Mit einer Filiale in Mülheim ist „An Banh Mi“ 2023 nach Köln expandiert. Was hält Gastrokritikerin Julia Floß von den vietnamesischen Sandwiches?
Vietnamesische SandwichesSo schmeckt's Julia Floß im „An Banh Mi“ in Mülheim
Seit letztem Oktober gibt es einen Neuzugang in der kleinen Snack-Gastronomie am Carlswerk. Der Standort ist Mittagstisch-Gold. Sämtliche Mitarbeiter aus den umliegenden Büros und Gewerken pilgern ab 12 Uhr los, um sich irgendwo ein akzeptables Mittagessen zu beschaffen. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit beschränkte sich diese Mission auf die Keupstraße und den italienischen Supermarkt um die Ecke.
Wie in jedem Gewerbegebiet fällt früher oder später irgendjemandem auf, dass man mit hungrigen Menschen Geld verdienen kann und dass es doch eine tolle Idee wäre, eine Salatbar zu eröffnen. Selbstverständlich fehlt in der dafür angemieteten Immobilie die Küche, das macht aber nix, man kauft einfach schon alles fertig vorbereitet. Das spart auch Personal. Doppelt praktisch. Ich scherze natürlich: Sie wissen, welche Form von Gastronomie ich meine. Man findet sie immer in diesen dezent trostlosen Gewerbegebieten und sie haben alle das gleiche Sortiment: eiskalte, leicht feuchte Körnerbrötchen mit „Caprese“-Belag, Aufback-Schoko-Croissants und hemmungslos welke Salat-Eimerchen.
„An Banh Mi“ bringt ein neues Konzept nach Mülheim
Das Ladenlokal in der Schanzenstraße hat mehr als ein fades Salatbar-Konzept zu bieten. Der neue Kandidat im Mülheimer Büroviertel kommt aus Vietnam beziehungsweise Düsseldorf. „An Banh Mi“ ist ein, nicht mehr ganz so kleiner, Familienbetrieb. Es gibt bereits zwei Filialen in Düsseldorf. Die erste eröffnete vor knapp zwölf Jahren. Auf den ersten Laden folgte der zweite und im vergangenen Jahr wurde nach Köln expandiert.
Wie der Name bereits verrät: im „An Banh Mi“ werden Banh Mis serviert, vietnamesische Sandwiches. Es stehen verschiedene Beläge zur Auswahl. Der Klassiker mit mariniertem Schweinefleisch, Paté und vietnamesischer Wurst zum Beispiel. So wird das Banh Mi typischerweise serviert.
Zum charakteristischen Bausatz gehören ein fluffig leichtes Baguette-Brötchen, süß-sauer eingelegte Rettich- und Möhrenstreifen, frische Gurke und Koriander. Das gebratene Ei ist optional, aber unbedingt empfehlenswert. Auf den Tischen stehen sämtliche Chili- und Würzsaucen bereit. Mein persönlicher Favorit ist das Eier-Sandwich mit jeder Menge Sriracha.
Die Auswahl der Toppings ist umfangreich. Von vegan über vegetarisch bis hin zu Omnivor: Tofu mit Zitronengras, Curry-Hühnchen, Limetten-Shrimps, geschmortes Schweinefleisch, Rote-Bete-Edamame und so weiter. Des Weiteren stehen Sommerrollen, Mango-Gurken-Salat und eine Handvoll Bowls auf der Karte. Das liest sich alles sehr ansprechend und ist eine schöne Mittagstisch-Option.
Die Sandwiches sind lecker, unterschreiten aber die Erwartungen
Personalmangel begegnet uns in beinahe jeder Gastronomie. Überall werden Mitarbeitende und Aushilfen gesucht. Betriebe müssen ihre Öffnungszeiten anpassen und Menükarten eindampfen, weil das Pensum ansonsten nicht zu schaffen ist. Man ist dankbar für jede helfende Hand, auch wenn die möglicherweise gar nicht mal so gut eingearbeitet wurde oder gar nicht mal so gut geeignet ist.
Anders lässt sich kaum erklären, warum an diesem Standort jemand überrascht ist, wenn mittags um halb eins Gäste das Lokal betreten. Die Rushhour liegt hier zwischen 12 und 14.30 Uhr. Bis dahin müssen alle Vorbereitungen getroffen sein. In der Küche nennt man das „Mise en Place“. Alles, was man für den Service braucht, ist fertig und einsatzbereit (inklusive der kochenden Person). Zum Beispiel das eingelegte Gemüse. Das kann man sogar Tage vorher schon vorbereiten.
Die Banh-Mis in der Kölner Filiale „An Banh Mi“ sind lecker, unterschreiten aber die Erwartung. Wenn ein Laden so heißt wie sein wichtigstes Produkt, dann sollte das auch außergewöhnlich gut sein. Möglicherweise hilft es bei der angespannten Personallage, die Karte etwas zu komprimieren und sich intensiver auf weniger Gerichte zu konzentrieren. Das schöne Konzept hätte diesen Versuch verdient. Banh Mis sind ein fantastischer Mittagssnack und perfekt für diesen Ort.
Fazit: Tolles Konzept, gerade an dem Standort, man wünscht sich mehr Liebe zum Detail | Bewertung: 4 von 6 Dreiecken
An Banh Mi, Schanzenstraße 6, 51063 Köln | Öffnungszeiten: Mo-So 11.30-21 Uhr, anbanhmi.de
Julia Floß' Auswahl:
- Banh Mi // Curry Beef // 9,50 Euro
- Banh Mi // Lemongras Tofu // 8,50 Euro
- Banh Mit // Spezial // 9,50 Euro
- Summer Rolls // Mango Avocado // 5,90 Euro
- Banh Mi // Fried Egg // 8,50 Euro