Sülzer Kneipe ABS runderneuertIm „Rays“ kocht jetzt Spitzenpersonal des Ox&Klee
Von außen sieht es noch so aus, als würde es nie fertig. Aber das ist eine optische Täuschung. Denn drinnen ist alles, wirklich alles neu. Dabei war der große Rundumschlag – die Umwandlung vom ABS in ein Fine-Dining-Restaurant namens „Rays“ – gar nicht beabsichtigt. Erst recht war nicht geplant, in der neuen Küche Spitzenkräfte aus der Kölner Sterne-Gastronomie – wie etwa den bisherigen Chefkoch sowie den Barchef aus dem Ox & Klee, Erik Schmitz und Michael Elter zu beschäftigen. Doch gerade Letzterem steht die Freude, dem unbel(i)ebten Rheinauhafen entkommen und zu sein und künftig an einer Bar in Sülz mit Menschen kommunizieren zu können, deutlich ins Gesicht geschrieben.
Aber fangen wir von vorne an: Es begann damit, dass ABS-Wirt Raimund Stuka vor genau einem Jahr Kontakt mit dem auf Gastronomie-Projekte spezialisierten Kölner Architekturbüro Spitz & Schönberger Kontakt aufnahm, weil er im Restaurant-Bereich seines Sülzer Lokals drei neue Lichtschienen installieren wollte. Kein Problem, befand Regina Schönberger. Dann kam man überein, dass dem übrigen Raum eine andere Beleuchtung ebenfalls gut täte. Beim Blick zu Boden war schwerlich zu übersehen, wie sehr die Karnevalspartys der letzten dreißig Jahre dem alten Fichtenboden zugesetzt hatten. Um die ramponierten Holzdielen rausnehmen zu können, musste zwangsläufig auch die rote Sitzbank weichen. „So ging das Woche für Woche weiter, bis wir schließlich alles rausgenommen haben“, erklärt Schönberger.
Rückblickend betrachten Raimund Stuka und sein Sohn Dylan die Pandemie fast als Segen, weil sie sich unter „normalen" Umständen niemals ein ganzes Jahr lang Zeit für einen Umbau nehmen und sich so sehr auf die vielen kleinen Details hätten konzentrieren können: Die Leuchten mit der passenden Bezeichnung „In The Sun“, die aufgearbeiteten alten Fabrikfenster mit eingesetzten Spiegeln sowie die handgemachten Fliesen, die man bereits aus Stukas „Deli Sülz" kennt.
Die Karnevalspartys soll es weiterhin geben
Nicht zufällig wurde für den Wandputz das abwaschbare Material Terrastone verwendet, und die neuen Bänke und Tische wurden bewusst so konstruiert, dass man das Lokal „innerhalb eines halben Tages komplett leerräumen“ kann. Denn selbstverständlich wollen Vater Raimund Stuka, seine Frau Nicole Lutman, die wie Sohn Dylan (26) zum Management-Team gehört, mit Eröffnung des neuen Restaurants die legendären ABS-Karnevalsfeiern nicht komplett begraben. Auch die einstige Disco im Untergeschoss werde nach umfänglicher Renovierung in ein paar Monaten wieder als Club an den Start gehen, versprechen sie.
Sie finden jedoch auch, dass es nach 30 Jahren an der Zeit war, „ein neues Kapitel aufzuschlagen“. Maßgeblich daran beteiligt sind ein paar Personen, die bis vor kurzem an prominentester gastronomischer Stelle gewirkt haben: Hier wäre neben Erik Schmitz, einem echten kölschen Jung, der seine Kochkarriere bei Christina Fischer begonnen und zuletzt Daniel Gottschlich im „Ox & Klee " zur Seite gestanden hat, der Kollege Maksim Kusnezow zu nennen – ebenfalls vom Ox & Klee.
Die beiden neuen Rays-Küchenchefs unterstützt als dritter Mann Georg Lautwein (zuvor Sternerestaurant Maibeck). Wie eingangs erwähnt wird „Mike" Michael Elter die Bar im neuen Rays prägen und beweisen, dass er auch bei den nicht-alkoholischen Getränken ein Meister seines Faches ist.
Gastronom Raimund Stuka freut sich sehr, dass es ihm gelungen ist, solche Spitzenkräfte praktisch aus der Kurzarbeit heraus in sein beliebtes, lebendiges Veedelslokal gelockt zu haben, und man hat den Eindruck, die Freude ist nicht einseitig. Auch der künftige Serviceleiter Robby Jung hat zuvor im Zwei-Sterne-Restaurant Ox & Klee im Rheinauhafen gearbeitet.
„Exquisite Küche mit Top-Qualität"
„Das ABS war fantastisch“, resümiert Stuka mit Blick auf die zurückliegenden 30 Jahre. „Aber unsere Ausrichtung war nicht mehr aktuell genug. Was hier gerade entsteht, ist eine absolut exquisite Küche mit Top-Qualität bei den Zutaten. Unter der Überschrift „Mix & Share“ gibt es kleine Gerichte wie Blumenkohlsalat mit Humus und schwarzem Knoblauch (9 Euro), Dorade mit Black Beans und Portulak (10 Euro) oder Entenbrust mit Pflaume und Buchweizen (14 Euro). So wie das Dessert Rosmarin Cheesecake (12 Euro) stammen sämtliche Gebäckstücke – genauso wie die im Deli Sülz – aus der hauseigenen Bäckerei.
Zum Teil finden sich die Kreationen der Mix-and-share-Karte in den beiden Menüs wieder, einem vegetarischen Menü mit vier oder fünf Gängen (58/66 Euro) sowie einem entsprechenden Menü mit Fleisch und Fisch (68/78 Euro). Es gibt eine große Weinkarte, offene Weine werden ab 6 Euro/0,15l ausgeschenkt.
Innenarchitektin Regina Schönberger hat das aus drei Bereichen bestehende Lokal zwar komplett von innen erneuert, dabei jedoch mit hübschen Stilelementen wie zum Beispiel besonderen Bodenfliesen Zusammenhänge und Übergänge geschaffen. Ehemalige ABS-Gäste dürften vor allem die Verwandlung der Toilettenanlagen bestaunen. Dort funktioniert nun alles - auch die Türverriegelung - berührungslos. Das neue Rays öffnet am 12. November. In zwei bis drei Wochen wird dann auch noch das nagelneue Bistro 939 nebenan zugeschaltet, über das wir hier separat berichten werden.
Rays, Gottesweg 135, Köln-Sülz. Öffnungszeiten: Dienstags bis samstags ab 18 Uhr.