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„Draftosaurus und Co.“Diese Spiele sind ein Muss für jeden Familienabend

Lesezeit 6 Minuten
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Christoph Post in seinem Aufnahmeraum in Bonn. 

  1. Christoph Post aus Bonn erreicht mit seinem Blog jährlich über eine Million Leser mit Brettspiel-News und –Trends.
  2. Vor der weltgrößten Spielemesse „SPIEL“ erklärt er, warum analoge Spiele trotz Digitalisierung immer beliebter werden und auch bei der Kindererziehung helfen können.
  3. Und der 47-Jährige verrät, warum Monopoly bei Vielspielern unbeliebt ist.

Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass sich Christoph Post aus Bonn dazu entschloss, einen Brettspielblog ins Leben zu rufen. Mittlerweile erreicht er über seinen Blog „Brettspielbox“ jährlich über eine Million Leser mit Nachrichten zu Brettspiel-Neuheiten, Trends und Berichten zu Messen.

Daneben produziert der 47-Jährige mit seinem Kollegen Jürgen Karla den Podcast „Brettspielbar“, der zweimal im Monat erscheint. Kurz vor der „SPIEL“, der größten Spielemesse der Welt, spricht er über perfekte Einsteigerspiele, die Nachteile der Digitalisierung und erklärt, warum Brettspiele auch bei der Erziehung sehr hilfreich sein können.

Die Welt ist immer besser vernetzt, jedes Jahr kommen neue technische Innovationen heraus. Und dennoch werden Brettspiele seit Jahren beliebter. Woran liegt das?

Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe. Weil die Digitalisierung immer mehr zunimmt, „flüchten“ die Menschen in ihrer Freizeit in das Analoge. Sie wollen einfach mal das Handy weglegen.

Wieso ist das so? Wollen wir wieder mehr miteinander reden, als nur aufs Handy zu starren?

Ja, genau, das Gesellige wird wieder wichtiger. Die Leute wollen einfach einen schönen Abend miteinander haben. Klar, ich kann auch ins Kino gehen, aber da werde ich einfach nur von vorne beschallt. Das möchte ich nicht schlecht reden, aber Spiele funktionieren eben anders. Beim Spielen redet man meistens. Die Menschen wollen miteinander Spaß haben und sich unterhalten. In einer gemütlichen Atmosphäre.

Und: Mit Brettspielen kann ich in eine andere Welt hineinsteigen, ohne dass ich direkt mit Rollenspielen anfangen muss. Es gibt Thematiken wie Burgen und Ritter, Zombies oder Mars. In einem Spiel wie „Time Stories“ konnte ich in ganz viele Welten eintauchen.

Wie bringe ich Freunden und Bekannten, die nicht so oft Brettspiele spielen, das Thema näher?

Es müssen zunächst erstmal einfachere Spiele mit niedriger Einstiegshürde sein. Bei den meisten Leuten stellen schon die Spielregeln ein Hindernis dar. Die sind für viele wie die Gebrauchsanleitung für einen Kühlschrank: Keiner hat Lust, sich die durchzulesen.

Also sollte jemand die Regeln kennen.

Richtig. Es reicht schon, wenn sich einer hinsetzt und die Regeln verstanden hat und sie den anderen dann erklärt. Wenn das Thema dann noch spannend ist, ist man sehr schnell drin. Ich habe bislang sehr wenige Leute erlebt, die nach einem Spiel gesagt haben, das sei überhaupt nichts für sie. Die meisten haben Lust, zu spielen.

Was wäre ein gutes Einsteigerspiel?

Im Moment ist „LAMA“ das einsteigerfreundlichste Spiel. Das ist eine Art Uno-Light. Oder zum Beispiel „SKYJO“. Das hatte ich bei mehreren Vater-Kind-Wochenenden dabei. Im Anschluss haben sich alle dieses Spiel gekauft und mit ihren Kindern im Urlaub rauf und runter gespielt.

Gibt es weitere Spiele, die Sie Einsteigern empfehlen können? Vielleicht aus diesem Jahr?

„Just One“ kann man gut auf den Tisch bringen, das ist das aktuelle „Spiel des Jahres“. Das ist von den Regeln sogar noch einfacher als beispielsweise ein „SKYJO“, macht aber erst ab fünf Leuten richtig Spaß. Und ein Geheimtipp, der längst nicht mehr geheim ist: „Draftosaurus“. Das ist ein absolutes Einsteigerspiel, hat mir super gut gefallen und läuft bei uns in der Familie rauf und runter.

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Vor der Messe durfte Christoph Post schon das Spiel „Tapestry“ testen, auf das viele Brettspiel-Fans warten.

