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Fairtrade, Supermarkt, BiomarktDer große Adventskalender-Test 2015

Lesezeit 9 Minuten

Gepa Advent, Advent... Denns Biomarkt, 3,49 Euro

AussehenDies ist die wohltuende Antithese des vermeintlichen Gestaltungskonsens in Sachen Weihnachtsoptik. Die helle, bunte Zeichnung mit globalen Elementen – siehe Ananas, siehe Meer und Muscheln, siehe Palme – versprüht Fröhlichkeit. Wie treffend für die Saison!

Das ist drinSehr gute Vollmilchschoki. Am 6.12. ist ein Mini-Schoko-Stiefelchen drin. Nikolaus, verstehste? Und jetzt verraten wir ein kleines Geheimnis: Am 19. ist die gleiche Schokolade drin, und am 3. auch. Ein Monoschokoladenadventskalender – wenn die so schmeckt, ist nichts dagegen zu sagen.

FazitAuf den ersten Blick ist das nur ein schlichter hübscher Adventskalender, aber die Verpackung spricht: Die Schokolade ist bio und aus fairem Handel. Die Zeichnung wurde von Mandakini Tirbooman angefertigt (steht drauf), die wiederum für „Craft Aid Mauritius“ arbeitet, einer Organisation, die Menschen mit Behinderung unterstützt. Mit Süßem sündigen und dabei Gutes tun – geht’s noch besser? Da wünscht man sich doch gleich so ein Ding für das ganze Jahr.

Milka Mix-Adventskalender, Supermarkt, 8,69 Euro

AussehenDie Lilalaunebären bei Milka haben sich was ganz Pfiffiges für die „digital natives“ ausgedacht: Einen digitalen Adventskalender, der samt App nicht nur Süßkram, sondern auch Event bringt, nämlich „jeden Tag eine neue, digitale Überraschung“ – wow. Uns ist das zu wild, also muss was Analoges her, ganz banal mit Türchen. Dieses praktische Exemplar hier ist quadratisch, in Symbolik, Bezifferung wie Farbgestaltung verständlich und damit herrlich eindimensional.

Das ist drinSieben verschiedene Schokoladenformungen, meist der Sorte „Alpenmilch“, also Vollmilch. Am 6.12. – wieder wow – zeigt sich ein Mini-Weihnachtsmann als ordentliche Portion Süßigkeit. Die Verkoster hätten zwar lieber die Milka-Kugel Daim oder Oreo erwischt, aber früher oder später kommen die eh noch dran.

FazitHier ist nicht viel vertun, das macht den Kasten sympathisch. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten hat er keine Aufhäng-Laschen oder Aufsteller. Er macht sich also auch als temporärer Dekorateur nicht wichtig. Für 219 g Schokoladennetto allerdings im Preis stramm kalkuliert.

Peters Tag und Nacht, gut sortierter Handel, 19,90 Euro

AussehenErstmal ganz großes Lob für das Doppelkonzept an die Firma Peters Pralinen in Lippstadt. Wir in der Redaktion wünschen uns zwar eigentlich einen Adventskalender, bei dem man jede Stunde ein Türchen öffnen kann. Aber morgens und abends ist ein guter Start in die richtige Richtung. Die Gestaltung hat Stil, außen zurückhaltend in Schwarz-Weiß, liegt die Betonung ganz auf dem Inneren.

Das ist drinMini-Pralinen und -Trüffel ansprechender Qualität, für tags ohne, für abends mit Alkohol, also z.B. Kir Royal-Mini, Eierlikör-Mini, Weinbrand-Mini... An keinem Tag scheint auf die große Pauke gehauen zu werden, dafür eben täglich quality time. An Nikolaus rollt ein dunkler Nussnougat-Mini aus der Mulde, für abends ist die Variante Rum gedacht, den sparen wir uns auf.

FazitBei Pralinen ist die Herausforderung, sich auf ein Türchen pro Tag zu beschränken besonders groß – oder etwa nicht? Die Tag-Nacht-Idee schmeichelt den Schwachen, also her mit den kleinen Trüffelchen! Sehr akzeptables Preis-Leistungsverhältnis bei dem Gebotenen.

Reber Weihnachtsmann, Supermarkt 26,95 Euro

AussehenFür wen die Vorweihnachtszeit ohne Blingbling und Glitzer nur der halbe Spaß ist, kann hier in die Vollen gehen. Richtig schön ist zwar anders, aber Effekt macht der Reber in knallbunt mit Gold und viel, viel Rot durchaus.

Das ist drinMozartkugeln – man liebt sie oder hasst sie. Für Fans des leicht angestaubten Dauerbrenners ist der mit insgesamt 650 Gramm beladene Kalender ein üppiges Fest und eine disziplinarische Herausforderung. Wo verbirgt sich – knusper, knusper – das „Rosenwalzer-Törtchen“ mit Waffelhülle? Wann hat man sich endlich zum „Schwarzwälder-Kirsch-Herzl“ durchgenascht? Schon mal heimlich schauen? Wichtig: Hier ist Alkohol im Spiel; Minderjährigen dürfte aber eh etwas die Coolness abgehen.

