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Tippeltour 299Wandern auf der Hochfläche der Ville

Lesezeit 6 Minuten

Der Otto-Maigler-See liegt am Rande der Ville. (Bild: Udo Beißel)

Das Vorgebirge war einmal ein Weinland, größer als die Ahr, wie man sie heute kennt. Dann kamen, in der Reihenfolge des Erscheinens, die preußische Verwaltung, später die Eisenbahn, zuletzt die Reblaus und kehrten auf dem Villerücken das Unterste zuoberst. Denn mit den Preußen kam die Dampfmaschine, und mit der Dampfmaschine wuchsen Fortschritt und Bevölkerung. Köln zählte, als es preußisch wurde, stabile 50 000 Bewohner. Bis zur Jahrhundertmitte hatte sich die Zahl verdoppelt. Und alle wollten essen! Die Preußen förderten in ihrer neuen Rheinprovinz den Anbau von Gemüse mitder Steuerschraube, und mit der neuen Eisenbahn kam Wein aus sonnigeren Lagen in den Norden. Die kleine Reblaus aus den Staaten schließlich brach den letzten Winzern in der Ville das Genick.

Seit 1996 wächst in Botzdorf wieder Wein, seit 2001 auch in Roisdorf, aber nur als Kür. Die Pflicht im Vorgebirge ist Gemüse: Kappes und Schavu, sprich: Wirsing, Sprütchen, Rosenkohl, auch Grünkohl, Sellerie und bunt gemischte Salate. All dies sehen wir bei unserer Runde auf der Hochfläche der Ville, die daliegt wie ein reich gedeckter Esstisch zwischen Rhein und Swistbach. Das Tischtuch ist von feinstem Löß. Hier machen wir uns auf den Weg: "Köln-Zentrum 35 Kilometer" steht auf einem Schild am Radweg. Wir gehen in die Gegenrichtung, vom Wanderparkplatz "An der Reitmaar"mit der "Rheinbacher Straße" in Richtung Heimerzheim kaum mehr als 150 Meter weit.

Wo dann im Knick des Waldrands gleich zwei feste Wege auf die Straße stoßen, folgen wir dem ersten, gehen gleich im spitzen Winkel links, zurück und ohne Wegezeichen auf dem gesperrten Fahrweg durch die freie Flur. Nach 600 Metern stoßen wir auf einen betonierten Querweg und wenden uns nach rechts. Wie mit dem Lineal gezogen, liegt der Weg nun vor uns im Gelände vor dem Wald. Wir kommen über einen festen Querweg weiter, kreuzen noch drei Feldwege und steigen dann im Waldstück sacht bergan. Hier hat der Weg zum ersten Mal ein Zeichen: das "V" des "Villewegs". Die Kiesel in den Äckern auf der Höhe zeigen, dass auch hier einmal der Rhein geflossen ist. Dann sank das Rheintal ab, die Ville blieb als Scholle stehen undschützt seither den Hang zum Rhein hin gegen jedes Wetter, das von Westen naht.

An der Bushaltestelle queren wir die "Heimerzheimer Straße" und wandern geradeaus in Richtung "Römerhof". Es geht am "Lückenhof" vorüber und auf den Kottenforst zu. Am Strommast nach gut 400 Metern wandern wir vorbei und noch 150 Meter geradeaus: Dann nehmen wir den ersten Weg nach links, ein gesperrter Asphaltweg, und wandern nun auf den spitzen Turm von Sankt Evergislus in Brenig zu. Nach einem Kilometer, beim roten Klinkerhaus 22, erreichen wir den Ortsrand und gleich darauf, am Wegekreuz, eine Bank und den Aufschluss 54 des Römerkanals. Die Römerleitung ausder Eifel lief hier am Hang des Vorgebirges, unterhalb. Hier oben läuft der Wanderweg, der sie begleitet. Wir folgen ihm an der Wegekreuzung links, passieren dann den Hofladen der Apfelbachers. Auf dem kleinen dreieckigen Platz davor steht rechts ein Kreuz mit einer Bank. Wir queren hier erneut die "Heimerzheimer Straße" und wandern mit dem Zeichen des Römerkanalwegs geradeaus, am Schützenhaus vorüber und dem Sportplatz dahinter. An einer großen braunen Halle vorbei, gelangen wir ins Freie. Am nächsten betonierten Querweg erinnert ein Gedenkstein an den Unfalltod einer Schülerin. Zweimal geht es so noch, schnurgeradeaus, über asphaltierte Fahrwege hinweg, dann passieren wir an der kleinen "Rheinbacher Straße" den Punkt des Römerkanalwegs "Straufsberg", "156 m (NN)". Das ist die Höhe für die ganze Runde, zwei Höhenmeter warten noch auf uns.

