Rheinland für EntdeckerAuf der Spur von Hexen und Reben im Moseltal
- Gehen Sie mit uns auf Sommertour: In unserer Serie „Rheinland für Entdecker“ geben wir Tipps für Ausflüge und Kurzurlaube in unserer Heimat.
- Kennen Sie das Moseltal? Wir sagen Ihnen, was Sie hier entdecken und welchen interessanten Wesen Sie auf einer Wanderung begegnen können.
- Lesen Sie hier auch alle bereits erschienenen Ausflugstipps aus unserer Sommerserie „Rheinland für Entdecker".
Auf dem Moselsteig zwischen Kobern-Gondorf und Winningen findet sich das alles auf engstem Raum. Kultur- und Weinbotschafterin Martina Kröber kennt die Flora und Fauna ganz genau, sie kennt die Geschichten, die viele Orte zu erzählen haben, und sie lehrt einen, dass es sich lohnt, schwierige Wege auf sich zu nehmen und manchmal genau hinzuschauen, um Besonderes zu entdecken.
In den steilen Hängen des Berges Uhlen fühlt sich die Mauereidechse wohl. Wer mal eine Minute innehält, sieht die kleinen Tiere über die Felsvorsprünge flitzen. „Sie ist hier nicht gefährdet, weil wir viele Trockenmauern haben“, erklärt Kröber. Diese Trockenmauern prägen die steilen Hänge des Uhlens, des neben dem Bremmer Calmont wohl bekanntesten Weinbergs an der Mosel. Nur durch sie ist es möglich, hier überhaupt Wein anzubauen. Doch trotz der typischen Terrassen, durch die Steingebilde entstehen: Wer von unten die Hänge hinaufblickt – und dafür muss man sich etwas abseits des Moselsteigs bewegen –, dem wird auf Anhieb klar sein, was es für einer Anstrengung bedarf, hier zu arbeiten. Nicht ohne Grund wird die Aussage „Steillagenwinzer sind Helden“ in Winningen vielleicht etwas häufiger genutzt als in anderen Orten an der Mosel.
Wein mit besonderem mineralischem Geschmack
Doch die Winzer nehmen die Mühe nicht ohne Grund auf sich. Die hier zu findenden Schieferböden geben dem Wein (meist Riesling) einen besonderen mineralischen Geschmack. So unterschiedlich die Böden im Uhlen, so unterschiedlich schmeckt auch der Wein, der dort angebaut wird. Hinzu kommt, dass die Sonne durch die steilen Hänge in einem ganz anderen Winkel auf die Trauben trifft, erklärt Martina Kröber. Die Touristen, die sie durch die Landschaft führt, erfahren viel über den Wein und den Berg und darüber, wie alles entstand. Sie erzählt vom Urmeer, das es hier einst gab, und zeigt Fossilien, die heute noch davon zeugen. Sie berichtet, dass der Name Uhlen sich von der Eule ableitet und dass an der großen Felsnase in der Nähe der Autobahnbrücke heute noch Uhus nisten.
Natürlich hat der Mensch durch den Bau der Terrassen in die Natur eingegriffen, gleichzeitig hat er dadurch aber auch für neue Lebensräume gesorgt, die Tieren wie der Mauereidechse Schutz bieten, und er hat eine einzigartige Kulturlandschaft geschaffen. „Wenn Schnee liegt, sieht man gut, wie hoch die Trockenmauern in den Berg gezogen sind“, sagt Kröber.
Bedrohter Apollofalter flattert in Uhlen
Im Sommer bilden die vielen Pflanzen mit ihrem saftigen Grün einen Kontrast zu den steinigen Hängen. Hier blühen Pflanzen wie der weiße Mauerpfeffer, der für die Raupe des Apollofalters wichtig ist. Der Apollofalter ist in Europa stark bedroht. Im Uhlen kommt er vor. Ab Ende Mai kann man ihn – wenn man aufmerksam ist – beobachten. „Der Schmetterling mag am liebsten lilafarbene Blüten“, weiß Martina Kröber. Wie die der Skabiose-Flockenblume. Auch die gibt es im Uhlen.
Dass der Moselsteig nicht auf der Vorderseite des Uhlens entlangführt, also durch den Weinberg, kann man einerseits sicher schade finden. Aber andererseits ist der schattigere Weg auf der anderen Seite gerade in den heißen Sommermonaten auch von Vorteil. Denn der Weg ist durchaus anspruchsvoll. Er führt über die Koberner Weinberge, auf deren Höhen man nicht nur die Ruinen von Ober- und Niederburg, sondern auch die spätromanische Matthiaskapelle aus dem 13. Jahrhundert findet, hinunter an die Mosel und dann wieder hinauf auf den Uhlen. Und wie steil der Berg ist, bekommt der Wanderer dort am eigenen Leib zu spüren. Martina Kröber sieht sich die Teilnehmer an ihren Führungen daher immer genau an, erklärt sie. Denn nicht jeder ist den Anstrengungen gewachsen.
