Mankos, Zutaten überzeugen
Die Zucchini-Albondigas sind gross, dunkel und kross frittiert, die Tomaten-Kokos-Sauce fruchtig abgeschmeckt. Die Krakauer von der Metzgerei Wild-Reuber aus Morsbach im Oberbergischen ist von wirklich guter Qualität, hätte aber mehr Grillaroma vertragen können, so wie die hausgemachte Currysauce mehr Schärfe. Aber, das schon an dieser Stelle, es sind kleine Mankos, in der Regel ist hier alles ordentlich zubereitet und auch die Zutaten überzeugen. Die Pita Bianco mit Pilzen, Kartoffel-Sticks, Röstpaprika, Feta, Tomaten-Marmelade und Rucola-Mandel-Pesto ist hoch aufgetürmt, aber wenn man eine Gabel mit allem gefüllt bekommt, ergibt sich ein harmonisch-würziges Ganzes.
–Gut auch das saftige Karaage-Huhn mit Takoyaki-Sauce, etwas zu kaltem Pak-Choi-Salat, Ingwer-Honig Dressing und gerösteten Erdnüssen. Schlüssig die handgemachten Pierogi mit Kartoffel-Quark-Füllung, Sauerkraut, kurz angebratenen Champignons, Schmorzwiebeln, Sauerrahm und einem – allerdings unbalanciert abgeschmeckten – Möhrensalat. Der einzige richtige Ausfall ist der Lachs im Sesam-Honig-Mantel (der keiner ist, sondern aus zwei Talern auf dem Fisch besteht). Er ist übergart, hat einen starken Eigengeruch und die Sauce schmeckt deutlich zu süß. Schwach auch das einzige Dessert auf der Karte, die zu dunkel karamellisierte Crème brûlée mit Vanillepudding-Charme – vermutlich bestellt in einem Restaurant mit so reichhaltigen Portionen keiner zum Abschluss etwas Süßes.
Sieben Tage geöffnet
Im Wallczka gibt es allerdings nicht nur Abendessen, sondern auch Frühstück, Mittag, Kaffee und Kuchen, und das sieben Tage die Woche. Der Service ist nett, aber was die Getränke betrifft nicht immer aufmerksam. Ein wichtiger Hinweis noch: nur Kartenzahlung!
Fazit: Stylishes Gastro-Konzept, bei dem – ob Speis oder Trank – jeder fündig wird. | Bewertung: 4 von 6 Punkten
Wallczka, Subbelrather Str. 295, 50825 Köln | Tel. 0221 - 29 84 21 56 | geöffnet Mo 17-23, Di-Fr 12-23, Sa 10-23, So & Feiertag 10-22 Uhr | www.wallczka.com
Henns Auswahl:
- Zucchini-Albondigas mit Tomaten-Kokos-Sauce 9,90 €
- Pita Bianco 13,40 €
- Pierogi mit Kartoffel-Quark-Füllung 12,20 €
- Krakauer Currywurst 7,90 €
- Karaage-Huhn mit Takoyaki-Sauce 13,20 €
- Lachs im Sesam-Honig-Mantel 12,80 €
- Crème brûlée 6,60 €