FazitDie Qualität stimmt und Vielfalt ist durch den Reber-Kosmos garantiert, hat allerdings auch ihren Preis. Ein Adventskalender mit gediegenem Überraschungseffekt und ein Schmachtfetzen für die Wand. Am 1. Weihnachtsfeiertag ist man dann aber froh, ihn wieder abhängen zu können – und verdrängt schnell die rund 3328 Kilokalorien, die er mit sich brachte.

Kinder Friends Adventskalender, Supermarkt, 4,99 Euro

AussehenKreisch – ja, Sie haben Recht, das ist schon Gestaltungsterror der gehobenen Kategorie. Ein bunter Strauß an dekorativen Scheußlichkeiten zusammengeschmissen auf Pappe. Aber so ist die plurale Adventswelt – da ist halt nicht alles schön.

Das ist drinNicht schön, aber lecker: Der Ringelpiez aus Bons, Bueno, Country und dem Klassiker Kinder Schokolade ist eine Bank bei U- wie Ü-20ern. Als Umweltgraus aber auch Kinderspaß wirkt das doppelte Auspacken: Jedes Leckerli steckt noch mal extra in Folie.

FazitDer Überraschungseffekt geht gegen Null – was genau einen hinter den Türchen von 1 bis 24 erwartet, knallen uns die Gestalter unverblümt vor den Latz. Anschauen will man das Ding auch nicht dreieinhalb Wochen lang, also ab in den Küchenschrank damit. Indes fast jeder, der unerschrocken und schamlos der Konventions-Schokolade frönt, dürfte sich an beidem kaum stören. Großes Aber zum Schluss: Für alles in allem 135 Gramm in hässlicher Verpackung sind rund fünf Euro schlicht zu viel.

Lauenstein Braille-Advents-kalender, im gut sortierten Handel, 24,90 Euro

AussehenElegant, um nicht zu sagen: extravagant. Die runde Schachtel erinnert an einen klassischen Pralinen-Tresor, die matt-samtige Beschichtung ist ein haptisches Häppchen, die dezente Farbgebung angenehm, die Idee mit der Braille-Schrift finden wir toll. Für blinde Menschen ist sie hilfreich, auf Sehende wirken die goldenen Punktsymbole geheimnisvoll. Ein Volltreffer.

Das ist drinDie Pralinen – alle ohne Alkohol – haben Stil. Jede Sorte von Karamell-Sahne-Trüffel bis Spekulatius-Nougat kommt zweimal vor bis Heilig Abend, da hat man jeden Tag echte Freude dran. Gute Schokolade, feine Würzung, genau die richtige Dosis Abwechslung.

FazitKeine Frage, hier zeigt Lauenstein Klasse. Großer Wunsch für nächstes Jahr: Zwar erschließt sich die Unterstützung von „Anders sehen“ zur Förderung blinder Kinder aus dem Aufdruck. Online nachgelesen geht ein „Teilerlös“ an den Verein. Geht das auch präziser? Bei für die Qualität fairen rund 25 Euro für 300 Pralinen-Gramm fragt man sich zwangläufig, was da für die Hilfsorganisation hängen bleibt.

Rosengarten Adventskalender, Temma, 2,99 Euro

AussehenWeihnachtsmann auf Bio-Cannabis – mein liebes Lieschen, die Optik knallt.

Das ist drinGeformte Schokolädchen in Vollmilch, hinter dem 6. Türchen eine Mini-Kirche. Die Schokolade ist bio und angenehm zurückhaltend süß.

FazitImmer noch auf der Suche nach einem Kauf-Grund findet sich der Bio-Aspekt, auf der Rückseite zwei Weihnachtskärtchen zum Ausschneiden mit der gleichen Horror-Optik wie vorne sowie rund drei Euro für 75 g. Ja? Nein? Vielleicht.

Heidel Merry Christmas, gut sortierter Handel, 3,25 Euro

AussehenDie Confiserie Heidel kann die Adventswelt mit allerlei Kitsch-Schoki in den ästhetischen Wahnsinn treiben, die überstrapazierten Raffael-Putten sind dabei allerdings das Tüpfelchen auf dem I. Für Kitsch-Fanatiker oder Trash-Fans.

Das ist drinMediokre Form-Vollmilch – als Lokomotive, als Stern, als Glocke.

FazitLohnt es sich wirklich, sich anhand des leicht dumpfen Aromas einer Putten-Form Häppchen für Häppchen anzunähern? Es kann nur eine Antwort geben: Nein.

Hachez Adventskalender, Vollmilch, im gut sortierten Handel, 9,95 Euro

AussehenEin bisschen Glanz im Weihnachtsbaumwald, dezente Akzente in Gold, Rentier, Eule, Eichhörnchen – das strapaziert die Vorweihnachtsnerven nicht über Gebühr. Schaut man zu lange auf das Tableau, meint man aber auch plötzlich in den tiefen, düsteren Abgrund des weihnachtlichen Gestaltungsüberdrusses zu blicken, à la „Jetzt mach’ uns doch mal was Frisches – so mit Tannen und so!“ (Das kann aber auch an der Test-Situation liegen. Bedenken Sie: Insgesamt 20 Adventskalender, da kommen einem die Rentiere sonstwo raus.)

