Rheinland für EntdeckerDiese Wanderung im Oberbergischen eint Körper und Geist
- Gehen Sie mit uns auf Sommertour: In unserer Serie „Rheinland für Entdecker“ geben wir Tipps für viele Kurzurlaube in unserer Heimat.
- Auf dem 11,5 Kilometer langen Rundweg gibt es acht Stationen zum Meditieren.
- Eine Atemtherapeutin hat die Meditationsübungen entwickelt.
- Lesen Sie hier auch alle bereits erschienenen Ausflugstipps aus unserer Sommerserie „Rheinland Entdecker".
Was hat Luther mit Lieberhausen zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts, auf den zweiten eine Menge. 1517 hat Martin Luther mit seinen 95 Thesen einen weltweiten Umbruch in der christlichen Welt ausgelöst. Auch in Lieberhausen, das im Jahr 1586 nach einer leidenschaftlichen Predigt des damaligen Pfarrers evangelisch wurde. Luther war zudem ein Mystiker, der den Menschen das religiöse Empfinden nahebringen wollte.
Körper und Geist des Menschen zusammenführen
Dieses Ziel hat auch der Lutherweg: Hier sollen der äußere und innere Weg, Körper und Geist des Menschen zusammengeführt werden. Auf dem 11,5 Kilometer langen Rundweg gibt es deshalb nicht nur Hügel, Wiesen, Wald und Wasser, sondern auch acht Stationen zum Meditieren. Glaube soll hier als Erfahrung über alle Sinne gelebt werden.
Evangelischer Pfarrer dachte sich Lutherwanderweg aus
Ausgedacht hat sich dieses Konzept Matthias Weichert, Pfarrer und Schulreferent des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger. Weichert ist leidenschaftlicher Wanderer, wenn möglich jedes Wochenende in der Natur.
Im Lutherjahr 2017 zum 500. Jubiläum der Reformation fragte er sich, „ob wir nicht irgendetwas machen können, dass Luther über einen Weg bekanntmacht“. So entstand die Idee für den Lutherwanderweg, der Wandern und Spiritualität verbinden soll. „Ich kenne die meisten Wege hier gut. Also habe ich mich einen Monat lang hingesetzt und eine gute Mischung ausgetüftelt“, erzählt er.
Meditationsübungen am Wegesrand
Die Meditationsübungen dazu hat die Atemtherapeuthin Josefine Dripke aus Nümbrecht entwickelt, sie bietet auf Nachfrage auch geführte meditative Wanderungen auf dem Lutherweg an. Die Meditationsübungen lassen sich entweder in der Lutherweg-Broschüre nachlesen oder können unterwegs mit dem Handy per QR-Code eingescannt und angehört werden. Schilder vor Ort gibt es leider nicht. „Die wären uns zu schnell zerstört worden“, sagt Weichert. Für jede Station gibt es außer der Meditation auch ein passendes Luther-Zitat und einen Psalm aus der Bibel. „Der Weg hat drei Impulse: Meditation, Atem und Luther. Wer einfach nur wandern möchte, kann das natürlich auch tun.“
Viel Abwechslung auf dem Wanderweg
Der Weg ist mit einem „L“ im weißen Kreis auf schwarzem Grund gekennzeichnet. Er ist so konzipiert, dass er Abwechslung bietet: Steigungen, Gefälle, Wald, offene Wiese, Fernblick und leicht ansteigende Forststraßen. Etwa drei Stunden sollte man für die Wanderung einplanen. Wer alle Meditationen machen möchte, noch mehr.
Der Weg beginnt und endet an der „Bunten Kirche“ in Lieberhausen. Anders als im protestantischen Glauben üblich, ist die spätromanische Kirche aus dem 11. Jahrhundert in der Dorfmitte wirklich bunt. Die Wand- und Deckenmalereien zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Weicherts Lieblingsmotiv ist die „Seelenwaage“. „Es geht darum, wer in die Hölle kommt und wer nicht. Auf der einen Seite mühen sich mehrere Teufel, die Waagschale nach unten zu drücken. Auf der anderen Seite tippt Maria die Waagschale nur mit einem kleinen Finger an und die Teufel haben keine Chance“, sagt er. Die Kirche ist immer offen, Lutherweg-Broschüren liegen aus.
Meditationen bauen aufeinander auf
Der Weg startet hinter dem Gebäude mit einem Blick auf die bergische Landschaft. Es ist wichtig, ihn in der vorgegebenen Richtung zu laufen. Die Meditationen bauen aufeinander auf. An der ersten Station geht es um das „da sein“. „Ich bin da – getragen und gehalten“, lautet die Überschrift des Meditationstextes. Und weiter: „Suchen Sie sich eine Stelle aus, auf der Sie gut stehen können.
Schließen Sie die Augen und lassen Sie den Ein- und Ausatem Ihres Körpers in sich wirken.“ Zugegeben: Am Anfang ist es noch sehr ungewohnt, stehen zu bleiben und in sich hineinzuhorchen. Es liegt ja noch so viel Strecke vor einem. Aber es lohnt sich, nicht vorzupreschen, sondern sich ganz bewusst am Startpunkt zu fühlen. Durchatmen. Dann mal los.