Was vielleicht auch noch ein Tipp sein könnte, ist „TEAM3“. Es gibt ja dieses berühmte Sprichwort: „Nichts sagen, nichts hören, nichts sehen.“ In dem Spiel muss ein Team aus drei Spielern ein Gebäude zusammenbauen. Doch der Architekt, der den Bauplan kennt, darf nichts sagen, der Bauleiter, der beschreiben soll, was gemacht werden muss, kann nichts hören und der Bauarbeiter, der das Gebäude am Ende bauen soll, kann gar nichts sehen. Das ist ein lustiges Partyspiel.

Wie wichtig ist das Thema Verlieren?

Sehr wichtig, das erlebe ich bei meinen Kindern ganz stark. Kinder tun sich oft wahnsinnig schwer mit dem Verlieren. Das gilt aber auch für einige Erwachsene. Mir ist es zwar nicht egal, ob ich gewinne oder verliere, aber der Spaß steht im Vordergrund. Und dann kommt der Erfolg.

Also sind Spiele bei der Kindererziehung wichtig und sinnvoll?

Ja, ich finde sie dafür super wichtig. Sowohl in der Kinder- als auch in der Erwachsenenwelt kann ich Sachen viel stärker im Kopf behalten, wenn ich sie spielerisch erlerne. Ich habe etwas Visuelles vor mir und dazu ein emotionales Erlebnis. Gerade über diese emotionale Komponente bleiben Dinge viel stärker hängen. Aus diesem Grund ist das Thema auf der „SPIEL“ in diesem Jahr in Essen auch erstmals ein großer Baustein: Freitags gibt es den „Educators‘ Day“ für Pädagogen und Lehrende.

Was spielen Ihre Kinder besonders gerne?

Denen wird das Ganze mittlerweile sogar zu viel, weil ich durch meine Rezensionen jedes Jahr Dutzende neue Spiele bekomme. Meine Kinder würden sich zum Beispiel wünschen, häufiger die alten Sachen auf den Tisch zu bringen. Also Spiele, die ein bis zwei Jahre alt sind (lacht). Sonst spielen sie gerne „Die Siedler von Catan“. Zu meinem Verdruss landet aber auch mal gerne Monopoly auf dem Tisch.

Wieso zu Ihrem Verdruss?

In Vielspielerkreisen ist Monopoly verpönt, weil das Spiel durchs Würfeln sehr glückslastig ist und die taktischen Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Gelegenheitsspieler hingegen mögen vor allem die Emotionen beim intensiven Geldausgeben und –einnehmen.

Ist die Suchtgefahr bei Brettspielen ähnlich hoch wie bei Computerspielen?

Wenn man die richtigen Nerds in Essen sieht, kann man schon sagen, dass auch Brettspiele süchtig machen können. Einige geben Hunderte, manchmal sogar Tausende Euro für neue Spiele aus. Aber das ist dann auch schon eine Mischung aus Sammelwut und „Ich will das Ding auch spielen“.Andererseits: Bei digitalen Spielen wird die Sucht auch noch durch zusätzliche Inhalte getriggert.

Du musst Geld ausgeben, wenn du weitere Vorteile haben und besser werden willst. Das erlebe ich auch bei meinen Kindern, da muss man ein Auge drauf haben. Die meisten Brettspiele hingegen funktionieren ohne Erweiterung, auch wenn natürlich welche angeboten werden. Und es gibt niemanden, der mir eine Push-Benachrichtigung schickt und sagt: „Hey, spiel mal wieder Brett.“.

Bei aller Arbeit: Macht Ihnen Brettspielen überhaupt noch Spaß?

Brettspiele und der Blog sind mein Hobby, meine Leidenschaft. Vor der Messe investiere ich zwei Stunden pro Tag, die fünf Tage auf der „SPIEL“ sind sehr stressig. Aber am Ende macht es doch viel Spaß. Ich habe in meinem Beruf als Projektleiter bei der Deutschen Post sehr viel mit Zahlen zu tun. Der Blog und Spielen sind dann meine ausgleichenden Elemente.Und ein weiterer Grund, warum ich den Blog gegründet habe: Ich wollte mein eigenes Spiel entwickeln. Das liegt aber seit sechs Jahren in der Schublade und ist nicht weiter gekommen, weil mir die Zeit fehlt.

Was haben Sie da geplant?

Ich wollte immer ein Whiskey-Spiel machen, weil es das in der Form bisher noch nicht so gibt. Das ist ein Thema, das immer noch in mir wabert. Ich muss aber noch herausfinden, wie ich den Mechanismus thematisch im Spiel umsetzen soll: Guter Whiskey muss mindestens zwölf, oft sogar 15 bis 20 Jahre altern. Aber du willst ja keine 20 Runden spielen. Da muss ich noch eine Lösung finden.