Das ist drinRecht verlässliche Schokoladenqualität in Vollmilch, süß, sogar leicht fruchtig – alles im Lack. Das Überraschungsspektrum der insgesamt 130g umfasst Vollmilchtäfelchen, Napolitains, also kleine Vollmilchtäfelchen und kleine Weihnachtsmänner. Also am 6.12. rausgeangelt: Vollmilchtäfelchen.

FazitDer Adventskalender verschenkt sich gut, wenn man nicht so recht weiß, was denn so richtig passend wäre. Nicht zu teuer, nicht zu billig, nicht zu kitschig, nicht zu laut, die Schokolade süß, aber nicht zu süß. Guter Durchschnitt eben.

Heilemann Adventskalender Bits, im gut sortierten Handel, 10,99 Euro

AussehenEin Meter Advent – Bravo! Das ist eine nette Idee, auch das mit dem Geschenkestapel in Knallfarben. Und, Achtung Konzept, ausgepackt wird auch in echt nach dem Türchen-Öffnen, denn die „Bits“, wie der Hersteller die kleinen Schokoladenbarren nennt, sind einzeln verpackt. Die schmale Seite ist sogar skaliert, so dass man vom 1. bis 24. Dezember so allerlei im Haus vermessen kann. Die Höhe der Katze oder die Länge des Handys zum Beispiel. Da kommt man sonst ja nicht zu.

Das ist drinUps, gar nicht so leicht zu finden. Die Nummer sechs liegt genau in der Mitte. Hinter der Papp-Klappe eine von insgesamt fünf Massivschokoladen, nämlich die weiße. Die nennt sich Bourbon-Vanille und, ja, sieht so aus mit den schwarzen Pünktchen und schmeckt auch so. Sehr süße weiße Schokolade mit klarem Kakaobutterton und sachter Vanille. Zudem kann man bis zum Ende der Adventszeit eine der Varianten Edelbitter, Nougat-Krokant, Espresso oder Vollmilch ziehen, alles auf einem Haufen wiegt 165g.

FazitFinden wir ganz originell und fröhlich.

Lindt Hello Tannenbaum, im gut sortierten Handel, 16,90 Euro

Aussehen58 Zentimeter hoch ist die Süß-Pyramide (das konnten wir jetzt schnell mit dem Adventskalender-Meter von nebenan nachmessen, praktisch, oder?) Aber zur Sache: Schwebte den Grafikern so eine Manhattan-Santa-Claus-Urbane-Weihnachts-Wow-Optik vor? So etwas, was sich Carrie Bradshaw dann in ihr Apartment stellen würde? Wenn ja, halten wir den Versuch für misslungen.

Das ist drinIn klein funktioniert die Hello-Optik besser und der Inhalt stimmt. Wie immer bei Lindt ein Tick zu süß, aber die „Sticks“ mit Strawberry-Cheesecake-Aromenfüllung (hinter dem Nikolaus-Türchen) oder Cookies&Cream bringen reichlich Abwechslung und befriedigen den adventlichen Süß-Schmacht. Ein kalorienfreies Extra sind blöde Sprüche auf der Innenseite der Türchen. Etwa: The Sky is the limit. Danke dafür.

FazitManhattan ist überall, auch im Sauerland. Und gerade da kann man Aufheiterung ja angeblich gebrauchen. Das schafft die reichliche und leckere Füllung. Sparen kann man bei anderer Gelegenheit und sich derweil über 230 Gramm Süßwaren freuen.

Niederegger Mini-Wichtelwerkstatt, im gut sortierten Handel, 7,90 Euro

AussehenSieht hier groß aus, ist aber ganz klein (20cm ringsum – jetzt hat uns der Messfimmel gepackt). Und gleich fragt man sich, warum man das Mini-Format gewählt hat mit 168g, wenn es das doch in maxi gibt mit einem satten Pfund Inhalt.Dann könnte man auch mehr sehen auf dem herzigen Wimmelbildchen voller eifrig tätiger, bemützter Wichtel. Hübsch-nostalgisch anzusehen.

Das ist drinWer mit den schlichten Marzipan-Pralinen des Lübecker Unternehmens nichts am Hut hat, geht wieder direkt auf Los. Für Enthusiasten und Puristen ist der kleine Standkalender aber die reine Verheißung. Nieder mit dem Überraschungswahn. Es lebe die Wiederholung der Qualität. 24 Mal gutes Marzipan in guter Zartbitterschokolade. Punkt.

FazitFür wen ein Adventskalender eigentlich ein Riesen-Ü-Ei darstellt, gähnt vielleicht täglich über die präsentierte Einfalt. Wir finden die Kombination aus üppiger Bebilderung und puristischem Innenleben aber durchaus spannend. Hübsches Mitbringsel und ideal zur Selbstbeschenkung am 1. Dezember.