Lieblingsort „Geschnitten Brot“„Ich wünsche mir den Aperitivo zurück"
Köln – Die Alteburger Straße ist die Flaniermeile der Kölner Südstadt, die Passeggiata vom Chlodwigplatz. Ein Restaurant neben dem nächsten, Tische, Bänke, bunte Markisen und Sonnenschirme, Lichterketten, Blumenkübel – ein farbenfrohes Treiben, eine der schönsten Straßen der Stadt. Hier kennt man sich. Die Gastronomen, die Gäste, die Nachbarn.
Birgit Winterberg führte seit 2014 das „Geschnitten Brot“, ein hübsches Ladenlokal mit Stullenkonzept. Es gab kräftiges Roggenbrot mit Leberwurst, stramme Maxe und kalten Hund. Schräg gegenüber arbeitete Paula Frackenpohl in einem italienischen Restaurant. Man grüßt sich, man hilft sich, man kommt ins Gespräch. Irgendwann fiel der Satz: „Also wenn ich mal keine Lust mehr hab, ruf ich dich an.“ Einer dieser Sätze, die man eben so sagt. Ein Scherz, ein klein bisschen Sehnsucht, das führt doch zu nichts.
Von der Stulle zum ambitionierten Sandwich
Naja, und dann klingelte das Telefon von Paula. Die 31-Jährige führt nun seit vier Jahren das „Geschnitten Brot“. Es hat sich viel verändert in dieser Zeit. Aus den Stullen wurden ambitionierte Sandwiches. Pastrami, hausgebeizter Lachs, Aubergine mit Tahini und Spitzkohl, gebratene Pilze mit Gouda, Spiegelei und Walnüssen. Dazu kommen Brunch-Gerichte wie goldene French-Toast-Scheiben mit Cheddar, Rührei und gepickelten Zwiebeln. Die süße Version mit Kompott und Baiser, Joghurt mit Granola und Obst und weißes Bohnenpüree mit Salzzitrone und geröstetem Sellerie.
„Wir entwickeln uns weiter. Stück für Stück. Die Sandwiches sind eigentlich als To-go-Idee aus der Not heraus im ersten Lockdown entstanden. Und plötzlich standen die Leute die ganze Straße runter.“ Paula quillt über vor Begeisterung und Tatendrang: „Ich wünsche mir den Aperitivo zurück. Wir sind hier auf der Südstadt-Promenade. Da muss man doch Crémant trinken und Häppchen essen.“ Kurze Euphorie-Pause. „Außerdem ist das eine fantastische Verwertungsmöglichkeit für die Küche.“ Unternehmerin-Modus an.
Warteschlangen am Wochenende
Das „Geschnitten Brot“ hat einen gewaltigen Entwicklungssprung gemacht. Am Wochenende bilden sich Schlangen vor der Kuchenvitrine und der Kampf um die Außenplätze ist hart. Zu den Kuchen-Highlights gehören der Möhrenkuchen von der Oma mit Mascarpone-Orangen-Creme, gedeckter Apfel- und Käsekuchen und klassische Rührkuchen in Nuss, Zitrone und Schokolade. „Das sind die Kuchen unsere Kindheit, oder? Deshalb lieben wir die so.“
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Ich hab glücklicherweise keinen Platz mehr für meinen Vortrag über kulinarische Nostalgie und Rückbesinnung. Also kürzen wir die Sache ab. Das Fazit: Das „Geschnitten Brot“ ist ein Lieblingsort. Es gibt sehr gute Sandwiches, Kuchen aus der Kindheit, lindgrüne Möbel aus Lissabon, Salzzitrone und Tahini-Dressing, die schönste Zitronenvase der Welt – und eine herzliche Gastgeberin mit einem tollen Team.
Julias Auswahl im „Geschnitten Brot“
Egg Drop Sandwich // Rührei, Speck, Avocado und Mayonnaise // 10,50 Euro
Sellerie Sandwich // Gerösteter Knollensellerie, Zitronen-Tahini-Sauce,Daikon-Rettich mit Apfel, Wildkräuter // 10,50 Euro
Pastrami Sandwich // Pastrami, steirischer Bergkäse, Sauerkraut, Tomaten-Chutney // 12 Euro
Gold Brioche // French Toast, Cheddar, Rührei, Parmesanhobel, gepickelter Frühlauch, Wildkräuter // 11,90 Euro
Geschnitten Brot, Alteburger Str. 28, 50678 KölnÖffnungszeiten: Do-Fr + Mo 10-18 Uhr, Sa + So 9-18 Uhr