Eine laufende Weinkarte und Gerichte aus aller Welt – unser Gastrokritiker Carsten Henn hat das None Bistro in Lindenthal besucht.
Internationale Küche in Köln-LindenthalSo hat es Carsten Henn im None Bistro geschmeckt
Solch eine Antwort habe ich noch nie auf die Frage nach der Weinkarte erhalten. „Die Weinkarte bin ich! Eine laufende Weinkarte“, erwidert Marlee Högg augenzwinkernd. Sie ist zusammen mit Jill Steinkamp Inhaberin und Gastgeberin des im April eröffneten None Bistro an der Ecke Gottesweg / Königswinterstraße. Högg fordert uns auf unsere Vorlieben zu nennen und kehrt kurz danach mit drei passenden und fair kalkulierten Flaschen zurück. Keine Frage, sie lebt und liebt Wein und bringt das sehr sympathisch rüber.
Dazu passt, dass die Gläser ausgesprochen gut sind – allerdings dürfte der Wein beim Servieren kälter sein. Eine kleine „nicht-laufende“ Weinkarte gibt es allerdings auch, nämlich acht auf eine Tafel geschriebene offene Tropfen, aber man sollte sich unbedingt von der „laufenden“ beraten lassen.
Bistrospeisen in Tapas-Größe werden zum mehrgängigen Menü
Das NONE hat ein ungewöhnliches Konzept: an drei Tagen (Dienstag bis Donnerstag) ist es eine Weinbar mit kleiner Speiseauswahl, Freitag und Samstag verwandelt es sich in ein Restaurant mit schlicht-unkomplizierten (und entsprechend schnörkellos angerichteten) Bistrospeisen in Tapas-Größe, bei denen man sich aus sieben verschiedenen ein 3- oder 4-Gang-Menü zusammenstellt. Bei einer simplen Küche mit wenigen Zutaten müssen diese qualitativ sehr gut und klug zusammengestellt sein, damit die Gerichte kulinarisch beeindrucken. Bei der Burrata mit Mango, ein paar Kirschtomaten und Basilikum-Pesto gelingt das gut, bei der klassischen Ceviche mit Kabeljau, Zwiebeln und ein paar Chips dagegen weniger, denn dem Gericht geht nach einigen Bissen die Luft aus, und die Chili-Scheiben sind so scharf, dass sie alles übertönen.
Stilistisch zeigt sich schon bei den ersten Speisen: ob Italien oder Peru, ganz undogmatisch werden aktuell angesagte Gerichte aus diversen Landesküchen angeboten. Asiatisch inspiriert der vegetarische Gang mit zwei Karottenstangen – eine warm, eine kalt -, Teriyaki-Sauce, Tofu-Creme, knusprigen Pumpernickel-Flocken und Ingwerscheiben. Jede Gabel schmeckt anders, aber immer schlüssig und lecker.
Gute Ansätze mit Luft nach oben
Da kann das deutlich zu trocken gegarte Kikok Huhn auf Spitzkohl nicht mithalten, auch weil die kleinen Trüffelstückchen nahezu keinerlei Geschmack entfalten – eine Kunst bei dem aromatisch potenten Pilz.
Bei der Fregola Sarda entfaltet der im Menü stehende Pecorino kaum Wirkung, insgesamt wirkt der Pasta-Gang zu trocken und zu wenig würzig, die vier Artischockenstücke obenauf fügen sich zudem nicht harmonisch ein. Pfiffig dann das Dessert mit Quitte, Ziegenjoghurt und Tonkabohne – eine ungewöhnliche Kombination, die mit Frische, Frucht und nussigen Aromen spielt.
Wer also ein schönes Glas Wein und eine Kleinigkeit – im Sommer auch im Freien - essen will: sichere Adresse. In Sachen Menü gibt es gute Ansätze, aber das junge Restaurant dürfte da gerne noch etwas drauflegen.
Fazit: Charmantes Bistro mit Schwerpunkt auf Wein, ungewöhnlichem Speisekonzept, und persönlichem Service. | Bewertung: 3 von 6 Punkte
NONE Bistro, Königswinterstr. 1, 50939 Köln | Tel.: 0221-34 66 11 27 | Öffnungszeiten: Di-Do 17-23 (Bistro-Karte), Fr-Sa 17-23 (Chefs Menu) | www.none-bistro.de
Das hat Carsten Henn probiert:
- Chefs Menü 38 € (3 Gänge) // 46 € (4 Gänge)
Bistro-Karte:
- Pochierter Lachs & Polenta 18 €
- Artischocke / Ricotta / Mezzalune 16,5 €