Bedingt durch mildes Klima bleiben Ski-Lifte in NRW vermehrt geschlossen. Ganz anders sieht es im technisch beschneiten Winterberg aus.
Schnee in NRWViele Ski-Lifte in der Eifel bleiben zum Saisonstart geschlossen
Für Wintersport-Fans ist die schönste Zeit des Jahres angebrochen: Es schneit in einigen Teilen Nordrhein-Westfalens. Das hätte früher bedeutet, dass jetzt vielerorts die Skier aus den Kellern geholt werden.
Doch die Winter werden milder und die Lifte einiger bekannter Ski-Naherholungsgebiete mussten in den vergangenen Jahren schließen. Zu hoch sei das finanzielle Risiko, zu unregelmäßig und unvorhersehbar der natürliche Schneefall, sagen die Pächter.
Schnee in NRW: Wie wird der Winter in diesem Jahr?
Wie der Winter in diesem Jahr wird, das kann Thomas Kesseler-Lauterkorn, stellvertretender Leiter des Klimabüros Essen nicht im Detail voraussagen. Nur eine vorsichtige Prognose wagt er: Er wird milder, vielleicht sogar zu milde. Die Grundlage dieser Einschätzung sind die Jahreszeiten-Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes.
Kesseler-Lauterkorn vermutet, dass der Winter des vergangenen Jahres als Blaupause für den kommenden fungieren kann. Natürlich könne es aber auch in den kommenden Monaten Tage oder Wochen geben, die deutlich kälter und verschneiter sind als der Rest. Das sei kein Widerspruch: „Es schneit auch in einem milden Winter“, sagt er.
Erleben wir mit dem ersten Schnee gerade einen Wintereinbruch?
„Das, was wir gerade erleben, ist ziemlich sicher kein nachhaltiger Wintereinbruch“, sagt der Meteorologe. Wer die vergangenen Jahre genau beobachtet habe, habe festgestellt, dass genau um diesen Zeitraum herum, also Ende November, Anfang Dezember, ein Kaltlufteinbruch mit Schneefällen zu verzeichnen war. „Was wir jetzt erleben, ist für diese Jahreszeit also nicht unüblich.“
Doch wenn der Dezember fortschreite, setzten laut Vorhersagen auch wieder mildere Temperaturen ein. Dann sei nicht nur in Köln und in den niederen Lagen, sondern auch in den mittelhohen Lagen der Winter erst einmal wieder passé, sagt Kesseler-Lauterkorn.
Wo kann man in NRW Wintersport ausüben?
Wer den Schnee an verschiedenen Orten in NRW nutzen möchte, müsse schnell und spontan sein, sagt Silke Dames, Sprecherin von Tourismus NRW. Wer mit Schnee planen und rechnen will, der setze mit dem Skigebiet in Winterberg im Sauerland auf eine sichere Bank. Schließlich sei die Schneewahrscheinlichkeit dort aufgrund der höheren Lage am höchsten. Zudem gebe es die Beschneiungskanonen, die dafür sorgten, dass der Schnee bei Temperaturen unter null Grad auch liegen bleibe.
„Früher gab es auch im Teutoburger Wald und im Bergischen Land immer wieder Skiorte“, sagt sie. „Oder sagen wir, es waren Orte, die immer mal wieder als Skigebiet genutzt wurden.“ Doch weil die Winter milder würden, die Temperaturen stiegen und der Schnee kaum noch liegen bleibe, sei das ganze eine unplanbare Sache geworden. Die Folge: Viele Lifte, die Ski-Begeisterte noch vor einigen Jahren die Berge hinauf zogen, bleiben heute geschlossen.
Warum schließen so viele Ski-Lifte?
Und nicht nur das. Das Betreiben einer Skipiste allein mit „echtem“ Schnee birgt nicht nur Planungsunsicherheiten, sondern auch finanzielles Risiko. Das wolle niemand mehr eingehen, sagt Katharina Mahlstedt, Sprecherin der Gemeinde Hellenthal. „Für den Skilift am Weißen Stein haben wir keinen Betreiber mehr.“ Der Pachtvertrag mit dem vorherigen Pächter sei in der Wintersession 2021/2022 beendet worden.
Dieser habe viel Geld in den Lift investiert. Ständig mussten einzelne Teile überprüft und erneuert werden. Schließlich sei der Lift auch nicht der Neuste gewesen. „Wenn man Pech hat, hat man dann für zwei gute Schneetage das ganze Jahr lang Geld in das Gerät gesteckt“, sagt Mahlstedt.
