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Hamam in Köln und RegionOrientalisches Baderitual erleben

Lesezeit 7 Minuten

Regelmäßige und wohl dosierte Saunagänge sind gesund und entspannend.

„Wenn du richtig sauber werden willst, dann geh’ in den Hamam“, erinnert sich der Taxifahrer Aziz an die Worte seiner Mutter, wenn sie ihn als Kind mit dem Vater und seinen Brüdern einmal die Woche ins öffentliche Bad schickte. Noch heute setzt er auf porentiefe Reinheit, wenn es aufs Freitagsgebet zugeht. Und er meint, dass ein Hamam-Besuch durch kein Badezimmer der Welt zu ersetzen sei. „Schließlich“, so sagt er, während er seinen klapprigen Mercedes durch die verwinkelten Gassen Essaouiras bugsiert, „geht es ja nicht nur um heißen Dampf und viel Wasser, sondern um die Unterhaltung. Andere Nationen gehen zum Frisör, wir Marokkaner gehen in den Hamam.“ Klatsch und Tratsch wird also im feuchten Gewölbe ausgetauscht, bei Männern wie Frauen, nur dass die Badezeiten sich abwechseln. Die Sitten sind streng.

In einer schmalen Gasse setzt uns Aziz vor dem Hotel Lalla Mira in der Altstadt ab. Im Souterrain verbirgt sich der älteste Hamam Essaouiras, 1760 eröffnet, lange verwaist, und vor zehn Jahren von einer deutschen Auswanderin wieder in Stand gesetzt. Ausgerechnet in der Atlantik-Stadt das marokkanische Baderitual und den derzeitigen Wellness-Trend Deutschlands zu erforschen, findet der Taxifahrer nur logisch. Voller Stolz zeigt er auf die weite Ebene hinter der Stadt, wo die knorrigen Arganbäume stehen. „Mit dem Öl der Früchte balsamieren wir uns nach dem Bad, es macht die Haut weich und geschmeidig.“

Eine sehr alte Kultur

Nach Floating, Moorbad und Thai-Massage haben die Deutschen seit einiger Zeit eine der ältesten Badekulturen der Welt für sich entdeckt: Hamam – das orientalische Bad. In Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Köln mit vielen türkischstämmigen Bewohnern haben Dampfbäder schon eine längere Tradition. Inzwischen bieten auch immer mehr Sauna-Landschaften, Spa-Anlagen und Luxus-Hotels komplette Waschzeremonien à la marocaine mit unterschiedlichen Dampfräumen, Seife, Schlamm und Handschuh an. Das kann sehr unterschiedlich ausfallen, wie wir bei unserem Test in der Kölner Region festgestellt haben: Luxuriös, lustig, authentisch, sehr entspannend.

Öffentliches Badehaus

Der Hamam, übersetzt Badezimmer, ist im orientalischen Raum ein einfaches öffentliches Badehaus mit Dampf und Wasser, wie es sie in den vergangenen Jahrhunderten bis Jahrtausenden in fast allen Kulturkreisen gab. Es waren die einzigen sanitären Einrichtungen, die, auch in Deutschland oder Frankreich bis in die Neuzeit, streng nach Geschlechtern getrennt waren. Handelte es sich um eine gemischtgeschlechtliche Einrichtung, so war eher von einem Badebordell „mit unsittlichen Damen“ auszugehen, wie die Soziologen Hans Peter Duerr und Norbert Elias in ihren jeweiligen Zivilisationstheorien erforscht haben und anhand zahlreicher Holzschnitte dokumentieren.

Heilerde aus dem Atlasgebirge

Dass der Hamam-Besuch heute immer noch fest in die islamische Kultur und den Alltag integriert ist, hat vor allem pragmatische Gründe: Ein funktionierendes Badezimmer gehört jenseits der Neubausiedlungen zwischen Istanbul und Casablanca auch im 21. Jahrhundert noch nicht unbedingt zum Standard einer Wohnung, und weiterhin gilt er als wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt – für Männer wie Frauen.

