Henns RestaurantkritikKleine Fehler schmälern guten Eindruck im „Falderhof“ nicht
Seit jeher diffundieren Trends aus der Spitzengastronomie bis in die gutbürgerliche Küche. Seien es Produkte wie Quinoa oder Zubereitungsarten wie das Sous-vide-Garen. Mit Regionalität setzt sich jetzt ein Trend durch, der in der Landhausküche sein eigentliches Zuhause hat. Insofern passt es wunderbar, dass der Falderhof in Sürth sein kulinarisches Angebot neu konzipiert hat und nun deutlich mehr darauf setzt.
Einige Lieferanten wie Kartoffelkult in Rommerskirchen oder die Fischzucht Pilgram in Lohmar werden sogar ausdrücklich auf der kleinen Karte, bei der auch auf vegetarische Angebote geachtet wird, genannt. Im Zentrum steht eine ebenso harmonische wie klassische Landhausküche, dazu gibt es ein paar schöne Weine.
Große Portionen in besonderem Ambiente
Eine andere Besonderheit ist das Ambiente des Gutshofes aus dem 18. Jahrhundert. Aber obwohl es im großen Kamin knistert, mag es nicht so richtig „hyggelig“ werden, was an der dudeligen Musik, der Inneneinrichtung und dem manchmal etwas reservierten Service liegen mag. Allerdings muss man diesem eine Warnung zugutehalten, die bei der Bestellung ausgesprochen wurde: „Die Desserts ordern Sie lieber erst nach dem Hauptgang, wir wollen nicht, dass Sie sich gedrängt fühlen diese zu essen, obwohl Sie schon satt sind.“ Das ist erfreulich gästefreundlich gedacht. Die Portionen – vor allem die der Hauptspeisen - sind tatsächlich entsprechend groß.
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Aber erst mal zu den Vorspeisen: Die Ziegenfrischkäsemousse ist angenehm fluffig, und die Kombination mit Honig-Miso-Birne, Chicorée und „gebrannten“ Kürbiskernen addiert süße, bittere und knusprige Kontraste. Warum das Rindertatar vom (guten!) Simmenthaler Rind angebraten wird, erschließt sich nicht, denn von röstigen Noten ist bei dem kalt servierten Gericht nichts zu schmecken. Überzeugend dann der knusprige und herrlich heiß servierte Schweinebauch vom Thüringer Duroc, klug kombiniert mit Dreierlei von der Steckrübe (cremig / sautiert / eingelegt). Auch das Lohmarer Lachsforellenfilet kommt – auf der Haut – knusprig angebraten auf den Tisch, mit geschmortem Lauch, Selleriecreme und Braune-Butter-Schaum ganz klassisch und mannschaftsdienlich begleitet, nur die Salzzitrone entfaltet leider keine Wirkung.
Bei den Desserts dann kleinere konzeptionelle Fehler: Das Hagebutten-Sahne-Parfait, eigentlich klug-fruchtig mit Quittenmark und Apfelkrapfen flankiert, wird vom Zucker erschlagen. Das warme Orangenküchlein findet zwar mit fein bitterer Sanddornsauce und Schokoladenganache eine gute Balance, allerdings hätte es den kandierten Kürbis nicht gebraucht, denn das mehlige Gemüse verleiht dem Gericht Schwere. Doch das kann den guten Gesamteindruck nicht schmälern: Die Qualitäten liegen deutlich über dem, was die Küchen von Hotel-Restaurants sonst bieten.
Fazit: Überzeugende Landhausküche mit regionalem Ansatz in historischem AmbienteBewertung: Vier von sechs Sternen
Probiertes:
Angebratenes Rindertatar//15 €
Ziegenfrischkäsemousse// 11 €
Schweinebauch vom Thüringer Duroc // 26 €
Lohmarer Lachsforellenfilet // 32 €
Hagebutten-Sahne-Parfait // 10 €
Orangenküchlein // 10 €
Falderhof in Sürth, Falderstraße 29, 50999 Köln, Tel.: 02236-68716Öffnungszeiten: Di-Sa ab 17 Uhr (Küche ab 18 Uhr) Falderhof.info