Stiftungen und InitiativenEinfach mal was Gutes tun!

Auch mit kleinen Schritten kann man viel Gutes bewirken.
Copyright: Thinkstock Lizenz
Vordrängler in der Bäckerschlange, Rempler in der Bahn, Pöbler im Verkehr und die Jugend – was ist eigentlich da verkehrt gelaufen! Wie oft haben Sie sich schon dabei erwischt, so oder so ähnlich vor sich hin geschimpft zu haben? Obwohl Sie doch eigentlich nie klingen wollten wie Ihre Eltern? Und – Hand aufs Herz – wie oft waren Sie selbst Teil der miesen Stimmung? Ein Rempler, Vordrängler, Pöbler?
In einer Studie stellte Gesellschaftsforscher Horst Opaschowski im vergangenen Jahr fest, dass für die Deutschen nach der Familie der Zusammenhalt in der Gesellschaft das wichtigste Anliegen sei. „Mehr Wir-Gefühl als Ego-Kult“ erhofften sich bei der Befragung ganze 86 Prozent. Weitere 84 Prozent bewerten die „Freundschaft zwischen den Generationen“ als immer drängenderes Thema.
Die DuMont Net, 100-prozentige Tochtergesellschaft der Mediengruppe M. DuMont Schauberg, hat eine neue App entwickelt: den „Karma King“. Hier trägt man seine kleinen guten Taten ein und teilt sie mit Gleichgesinnten, in der App selbst oder auf Facebook. Gutes tun wird so zum Spiel, gleichzeitig verbreiten sich gute Taten weiter und stecken andere Menschen mit guten Ideen an. Die App ist kostenlos, werbefrei und für iPhones- und Android-Geräte verfügbar.
Nur: Das mit dem Wir-Gefühl ist nicht ganz so einfach. Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich in Vereinen und Initiativen oder helfen in ihrer Nachbarschaft. Sie spenden ihre Zeit und Kraft für einen guten Zweck. Doch egal, wie wohltätig die Masse im Hintergrund tagtäglich ist, ein einzelner Griesgram, der uns morgens kurz in der Bahn anblafft, kann uns gehörig den Tag verhageln – und uns schnell daran zweifeln lassen, dass es so etwas wie ein Wir-Gefühl überhaupt gibt.
Diesen viel zu eindrücklichen Kurzbegegnungen und der danach um sich greifenden schlechten Laune wollen einige Initiativen entgegenwirken. Die „Heinzelmännchenübung“ zum Beispiel soll, nach Art der Kölner Wichtel, jemandem anonym etwas Gutes tun. Ein Gute-Laune-Macher, der auch von Psychologen empfohlen wird.
Ganz ähnlich gehen die deutsche Webseite „Gute Tat“ sowie die US-amerikanische Stiftung „Random Acts of Kindness“ mit ihren „zufälligen Akten der Freundlichkeit“ vor. Oft im Geheimen, manchmal mit einem kleinen Hinweis versehen, hinterlassen die sogenannten „Raktivists“ im ganzen Land kleine Liebenswürdigkeiten. „Lass Drängler im Stau vor dir einfädeln“, „Wirf Geld in einer abgelaufenen Parkuhr nach“, „Ruf jemanden an, zu dem du schon lange keinen Kontakt mehr hattest“ oder „Bedanke dich bei deinem Busfahrer“, empfiehlt die gemeinnützige US-Stiftung für Einsteiger.
Viele Inspirierte dokumentieren ihre guten Taten auf der Internetseite der Stiftung: Ein Mann zahlt in Fast-Food-Ketten, Kinos und Kaffeehäusern die Bestellung für nach ihm folgende Gäste – und verschwindet, bevor der Beschenkte die großzügige Geste bemerkt. Eine Leseratte versteckt die Gutscheine, die sie für ihre Großeinkäufe erhält, in einem Buch in ihrer Lieblingsbuchhandlung. Eine andere Frau platziert kleine Grüße an Kleidungsstücken in Geschäften – seitdem sie selbst einmal einen gefunden und sich darüber gefreut hatte.
Die kleinen Aufmerksamkeiten stecken oft an, verbreiten sich weiter – und müssen nicht klein bleiben. Wie beim Sport, an den sich Couch-Potatoes auch zuerst gewöhnen müssen, können uns die Mini-Aufgaben zu Höherem schulen, besagt eine Studie von US-Psychologen mit dem sprechenden Titel „Glück erreichen: Die Architektur nachhaltigen Wandels“. Sogar Egoisten sei die Nächstenliebe deswegen wärmstens empfohlen – denn nach den Psychologen ist das Glück der anderen, zu dem man selbst beigetragen hat, der erste Schritt zum eigenen Glück.
Wir haben auf der Straße nachgefragt: Womit haben Sie anderen in letzter Zeit den Tag versüßt?
Wenn ich Pfandflaschen zurückgebe, vergesse ich meistens, den Bon auch an der Kasse abzugeben. Dann verschenke ich ihn an einen Obdachlosen vor der Tür.Lulu Bui (30)
Ich habe gerade vier Euro Trinkgeld in einem Café gegeben – für richtig miesen Service. Die Frau war gestresst und schlecht gelaunt, aber am Ende hat sie gelächelt.Bastian Esser (30)
Ich finde es schade, dass wir auf der Straße aneinander vorbeilaufen und uns gar nicht wirklich wahrnehmen. Deswegen grüße ich manchmal wildfremde Menschen. Die meisten sind irritiert – aber ab und zu kommt ein netter Gruß zurück.Pascal Tait (34)
Ich bekomme selbst ganz gerne Komplimente, das hebt die Laune. Deswegen habe ich mir vorgenommen, auch hemmungslos welche zu verteilen. Natürlich nur, wenn ich sie auch so meine. Aber irgendein tolles Detail findet man bei jeder Person.Anke Hannig (23)
Menschen, die sich offensichtlich verlaufen haben, spreche ich gerne zuerst an und frage gleich, was sie suchen.Anna Wehling (25)