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Slowflower-Bewegung in NRWWie Schnittblumen zu einem nachhaltigen Vergnügen werden

Lesezeit 4 Minuten
Blumen liegen bei Rheinblüten auf einem Tisch und stehen in Vasen.

Schnittblumen sollten saisonal, regional und nachhaltig verkauft werden.

Rosen als Liebesbeweis im Frühling? Aus Nachhaltigkeitsgründen eher eine schlechte Idee. Wie Schnittblumen in ein ökologisches Leben passen.

Der Liebesbeweis hat eine lange Reise hinter sich. Oft kommt er aus Kenia und hat nicht nur 6000 Flugkilometer absolviert, sondern je Blüte auch rund vier Liter Wasser verbraucht. Und auch der frühe Frühlingsrosenstrauß aus Holland hat für die Umwelt mit Liebe relativ wenig zu tun.

Laut einer Untersuchung der Cranfield University in Großbritannien verursachen zehn Schnittrosen aus den Niederlanden etwa 30 Kilogramm CO2 – das meiste fällt für Licht und Heizung im Gewächshaus an – und damit laut Statista etwa ebenso viel Emission wie zwei Kilogramm Rindfleisch. Insgesamt importiert NRW pro Jahr knapp 24.000 Tonnen Rosen aus dem Ausland - die meisten aus den Niederlanden, Kenia und Äthiopien.

Das Geschäft mit den Schnittblumen unterliegt EU-weit kaum Nachhaltigkeitsregeln. „Weil wir Blumen nicht verzehren, scheren wir uns weniger darum, wie sie hergestellt wurden. Dabei stehen die Sträuße am Ende dennoch auf unseren Esstischen und Kinder riechen daran“, sagt Alexandra Kiefer, Gartendesignerin und Slowflower-Floristin von Rheinblüten in Düsseldorf.

Blumen sind nicht gleich unbedenkliche Natur

Die Slowflower-Bewegung, der sie angehört, ist vor vier Jahren in Deutschland angetreten, um den Markt mit Pflanzen nachhaltiger zu gestalten und beim Verbraucher das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Blumen nicht gleich Natur und somit biologisch unbedenklich sind. Dennoch sollten sie aber einen festen ästhetischen Platz in unserem Leben einnehmen dürfen. Als „seelenstreichelnde Nahrung für Augen und Nase“, wie es auf der Slowflower-Homepage heißt. Zumindest dann, wenn sie saisonal, regional und nachhaltig angebaut wurden.

Und mit diesen Schlagworten beginnen zunächst einmal die Einschränkungen. Sowohl was Arten als auch Mengen sowie den Preis angeht. Saisonale Freilandrosen zum Valentinstag oder Muttertag? Blühen zu diesen umsatzstarken Verkaufstagen hierzulande einfach noch nicht.

Der Zehnerbund Tulpen im Frühjahr für 1,99 Euro im Supermarkt? Kostet aus regionalem und nachhaltigen Anbau schnell das Achtfache. Einfach deshalb, weil die Anbaufläche in Deutschland begrenzt und die Entlohnung von Arbeitskräften vergleichsweise fair ist. Die Hälfte der 208 Slowflower-Anbieter im deutschsprachigen Raum bauen ihre bunten Produkte laut eigenen Angaben auf einer Fläche von weniger als je 500 Quadratmetern an.

Für Alexandra Kiefer liegt in der Knappheit aber gleichzeitig der Schlüssel zur Lösung. „Blüten sind eigentlich Kostbarkeiten, die wir zu bestimmten Anlässen verschenken, oder mit denen wir uns schmücken. Dadurch, dass es heute aber alle Blumen zu jeder Jahreszeit im Überfluss zu kaufen gibt, entwerten wir sie“, sagt Kiefer. Die Slowflower-Bewegung will dazu beitragen, das Bewusstsein für die Rhythmen der Natur zu schärfen.