Das Betreiben einer Skipiste ist zu einer Zitterpartie geworden
Eine künstliche Beschneiung, wie in Winterberg, komme für den Standort in Hellenthal aber nicht infrage. Zu teuer seien die Schneekanonen. Zudem funktioniere die Wasserversorgung nicht. „Außerdem ist es auch einfach nicht hoch genug, damit der Schnee liegen bleibt.“
Die verbundene alljährliche Zitterpartie habe der alte Pächter einfach nicht mehr mitmachen wollen. Und auch die Suche nach einem neuen gestaltete sich schwierig. Deswegen hat die Gemeinde aufgehört, zu suchen. „Zu Gesprächen mit Interessenten sind wir aber immer noch bereit“, sagt sie.
Wie können Gemeinden trotzdem das Beste aus dem Winter machen?
Ähnliches berichtet Barbara Frohnhoff, Sprecherin von Monschau Tourismus. Vor einigen Jahren habe es im Monschauer Gebiet noch das Skizentrum in Rohren gegeben. Das habe man schon seit einer Weile komplett geschlossen. Und man habe eine Lektion dazugelernt, sagt sie. Nämlich den Winter so zu nehmen, wie er komme.
Sobald genug Schnee falle und „nicht nur so ein Gefissel“, wie sie sagt, dann seien sofort ehrenamtliche Mitarbeiter nach Feierabend unterwegs, um Loipen zu spuren, dann kämen Mitarbeiter der Gaststätten auf die Idee, Cocktail-Bars aus Schnee zu errichten. Auch Touren auf Pferdeschlitten durch verschneites Gebiet würden angeboten.
Genauso sehe es in Hellenthal-Udenbreth und Hollerath aus, sagt Mahlstedt. Gerade konzentriere man sich auf den Langlaufsport, biete Loipen an, sobald ausreichend Schnee fällt, und empfehle ausgewiesene Schneewanderwege. Dabei sollte am Sonntag die Loipe „Zum Wildsamtal“ in Udenbreth weiträumig gemieden werden. Hier findet eine Ansitzjagd statt.
Wer an diesem Wochenende den Schneespaß sucht, findet ihn aber auch trotz der pessimistischen Ski-Aussichten in Hellenthal: Am Weißen Stein lagen am Freitag zwischen 15 und 20 Zentimeter Schnee, noch bis Nikolas soll es winterlich bleiben. Der Rodellift öffnet am Samstag ab 13 und am Sonntag ab 11 Uhr. Der Rodelverleih ist jeweils ab 10 Uhr geöffnet.
Welche Wintertipps gibt es in NRW, wenn es mal nicht schneien sollte?
Doch auch wenn es gerade nicht schneit, habe NRW einige einzigartige Winterelebnisse in petto, sagt Silke Dames. Ihr persönlicher Geheimtipp ist das Beobachten der Arktischen Gänse am Niederrhein. Außerdem könne man die frühe Dunkelheit der kommenden Monate nutzen, um dem Nationalpark Eifel einen Besuch abzustatten. Da könnten Besucher aktuell mit bloßem Auge die Milchstraße anschauen.
Wie verläuft der Saisonstart im Skigebiet in Winterberg?
Für diejenigen, die aber nicht auf Schnee und Abfahrtsski in Nordrhein-Westfalen verzichten möchten, führt kein Weg am Skigebiet in Winterberg vorbei. Sprecherin Susanne Schulten, spricht von einem Saisonstart wie im Bilderbuch.
Ungewöhnlich früh mache sich der Winter dort mit Schnee- und Frost dort bemerkbar. 30 Zentimeter Neuschnee habe der Wochenanfang gebracht. Jetzt sänken die Temperaturen und machten somit auch die technische Beschneiung möglich. Deswegen würden die ersten Lifte in vier Skigebieten bereits am ersten Adventswochenende laufen. 100 Kilometer der Loipen seien bereits gespurt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Skigebieten werden in Winterberg noch Investitionen getätigt: So seien etwa gerade vier Millionen Euro in das Skikarussell in Altastenberg gesteckt worden. Bereits in den zwei vorigen Wintern hatte man 2,5 Millionen Euro zur Optimierung der Schneesicherheit und die Pistenpflege investiert.
Mit diesen Maßnahmen wollen die Betreiber des Gebietes zeigen, dass Wintersport Zukunft hat, sagt Susanne Schulten – wenn vielleicht auch zunehmend der Wintersport, der auf künstliche Beschneiung setzt.