„Gasthaus Stollenwerk“Wie schmeckt die klassische Gasthausküche vom Sternekoch?
Köln – Es ist eine Krux mit der Erwartungshaltung: eröffnet ein ehemaliger Sternekoch ein neues Restaurant, dann rechnet man damit, seine Könnerschaft irgendwie in den neuen Gerichten erkennen zu können. Selbst wenn er Pizzen backt oder Currywürste serviert. So könnte es auch Gästen im Gasthaus Stollenwerk in Neu-Ehrenfeld ergehen, dem ehemaligen Wirtshaus Hotzenplotz.
Namensgeber Bernd Stollenwerk kocht dort keine Gasthausküche mit Haute-Cuisine-Dreh sondern größtenteils ganz klassisch-rustikale Gasthausküche, ergänzt durch einfache Bistro-Gerichte. Mit denen man sehr zufrieden wäre, würden sie in einer ganz normalen Gaststätte serviert werden. Also: Erwartungen runterschrauben und genießen, was auf den Teller kommt – oder in die Take-Away-Verpackungen (positiverweise aus Pappe).
Guter Burger mit hausgemachtem Bun
„Stollis Burger“ suggeriert vom Namen her schon die neue kumpelige Nähe zum Gast, und tatsächlich ist das Ergebnis etwas, das man einem guten Kumpel servieren würde. Ich habe die „Mit allem“-Version gewählt, also samt Bacon und Jalapeños. Ein gut konzipierter Burger mit hausgemachtem Bun, viel „Belag“ und großem Fleisch-Patty. Eine andere Hauptspeise ist die Dorade, begleitet von Grillgemüse, wobei beides aromatisch kaum punkten kann. Das Cordon Bleu vom Eifler Schwein ist sehr dünn und wirkt eher wie ein umfunktioniertes Wiener Schnitzel.
Der Klassiker Fish & Chips in solider Qualität wird von einer Trüffelmayonnaise begleitet. Ein modischer Dreh, der wenig Sinn macht, denn der fettig frittierte Fisch braucht Frische-Akzente und keine erdige Note. Klüger ist da der Kniff, den Gurkensalat zum hausgebeizten Lachs mit Wasabi aufzupeppen. Keine Angst, die Schärfe ist – genau wie bei den Jalapeños des Burgers – äußerst zahm. Mit Burrata und Parmaschinken auf lauwarmen Spargelsalat hat Stollenwerk auch eine überzeugende italienische Variation des saisonalen Gemüses auf der Speisekarte.
Genießen in guter Stube oder Biergarten
Beim gegrillten Oktopus sind die großzügigen Stücke gekonnt gegart, innen schön weich und außen leicht knusprig, aber der Gang wird von einem gratinierten Ziegenkäse völlig beherrscht. Schade um die Meeresfrucht. Bei einem Gericht kommt der ehemalige Sternekoch dann doch durch, weil sich gerade im Abschmecken die Meisterschaft zeigt. Die Sauerampfersuppe trifft genau den perfekten Punkt zwischen Cremigkeit und Säure, der einen die dampfende Speise ganz versonnen löffeln lässt. Sowohl Tiramisu wie Mousse au Chocolat gelingen Stollenwerk souverän und angenehm fluffig.
Spannend wird sein, wohin sich die Küche in den nächsten Jahren entwickeln wird: Gasthausstil oder massenkompatible kulinarische Variationen? Egal wie, genießen kann man sie sowohl in der guten Stube wie auch im kleinen Biergarten.
Chamissostraße 2, 50825 Köln, Tel. 0221/42 34 1020www.stollenwerk-gasthaus.deBestellungen Di-So 10.30-20 Uhr, Abholung 12-20.30 Uhr
Probiertes
Stollis Burger mit Bacon & Jalapeños 13,50 Euro
Gegrillter Oktopus 15 Euro
Cordon Bleu vom Eifler Schwein 17 Euro
Tiramisu 6 Euro (inkl. Glaspfand)
Fazit: Bernd Stollenwerk ist und bleibt ein versierter Koch, auch mit rustikaler Küche.