Jenseits der Straße ist der Weg nun erstmals nicht befestigt. Vorbei an grasenden Islandponys links und Bergziegen zur Rechten erreichen wir die Straße "Heerweg", den alten Heerweg zwischen Bonn und Aachen. Wo rechts der "Lethenbergweg" abzweigt, steht am Weg ein Kruzifix. In Hemmerich hat der Heerweg rechts einen Gehweg für uns. Wir gehen weiter geradeaus, über die "Ginhofer Straße" hinweg und 300 Meter weiter, bis wir uns vor dem Klinkerhaus 14 neu orientieren und mit der "Pützgasse" nach rechts, ein wenig abwärts in den Ort gelangen. Seit 1985 weiß man, dass erbereits zur Römerzeit besiedelt war. Der alte Rittersitz, von dem die Außenmauer immerhin noch wohlbehalten steht, wurde während des 18. Jahrhunderts von der Familie derer von und zum Pütz zum barocken Wohnschloss umgebaut. Wir sehen rechts noch einen Pavillon.

Entlang der Mauer folgen wir der "Kreuzbergstraße" und dem Zeichen des Römerkanalwegs nach links und können in der Mauer römische Reste entdecken: Material aus der Wasserrinne, als sie abgebrochen war, weil niemand ihren Zweck mehr ahnte. So geht es an der Gaststätte "Zum Schützenhof" entlang, dann folgen wir der "Jennerstraße" rechts, vorbei am Kriegerdenkmal und am alten Schloss, das selber auch ein Kriegerdenkmal ist: Seit 1945 steht es als Ruine da, genauer: seit August. Da war nicht länger Krieg. Entlassene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter haben es in Brandgesetzt, ein Maschendrahtzaun behütet nach vielen Jahrzehnten heute den kontrollierten Verfall. In seinem italienisch anmutenden Ziegelwerk steht es da als sei es Eichendorffs schönsten Versen nachgebildet.

Mit der "Maaßenstraße" folgen wir dem Zeichen weiter durch den Ort, vorüber an der Kirche und hinauf, bei einem weißen Kruzifix zurück zum Heerweg auf der Höhe, der nun aber "Rösberger Straße" heißt. Nun verlassen wir das Zeichen des Kanals, kreuzen geradewegs die Straße und kommen gegenüber gleich mit dem gesperrten Weg ins Freie. Hier weidet zur Rechten schon mal eine kleine Herde Ostpreußischer Skudden, Vertreter einer seltenen, vom Aussterben bedrohten kleinwüchsigen Rasse, vor hundert Jahren noch "das" Schaf schlechthin im Baltikum und in Ostpreußen.

Wir wandern weiter geradeaus. Rechts steht der schöne Wasserturm von Rösberg, seit 1986 unter Denkmalschutz, seit den 90er Jahren genutzt als Wohngebäude. "Maisonettewohnung" nennt man den Typ, davon freilich reicht die obere vom vierten bis zum neunten Stock! Bei der ersten Kreuzung zweier asphaltierter Wege stehen bei zwei Bänken zwei gestutzte Linden mit einem Kreuz aus Eisenguss darunter. Bis Köln sind es für Radfahrer noch 32 Kilometer. Wir wenden uns hier in die Gegenrichtung ("Heimerzheim"), gehen links und wandern wieder mit dem "Villeweg", auch wenn wir nirgendwosein "V" entdecken. Nach 450 Metern queren wir die Straße ("Zweigrabenweg") wiederum bei einem Kruzifix unter Linden. Wir wandern hier am Fußballplatz entlang, vorüber an der Gärtnerei zur Rechten ("Blumen Rex") und weiter geradeaus.

Beim nächsten Querweg knickt der "Villeweg" sacht rechts. Wir folgen ihm noch einmal geradeaus, 550 Meter weit, vorüber an der Einmündung der "Heiderbergstraße". Am Ende eines Streifens dichter Büsche, knapp 200 Meter vor dem sachten Linksknick, den wir schon vor uns sehen, folgen wir dem breiten Wiesenweg nach rechts und wandern geradewegs dem Wald entgegen. Wir queren einen zweiten Wiesenweg, dann passieren wir einen Eichenwald, bis wir gleich darauf auf einen asphaltierten Querweg stoßen. Ihm folgen wir nach links, dann gleich nach rechts, bis wir nach350 Metern wieder auf eine Waldecke stoßen, der links die kleine Fluganlage des "Modellflugclubs Vorgebirge e.V." gegenüber liegt. Dann wenden wir uns an der Wegekreuzung nach links und kommen zurück zum Ausgangspunkt. Was gäben wir jetzt für ein Gläschen Wing usem Vürjebirch! Doch, wie gesagt, der ist dem Blumenkohl gewichen. Jetzt sagen sie auch in der Ville an der Theke: "Dummer e Kölsch!"