Das marokkanische Schönheitsritual

Grünlich schimmert das Mosaik im Lalla Mira-Hamam und die 33-jährige Naima, zuständig für die Behandlung an diesem Mittag im Badekeller, weist uns in die Geheimnisse des marokkanischen Schönheitsrituals ein. In nicht mehr als Unterwäsche und Badeschlappen reicht sie einen Plastikkorb mit Sisalhandschuh, Arganöl, schwarzer Seife und frisch angerührtem Rhassoul-Schlamm: „Wir verbringen Stunden im Hamam – und quatschen. „Hier sind wir unter uns, kein Mann, der uns stört, und die Kinder haben wir auch alle dabei. So kann locker ein Tag vergehen.“

Dampf und eimerweise Wasser

Hamams gibt es in allen Kategorien: Von ganz einfach bis ultra-luxuriös. Das öffentliche Badehaus, wie es in Marokko neben Bäckerei, Koranschule und Moschee in jedem Stadtviertel zu finden ist, hat außer Sitzbänken, Dampf und Wasser nicht viel mehr zu bieten. Einseifen und schrubben wird gegenseitig erledigt. Private Luxus-Hamams dagegen sind Marmortempel mit maurischer Ornamentik und weichgespülten Bademänteln, und kosten statt ein paar Dirham um die 50 Euro Eintritt. Lalla Mira orientiert sich mehr am öffentlichen Badehaus, nur dass Frauen wie Naima die Behandlung durchführen, allerdings „niemals bei Männern“, sagt sie.

Nur schemenhaft ist Naima im Kerzenlicht zu erkennen. Wir liegen auf Plastikmatten auf dem Steinboden, bei angenehmen 38 Grad dämmern wir vor uns hin. Nur noch das Quietschen von Naimas Badeschlappen ist zu hören. Prompt kommt der erste Eimer. Literweise schüttet sie Wasser über mich und reibt meinen ganzen Körper mit schwarzer Olivenseife ein. Sie wirkt fünf Minuten ein. Eine schmierige Glitsche ergibt das, bis weitere Eimer folgen und die Seife davon läuft. Danach kommt sie mit dem Peelinghandschuh, schrubbt die Haut zwischen den Zehen bis hinter die Ohren. „Eine perfekte Vorbereitung für Rhassoul“, sagt Naima.

Die mineralische Heilerde aus dem Atlasgebirge, der klärende und entschlackende Wirkung nachgesagt wird, hat sie mit Wasser zu einem braunen Schlamm angerührt, verteilt ihn von den Füßen bis zur Stirn. Vorderseite, Rückseite, nur die Haare nicht. Kalt ist die Masse. Zehn Minuten wirkt sie ein. Als sie gerade durch Körpertemperatur und Dampf das würzige Nelkenaroma verströmt und tief in die Poren eingedrungen ist, kommt Naima wieder mit ihren Eimern. Viele Liter Wasser kippt sie über mir aus bis auch der letzte Rest der schlammigen Suppe in den Abfluss rinnt.

Am Ende balsamiert sie den noch feuchten Körper mit Arganöl, zieht Zehen und Finger in die Länge. Zum Abschluss reicht sie Pfefferminztee und süßes Gebäck, bevor sie zu ihren Kindern nach Hause geht.

Gleißendes Sonnenlicht dringt auch am späten Nachmittag in die enge Gasse. Meine Haut hat sich noch nie so gut angefühlt.

Hamam in Köln und der Region

Hamam im Höhenbergbad

Regelmäßige und wohl dosierte Saunagänge sind gesund und entspannend.