Aussichtspunkt mit spektakulärem Ausblick
Der Weg hinauf führt im dichten Wald einmal mehr vorbei an Trockenmauern. Warum diese dort gebaut wurden, ist nicht ganz klar. Wein wird dort heute jedenfalls nicht mehr angebaut. Ob das jemals der Fall war? „Vermutlich war das eher eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“, sagt Martina Kröber. Wie begünstigt die Region durch das milde Klima und die Lage ist, zeigt sich auch auf der moselabgewandten Seite. Statt Weinreben sind es aber Bäume und dichtes Buschwerk, die die Landschaft prägen.
Umso beeindruckender ist es, wenn man – oben angelangt – auf Felsvorsprüngen aus dem Wald hinaustritt und der Blick frei wird ins Moseltal, auf die darüberliegende Autobahnbrücke sowie die Orte Dieblich und Kobern-Gondorf. Winningen rückt erst später ins Blickfeld. Interessant ist, dass die Terrassen, von oben betrachtet, nicht so dominant wirken wie von unten. Und oft gibt es überhängende Felsvorsprünge, die den Blick auf die Weinreben versperren.
Am Aussichtspunkt Blumslay bekommt der Besucher einen spektakulären Eindruck vom Moseltal. Hier ist der Uhlen am steilsten, das Tal am engsten, weshalb man dort vor fast 50 Jahren auch die Moseltalbrücke gebaut hat. In einer Höhe von 136 Metern führt sie die Autobahn 61 über das Tal. Ihre Größe und Architektur sind natürlich auffällig.
Besondere Beziehung zur roten Hexe
Nun ist der Wanderer dem idyllischen Winningen schon sehr nahe. Und wer genau hinschaut, erkennt neben den Markierungen für den Moselsteig auch kleine rote Hexen. Und zu diesen hat man in Winningen eine besondere Beziehung. Neben der Weinkönigin gibt es hier eine Weinhex sowie einen Hexenhügel mit vorbeiführendem Hexenpfad. Mit dem Thema kennt sich Martina Kröber besonders gut aus. Regelmäßig veranstaltet sie Hexenwanderungen.
Doch auch wenn die Geschichten über die Winninger Hexen weit weniger magisch sind, als man auf Anhieb denkt: Wahrhaft magisch ist die Verbindung von Mensch, Natur und Wein, die man hier erleben und im Riesling auch schmecken kann.
Tipps zur Freizeitgestaltung
Geschichte erleben: Kobern-Gondorf ist ein Ort mit einer äußerst ereignisreichen Geschichte. Wer will, kann die Oberburg und die Niederburg, oberhalb von Kobern auf eigene Faust erkunden. Parken am besten im Mühlental unterhalb der Burgen. Von dort aus sind diese zu Fuß zu erreichen. Auf dem Plateau steht die aus dem 13. Jahrhundert stammende Matthiaskapelle.
Informationen zu Führungen in der Matthiaskapelle, aber auch zu Dorfrundgängen in den Ortsteilen Kobern und Gondorf (mit den Schlössern Liebieg und von der Leyen) gibt es bei der Tourist-Info, Tel. 02607/1055, tourist@kobern-gondorf.de
Für Sportler: Vom Winninger Flugplatz kann man zu Rundflügen über das Moseltal starten. Ansprechpartner ist die Rhein-Mosel-Flug GmbH, Tel. 02606/866, www.flyrmf.de
Oder man kann die Indoor-Abenteuergolfanlage in Kobern-Gondorf, Kalkofen 2, besuchen. Geöffnet von Mittwoch bis Freitag sowie an Feiertagen und am Wochenende.
Für Feinschmecker: Wer sich von der Vielseitigkeit des Winninger Weins überzeugen will, der ist in der Vinothek im Winninger Spital genau richtig. Dort gibt es von den Wirten Lothar und Martina auch Restauranttipps für die Umgebung. Die Vinothek ist im Sommer mittwochs bis samstags von 15 bis 20 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 19 Uhr. Kontakt: Tel. 02606/961514, www.vinothek-winningen.de
Anreise
Von der A3 kommend geht es am Dernbacher Dreieck auf die A48 in Richtung Koblenz, am Koblenzer Kreuz auf die A61 in Richtung Mainz/Ludwigshafen, auf der A61 dann die erste Abfahrt (Koblenz-Metternich/Winningen) nehmen.
Von der A61 aus Richtung Mainz oder aus Richtung Köln kommend, fahren Sie an der Abfahrt Koblenz-Metternich/Winningen ab, danach folgen Sie bitte der Beschilderung nach Winningen. Auch erreicht man Winningen, wenn man von Koblenz aus über die B 416 Richtung Trier fährt.
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