Henns Restaurantkritik„Club Astoria“: Idylle, guter Wein – durchschnittliches Essen
Köln – Die Belgier haben sich 1948 einen idyllischen Platz für ihr Offizierscasino ausgesucht: im Grüngürtel gegenüber dem FC-Stadion mit Blick auf den Adenauerweiher. Nach ihrem Abzug wurde es zu einem Restaurant mit Biergarten und Eventräumen. Am schönsten sitzt man im Freien oder am Fenster, ansonsten weiß der große, turnhallenartige Raum nicht recht zu überzeugen.
Das gilt auch für die hoch erscheinenden Preise der Vorspeisen, die Hauptgänge wirken im Vergleich schon fast normal kalkuliert. Überraschend: Auf der klassisch zusammengestellten Weinkarte finden sich etliche, zum Teil gereifte Bordeaux zu geradezu günstigen Preisen. Jetzt noch etwas Ordentliches auf dem Teller, denke ich, und das hier kann ein schöner Tipp werden!
Menükarte weist keine klare Linie auf
Die Menükarte weist allerdings keine klare Linie auf, sondern versammelt aus verschiedenen Landesküchen das, was gerade überall gut läuft. Als Gruß aus der Küche kommt dann ein Shot-Glas mit sehr durchschnittlicher Gazpacho – das hätte es wirklich nicht gebraucht.
Beim Salat von Spargel und Wildtomaten schmecken beide Zutaten gleichermaßen blass, das gilt auch für den Büffelmozzarella. Einzig Erdbeervinaigrette und Erdbeeren verleihen ein wenig Schwung. Beim Ceviche von der Jakobsmuschel mit gebeiztem Lachs können die Hauptdarsteller nicht überzeugen, dazu kommt, dass sie von zu viel Säure und einer Mayonnaise aromatisch geradezu erschlagen werden.
Der Lichtblick im „Club Astoria“ ist zugleich das teuerste Gericht
Der Erbsencremesuppe ergeht es nicht besser, hier ist es Trüffel-Geschmack, der ihr kaum Raum zur Entfaltung lässt. Die Vorfreude auf die Hauptgänge hält sich folglich in Grenzen. Das Beef-Thai-Curry mit Rinderfiletspitzen und einer spannungsarmen Sauce enttäuscht. Die hausgemachten Tagliatelle geraten zu weich und schwimmen in Fett.
Ein kleiner Lichtblick ist dann das teuerste Gericht der Karte: Filet vom Weiderind. Wie bestellt medium gegart und ausgesprochen zart. Allerdings ist es ratsam, die dazu gereichte schwarze Pfeffersauce wegzulassen, sie schmeckt zu süßlich. Ausnahmslos gut gerät das Astoria Wiener Kalbsschnitzel: schön dünn geklopft, mit soufflierter Panierung, dazu ein lauwarmer Kartoffel-Gurken-Salat.
Gute Desserts lassen Abend versöhnlich enden
Erstaunlicherweise wissen auch die Desserts zu überzeugen. Ob schön schaumige Zabaglione, die durch Rhabarber einen Säurekick erhält, oder köstlicher, warmer Blaubeer-Clafoutis, lassen den Abend versöhnlich enden.
Der Service war zwar freundlich, aber oftmals nicht auf Zack: Brot wurde nicht nachgefüllt, lange kein neues Wasser gebracht, und bei den Vorspeisen wurde zuerst eine falsche gebracht – mit einem nicht bestellten Extra, das aber später berechnet wurde.
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Fazit: Idyllische Lage, umfangreiche Weinkarte, doch Interieur und Speisen ließen zu wünschen übrigBewertung: Zwei von sechs Sternen
Probiertes
Spargel-Wildtomaten-Salat // 18 €
Ceviche von der Jakobsmuschel // 21 €
Getrüffelte Erbsencremesuppe // 12,50 €
Hausgemachte Tagliatelle // 19 €
Beef-Thai-Curry // 24 €
Astoria Wiener Kalbsschnitzel // 25,50 €
Filet vom Weiderind // 39 €
Erdbeer-Rhabarber- Zabaglione // 12 €
Blaubeer-Clafoutis // 12 €
Club Astoria, Guts-Muths-Weg 3, 50933 Köln, 0221-987 45 10Öffnungszeiten: Di-So 12-23 Uhr (Küche 12-21.15 Uhr; kleine Karte, Kaffee & Kuchen 14.20-17 Uhr), So ab 10.30 Uhr Brunch