Im Saunabereich des Höhenbergbades gibt es das einzige Hamam – also das traditionelle türkische Bad – der Kölnbäder. Der Deutsche Saunabund hat die großzügige Anlage mit der Prämierung „Selection“ versehen. Im dazugehörigen Bad steht Schwimmern außerdem ein Sportbecken zur Verfügung und Nichtschwimmern ein Planschbecken – sowie eine Wildwasserrutsche: Erholung für die Eltern, Action für die Kinder. (rei)

Öffnungszeiten: Mo geschlossen, Di 14-21.30 Uhr, Mi 11-21 Uhr, Do/Fr 13-21 Uhr, Sa/So 13-20 UhrPreise: 2 Std. 15,70 Euro, Mittwochs ist Damentag.Adresse: Höhenbergbad, Schwarzburger Str. 4, 51103 Kölnwww.koelnbaeder.de

Hamam Sahara, Düsseldorf

Der Hamam Sahara liegt in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs zwischen Table-Dance-Bars und Spielhöllen. Statt der Halbwelt trifft sich hier aber die halbe Welt: Das Personal spricht untereinander arabisch, die Gäste deutsch, russisch, türkisch, portugiesisch, die Atmosphäre ist entspannt. Man bekommt Peelinghandschuh, Olivenölseife in einem Töpfchen und ein Tuch. Nach dem Umziehen – Bikini oder Badeanzug sind Pflicht, auch wenn es nur getrennte Männer- und Frauentage gibt – führt eine Bademeisterin durch die Räume. Dampfbad und Vorraum sind mit Mosaik-Kacheln verziert, mit Teelichtern und Duftlampen dekoriert.

Alles ist sehr sauber. Auf vier warmen Fliesentischen schrubben Masseurinnen parallel ihre Kundinnen ab, massieren Körper, Kopf und Gesicht. Nach der Rhassoul-Behandlung ist die Haut babyweich – und nach einem Tässchen türkischem Tee im Ruheraum fühlt man sich wie nach einem Kurzurlaub. (sio)(Wir haben die Einrichtung zuletzt im November 2015 besucht.)

Damen-Hamam-TageMontag, Dienstag, Donnerstag und Freitag: 12:00-23:00 UhrMontag, Dienstag, Donnerstag, Freitag an Feiertagen: 10:00-23:00 UhrSonntag: 10:00-23:00 UhrSonntag an Feiertagen: 10:00-23:00 Uhr

Herren-Hamam-TageMittwoch und Samstag: 12:00-23:00 UhrMittwoch und Samstag an Feiertagen: 10:00-23:00 UhrPreis: Die klsssische Anwendung ink. Eintritt kostet 35 EuroAdresse: Hamam Sahara in Düsseldorf, Mintropstr. 21, 40215 Düsseldorfwww.hamamsahara.de

Hamam Massagen im Aqualand

Das Aqualand in Köln.

Im Wellness-Bereich des Aqualands könne Sie auf einer der beheizten Steinliegen entspannen, während die Behandlung traditionell mit einem Peeling begonnen und die Haut gereinigt wird.

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9.30 Uhr bis 23 UhrFreitag 9.30 Uhr bis 24 UhrSamstag 9 Uhr bis 24 UhrSonn- und Feiertag 9 Uhr bis 23 UhrJeden ersten Freitag im Monat: Saunafest mit wechselnden Themen, geöffnet 19 bis 23 Uhr

Preise: Tageskarte Erwachsene: 18,90 Euro; Tageskarte Jugendliche (sieben bis 15 Jahre): 14,90 Euro, die Hamam Massage kostet ab 27 EuroAdresse: Aqualand Freizeitbad, Merianstraße 1, 50765 Köln Chorweilerwww.aqualand.de

Hamam Waschung im Mediterana

Die Hamam-Waschung ist eine Mischung aus einer Waschung mit Kernseife, einem Peeling mit einem Handschuh aus Wildseide (Kese) und einer Massage, wodurch Durchblutung und Stoffwechsel angeregt, Schlacke und Giftstoffe ausgeschieden sowie die natürlichen Abwehrkräfte aktiviert werden.

Öffnungszeiten: täglich 9 bis 24 UhrPreise: Der Eintritt für 2 Stunden kostet Mo-Fr 24 Euro, Sa/So 26 Euro, eine 30 minütige Hamam-Waschung kostet 45 EuroAdresse: Saaler Mühle 1, 51429 Bergisch Gladbach-Bensbergwww.mediterana.de

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