„Wir sind ja Teil der Natur und als Teil müssen wir eine Balance finden. Ich kann nicht jede Woche 1000 Rosen abschneiden, weil ich damit viel zu viele Ressourcen verschwenden würde. Aber ich kann Blumen nachhaltig anbauen und als Kostbarkeit zum Geburtstag verschenken.“ Die Freude über die wertvollen Blüher in der Vase spende dann wieder Kraft, achtsam mit der Natur umzugehen.

Alexandra Kiefer von Rheinblueten steht in einem Blumengarten.

Alexandra Kiefer baut als Gartendesignerin ihre Blumen selbst an.

Blumenliebende Verbraucher täten gut daran, erst einmal auf die Saisonalität zu achten. Tulpen, Narzissen, Ranunkeln und Lunarien jetzt im Frühling, Pfingstrosen ab Mai, Rosen ab Juni, Löwenmäulchen, Schmuckkörbchen und Dahlien im Hochsommer, Astern, Chrysanthemen und Sonnenblumen im Herbst. Und im Winter könne ein abgeschnittener Obstzweig, der in der Vase im warmen Zimmer zu blühen anfängt, genauso viel Freude bereiten, wie ein dicker Rosenstrauß. „Wenn alles seine Zeit hat, dann wissen wir die Besonderheit der einzelnen Blume auch wieder mehr zu schätzen“, sagt Kiefer. Und im Winter sei eben die Zeit für Zartes und Feines – und für das Warten auf die Üppigkeit des Sommers.

Wer sicher gehen will, der kann sich bei seinem Blumenhändler nach verschiedenen Siegeln erkunden. Ebenso wie bei Lebensmitteln sei das Bio- oder Demeter-Siegel geschützt und verspreche pestizidfreie Aufzucht aus kontrolliertem Saatgut. „Überhaupt ist es gut, wenn Kunden beim Händler mal nachfragen, ob es nachhaltige Alternativen gibt. Wo die Rosen denn herkommen. Denn nur dann gibt es für die Wirtschaft auch den Handlungsbedarf, nachhaltige Blumen anzubieten“, sagt Kiefer. Auch die Wahl der Blumenart kann den Weg zu regionaleren Sträußen ebnen. So seien Dahlien sehr schwer zu transportieren, weil sie schon geöffnet geerntet werden müssten. „Bei längeren Transporten nehmen sie Schaden, weshalb sie häufig aus der Region stammen.“ Auch auf Bauernmärkten ließen sich gerade im Sommer regionale Freilandblumen erstehen.

Dahlien blühen gelb-rot in der Kölner Flora

Dahlie - hier in der Kölner Flora - müssen offen geerntet werden und sind daher schwer zu transportieren.

Wer zum Valentinstag oder bald zum Muttertag einer Rosenliebhaberin seine Liebe beweisen will, der könne es auf Anraten von Kiefer auch einmal mit einem Blumen-Abonnement über den Sommer versuchen. Selbst aus dem nachhaltigen Online-Shop aus Deutschland geliefert, schlagen solche Sträuße laut Kiefer in Punkto Nachhaltigkeit ihre aus Südamerika angeflogenen Schwestern um Längen. Oder man überrascht mit getrockneten Bio-Blüten. Die sind in ihrer nahezu unbegrenzten Haltbarkeit über alle rote Leidenschaft hinaus auch noch ein Zeichen von Beständigkeit.

Slowflowers in der Region

Rheinblüten, Farmerfloristin Alexandra Kiefer, Bovert 19, 40670 Meerbusch

Gabel und Spaten, Farmerfloristen, Michael-Leveilly-Straße, 53127 Bonn

Aufblühen, Flowerfarmer, Mara Linnemann, Dorotheenstr. 53111 Bonn

Blumenworkshop, Farmerflorist, Dom-Esch-Str. 35, Euskirchen

Slowflowers aus Online-Shops

Floralita, oder Wildling Blumen