Carsten Henn testet diesmal das Restaurant „Ludwig im Museum“. Hier wird auf nachhaltige und regionale Speisen gesetzt. Wie es dort schmeckt.
Restaurant in Kölner InnenstadtWie es Carsten Henn im „Ludwig im Museum“ geschmeckt hat
Zuerst eine kleine Lobhudelei: Gaby und Achim Mantscheff, die Köpfe hinter dem „Ludwig im Museum“ sind Vorreiter, ja fast schon Visionäre in Sachen nachhaltiger, regional verankerter Gastronomie. Sie propagierten schon Bio, als das woanders noch als Schimpfwort galt. Das „Ludwig“ ist – immer noch eine echte Seltenheit – bio-zertifiziert. Einige Zutaten stammen vom eigenen Feld im Gut Horbell, Forellen kommen aus Lindlar, Rindfleisch aus Much, Kräuter aus Dormagen, der Kaffee aus der eigenen Rösterei. Zu dem kulinarischen Imperium der Mantscheffs gehören auch: Café Bauturm, Café Lichtenberg, Café Feynsinn, Café Central, Moxxa Caffé, La Büff, Offenbach am Carlsgarten, Ludwig im Staatenhaus. Früher gab es für Menschen wie sie das schöne Wort Tausendsassa.
Ihr „Ludwig im Museum“ liegt so zentral, dass es zentraler nicht geht: Im Museum Ludwig, direkt an Dom, Hohenzollernbrücke und über der Philharmonie. Der große Innenraum ist geprägt von riesigen Lampenkugeln. Auf der Terrasse blickt man Richtung Schäl Sick und genießt einen leichten Wind vom Rhein. Auf der informativen Getränkekarte stehen unter anderem einige schöne Bio-Weine wie die von der Hahnmühle.
Ludwig im Museum: Besondere Karte, hapernde Umsetzung
Vielleicht fragen Sie sich, warum ich so viel schreibe, bevor ich zum Wesentlichen komme. Weil das Essen leider nicht so gut ist, wie es auf der Speisekarte klingt. Ein Beispiel: Hausgemachte Ravioli gefüllt mir Kalbfleisch und Shiitake-Pilzen in Zitronengras-Sauce mit Kaffir-Limettenblättern, dazu geschwenkter Pak Chio mit Apfel. Die schwere, cremige Sauce hat Haut, der Ravioli-Teig ist viel zu dick, das Gericht gerät nicht nur aufgrund der karamellisierten Apfelspalten zu süß. Nächstes Beispiel: Filet vom St. Pierre dazu Schwarzknoblauch-Butter-Sauce, Brokkoli, Romanesco und Süßkartoffel-Apfel-Püree. Der Klecks mit schwarzem Knoblauch ist leicht angetrocknet auf dem lieblos angerichteten Fisch, das Püree ist zu süß, die Sauce schwerfällig.
Das geschmorte Ragoût vom Rind auf marokkanische Art sieht aus wie mit der großen Kelle auf den lauwarmen Teller gehauen, manches Fleischstück ist zu fest geraten, und auch hier schmeckt das Kartoffelpüree – aufgrund von Datteln – zu süß. Das aufgebackene Brot ist viel zu trocken, Olivenöl und Oliven sind dagegen klasse. Bei den Desserts fehlt dem Erdbeer-Tiramisu jegliche Schlotzigkeit, und der Rhabarber im Kompott ist zu hart. Einen Pluspunkt sammelt das Schokoladen-Mousse mit Mango-Basilikum-Parfait, da passt mal alles zusammen.
Bedenken sollte man allerdings, dass das Restaurant an sechs Tagen die Woche vom Frühstück bis zum Abendessen durchweg geöffnet hat. Da ist es eine ganz besondere Herausforderung, das Qualitätslevel konsequent oben zu halten.
Fazit: Vorbildliches Bio-Konzept, besondere Location, Essen leider mit Defiziten. | Bewertung: 2 von 6 Sternen
Ludwig im Museum, Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln, Tel. 0221/16 87 51 39. Öffnungszeiten: Di – Sa 10 – 0 Uhr (Küche bis 23 Uhr), So 10 – 21 Uhr (Küche bis 20 Uhr), www.ludwig-im-museum.de
Das hat Carsten Henn probiert:
- Hausgemachte Ravioli // 22,99 Euro
- Filet vom St. Pierre // 32,90 Euro
- Ragoût vom Rind auf marokkanische Art // 24,90 Euro
- Erdbeer-Tiramisu // 9,90 Euro
- Schokoladen-Mousse // 9,90 Euro