Was die thailändische Küche wirklich ausmacht, ist ihre geschmackliche Tiefe. Im Chok Dee wird diese Erwartung aufs Beste erfüllt.
Schmeckt’s, Frau Floß?Warum das Thai-Restaurant „Chok Dee“ glücklich machen kann
Manchmal läuft man mit riesigen Scheuklappen durch die Gegend und fragt sich im Nachhinein, wie das eigentlich passieren konnte. Das Eckrestaurant „Chok Dee“ in der Nähe vom Neumarkt hat ein großes Kleeblatt im Logo. Fortan hatte mein Unterbewusstsein das Lokal als „Ich glaube da ist ein Irish Pub“ abgespeichert.
Ich muss zu meiner Verteidigung gestehen, dass ich wirklich äußerst selten in diesem Winkel der Stadt unterwegs bin. Die Erkenntnis meiner einigermaßen peinlichen Fehleinschätzung setzte ausgerechnet in Neuss auf dem Parkplatz eines Möbelhauses ein.
Menschen aus Belgien und den Niederlanden kommen nach Köln, um dieses Restaurant zu besuchen
Hier findet in regelmäßigen Abständen ein thailändisches Street Food-Festival statt. An den Verkaufsständen duftet es nach Zitronengras und Erdnussöl. Unter Pavillons werden Papayasalate im Akkord gestampft. Auf der Bühne geben furchtlose Interpreten thailändische Popsongs zum Besten. Und zwischen Bierbänken und Bratnudeln fällt immer wieder der Name „Chok Dee“. Es stellt sich also heraus: der vermeintliche Irish Pub ist eines der renommiertesten Thai-Restaurants in Köln und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Vor allem in der thailändischen Community. Menschen aus Belgien und den Niederlanden unternehmen Tagesausflüge in die Domstadt, um dieses Restaurant zu besuchen. „Chok Dee“ ist weder irisch noch gälisch, sondern der thailändische Ausdruck für „Viel Glück“. Das erklärt auch das Kleeblatt.
Mit Schamesröte im Gesicht suche ich also das Eckrestaurant am Neumarkt auf, bestelle Thai-Eistee mit Zitrone und arbeite mich durch die umfangreiche Karte. Die ist unterteilt in Mittagstisch, Thai Style und „das Original“. Für die Lektüre dieses Wälzers sollte man ein bisschen Zeit einplanen, ansonsten übersieht man diverse Schätze, wie etwa die gesalzenen Eier mit Mais.
An den Nebentischen werden ganze Fische mit dampfenden Toppings serviert. Riesige Schalen mit Nudelsuppe und allerlei Bällchen schwappen vorbei. Eine Gruppe dänischer Touristinnen stößt mit bunt leuchtenden Cocktails an.
Leicht reizüberflutet entscheide ich mich für die Shrimp-Frikadellen und einen Salat aus blanchierten Gambas und Zitronengras. Die Frikadellen sind zweifelsohne hausgemacht, außen herrlich knusprig und innen saftig. Küchinchefin Prangthip Samutwanit fügt der Garnelenmasse kleine Speckwürfel hinzu. Das sorgt für jede Menge Umami, übertönt aber nicht den zarten Geschmack der Garnelen. Dazu wird ein magischer Dipp aus Fischsauce, frischen Gurken, gehackten Erdnüssen, roten Zwiebeln und Chili gereicht. Diese kleine, köstliche Vorspeise bildet die Genialität der thailändischen Küche ab: Vielfalt und Ausgewogenheit. Das heiße, frittierte Küchlein wird mit der Frische von Gurken und roten Zwiebel kontrastiert. Garnelen und Speck bringen Süße, Fett und Salz. Limettensäure und die angenehme Schärfe brechen die dichte Aromenmauer. Die Erdnüsse ergänzen eine weitere Textur. Auf diesem Tellerchen passiert wahnsinnig viel und das soll erst der Anfang sein.
So öffnet ein Salat die thailändische Armonen-Schatzkiste
Der Salat aus blanchierten Gambas setzt da noch eins drauf und öffnet die große Kiste der thailändischen Aromen-Power: Zitronengras, Kaffirlimettenblätter, Minze, Koriander. Dieses Gericht ist gleichzeitig wuchtig und zart. Der geröstete Reis übernimmt dieses Mal die Aufgabe der Erdnüsse und bringt Crunch und leichte Röstaromen.
Zu den (zahlreichen) Spezialitäten des Hauses gehört der ganze, frittierte Tilapia. Ich wähle Tamarinde, Chili und Cashewkerne und wie zu erwarten brennt dieses Gericht ein Feuerwerk ab. Machen Sie bitte nicht den Fehler und schieben das Topping zur Seite, um sich zum Fisch vorzubereiten. Das gehört alles dazu. Die Limettenstückchen, das Zitronengras, die frittierten Kaffirblätter, die frischen Kräuter – unbedingt alles mitessen.
Küchinchefin Prangthip Samutwanit und ihr Team sowie die ganze Familie Suthawan liefern einfach ab. Und das seit 2017. Danke dafür.
Fazit: Eines der besten Thai-Restaurants der Stadt. Bewertung: 5 Dreiecke
Chok Dee, Bayardsgasse 4, 50676 Köln, Mo-Di + Do-Fr 11.30-22.30 Uhr, Sa+So 12-22 Uhr, Telefon: 0221 16834442
Meine Auswahl:
- Tord Man Gung // Frittierte Shrimp-Frikadellen mit Speck, rotem Curry, Eiern, Pankomehl, Gurkensalat, Erdnüssen, Paprika und roten Zwiebeln // 7,80 Euro
- Plah Gung // Blanchierte Gambas mit geröstetem Reis, Fischsauce, Zitronengras, Kaffirblättern, Minze, Chili, Koriander, Roten und Frühlingszwiebeln // 20,50 Euro
- Cha Manau // Thai-Eistee mit Limette // 5 Euro
- Gaeng Massaman // Massaman Curry mit Kokosmilch, Zwiebeln, Kartoffeln, Erdnüssen, Röst- und Frühlingszwiebeln // 14,50 Euro
- Pla Luey Suan // Frittierter Tilapia in einer Marinade aus Chili, Fish- und Tamarindensauce mit frittierten Kaffirblättern, Limetten, Zitronengras, Roten Zwiebeln, geröstetem Reispulver, Chili, Cashewnüssen und Minze // 29,- Euro