Die Wanderung auf der Lutherweg
Leicht abfallend auf einer Teerstraße geht es durch ein Waldstück und durch das Dorf Drieberhausen weiter zur nächsten Station, die in ungefähr 20 Minuten erreicht ist. Hier soll man den Boden unter den Füßen spüren, herauszufinden, ob man auf sicherem Grund steht.
Der Weg steigt leicht an, die Anstrengung bemerkt man aber kaum, weil der Blick links und rechts des Weges wunderbar weit in die Ferne geht. Dazu passt der abgedruckte Psalm 36: „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“ Man muss nicht religiös sein, damit diese Sätze wirken.
"...es muss ein bisschen weh tun“
Auf einer Höhe angekommen, beginnt der Abstieg zum Wasserschloss Badinghagen. Kurz muss man die Kreisstraße überqueren, dann läuft man wieder auf einem breiten Forstweg. Es geht bergauf. Und zurück nach Lieberhausen. Einige Kilometer weiter, in Helberg, befindet sich eine Stelle, die Matthias Weichert besonders mag. „Die Aussicht hier ist einfach atemberaubend. Auch die Wanderkomposition ist gut, es geht immer wieder hoch und runter. Ein paar Höhenmeter sollten schon dabei sein, es muss ein bisschen weh tun“, sagt er. Für den Aufstieg wird man mit einer wunderbaren Aussicht über ein grünes Tal belohnt. Die Meditation passt gut dazu, es geht um Sehnsucht und Perspektive. Diese Station ist bereits die sechste auf dem Weg.
Am Anfang hatte man ja noch gewartet: Wann kommt endlich der nächste Meditationspunkt? Doch spätestens nach der Hälfte des Weges setzt man einfach einen Fuß vor den anderen, denkt gar nicht mehr viel. Es gibt so viel zu sehen, zu riechen, zu hören auf diesem Weg. Selbst ohne die Meditationsübungen wird man ruhig. An der letzten Station geht es um das Geschenk des Lebens. Der dazugehörige Psalm 131: „Ich bin zur Ruhe gekommen, mein Herz ist zufrieden und still.“ Stimmt. Matthias Weichert sagt: „Wandern befreit den Geist von lästigen Schleifen und gibt den Gedanken die Gelegenheit, ihr kreatives Potenzial zu entfalten.“
Tipps rund um den Lutherweg:
Einkehr: Landgasthof und Hotel Reinhold: Kirchplatz 2, 51647 Gummersbach, Tel. 02354 5873, www.hotelreinhold.de. Der Gasthof bietet spezielle Angebote für Wanderer und Motorradfahrer. Donnerstag ist Ruhetag. Auch hier liegen die Broschüren für den Wanderweg aus.
Geführte Mediationswanderungen bietet Josefine Dripke an: jdripke@atembewegung.de, Tel. 02293 9099360, www.atembewegung.deZum Abkühlen: Das Naturfreibad Bruch bietet Seewasser und Sandstrand, Tischminigolf, Bootverleih, Kinderspielplatz und eine Wasserrutsche. Adresse: Am Vorbecken, 51647 Gummersbach, Tel. 02261 28211, Öffnungszeiten von Mai bis Ende August.Für Jugendliche: Der 8500 Quadratmeter große Jugendzeltplatz auf drei Ebenen liegt direkt am Ufer der Aggertalsperre und bietet auch Platz für Gruppen. Einen eigenen Sandstrand gibt es auch. Adresse: Derschlager Str. 2, 51647 Gummersbach, Tel. 02261/23387, www.jugendzeltplatz-aggertal.deFür Verliebte: Im Standesamt im Heimatmuseum Bergneustadt werden an 365 Tagen im Jahr Hochzeitstermine nach Vereinbarung vergeben, auch abends. Infos erteilt Museumsleiter Walter Jordan unter Tel. 02261 43184.
Anreise: Wallstr. 1, 51702 Bergneustadt. Das Museum bietet auch eine beachtliche Feuerwehrhelmsammlung, nebenan gibt es u.a. das Restaurant „Feste Neustadt“ mit Biergarten und das Café „Alte Kaffeestube“ mit selbst gebackenem Kuchen. Achtung: Das Café ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Freitags von 14 bis 18 Uhr, Samstags und Sonntags von 9 bis 18 Uhr.
Für Tierfreunde: Im Vogel- und Affenpark Eckenhagen kommen die kleinen Äffchen ganz nah. Eulen, Störche oder Flamingos lassen sich in Freiflughallen bestaunen. Für Kinder gibt es außerdem einen Abenteuerspielplatz im skandinavischen Stil und eine Indoor-Erlebnishalle. Adresse: Am Bromberg, 51580 Reichshof Eckenhagen, Tel: 02265 8786, www.affen-und-vogelpark.de
So kommen Sie zum Lutherweg:
Start und Ende: an der „Bunten Kirche“, Kirchplatz, 51647 Gummersbach
Broschüren: Die Broschüre ist zum Download auf der Seite www.lutherweg-oberberg.de verfügbar und liegt im Landgasthof Reinhold sowie in der „Bunten Kirche“ aus.
Interessierte können Sie direkt beim Evangelischen Kirchenkreis an der Agger anfordern: Auf der Brück 46, 51645 Gummersbach, Tel. 02261 7009-0
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