Texte für die AdventszeitDie schönsten Weihnachtsgedichte zum Fest

Ob Loriot, James Krüss oder Eichendorff - Gedichte passen perfekt zur Weihnachtszeit.
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Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie im Kerzenschein unterm prachtvoll geschmückten Weihnachtsbaum ihr Gedicht aufgesagt haben? So manch einer hat es gehasst, andere sind darin aufgegangen und hörten nicht auf zu rezitieren. Weihnachtsgedichte haben eben ihren ganz besonderen Zauber - egal ob durch ihre Schwere oder ihre Leichtigkeit.
Lesen Sie hier unsere Auswahl an unterschiedlichsten Lieblings-Weihnachtsgedichten einiger Kollegen aus der Magazin-Redaktion.
Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,Schneeflöcklein leis herniedersinken.Auf Edeltännleins grünem Wipfelhäuft sich ein kleiner weißer Zipfel.Und dort, von ferne her durchbrichtden dunklen Tann ein helles Licht.Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmerdie Försterin im Herrenzimmer.In dieser wunderschönen Nachthat sie den Förster umgebracht.Er war ihr bei des Heimes Pflegeseit langer Zeit schon sehr im Wege.So kam sie mit sich überein:Am Niklasabend muss es sein.Und als das Häslein ging zur Ruh,das Rehlein tat die Augen zu,erlegte sie direkt von vornden Gatten über Kimm und Korn.Vom Knall geweckt rümpft nur der Hasezwei- drei- viermal die Schnuppernaseund ruhet weiter süß im Dunkeln,derweil die Sterne traulich funkeln.Und in der Guten Stube drinnen,da läuft des Försters Blut von hinnen.
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Nun muß die Försterin sich eilenden Gatten sauber zu zerteilen.Schnell hat sie ihn bis auf die Knochennach Weidmanns Sitte aufgebrochen.Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,was der Gemahl bisher vermied.Behält ein Teil Filet zurückals festtägliches Bratenstück.Und packt sodann, es geht auf Vier -die Reste in Geschenkpapier.Von Ferne tönt´s wie Silberschellen,im Dorfe hört man Hunde bellen.Wer ist's, der in so tiefer Nachtso spät noch seine Runde macht?Knecht Ruprecht kommt auf goldnem Schlittenmit einem Hirsch herangeritten.Sagt, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,die armen Menschen Freude machen?Die sechs Pakete, heil'ger Mann,s' ist alles, was ich geben kann.Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise,die Silberschellen klingen leise,im Försterhaus die Kerze brennt,die Glocke klingt, es ist Advent.
(Ina Henrichs)
In einem leeren Haselstrauch, da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch. Der Erich rechts und links der Franz und mittendrin der freche Hans. Sie haben die Augen zu, ganz zu, und obendrüber, da schneit es, hu! Sie rücken zusammen dicht an dicht. So warm wie der Hans hat's niemand nicht. Sie hör'n alle drei ihrer Herzlein Gepoch. Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch. (Katrin Reiche)
In der Ecke eines Fensters Unten rechts im Warenhaus, Sitzt die Puppe Annabella Mit dem Bären Ladislaus.
Annabella weint und jammert, Ladislaus, der grunzt und schnauft: Weihnachtsabend ist gekommen, Und die zwei sind nicht verkauft.
"Armer Bär!" seufzt Annabella, "Arme Puppe" schluchzt der Bär. Tränen kullern in die Ecke, Und das Herz ist beiden schwer.
In dem leeren Warenhause Löscht man langsam Licht um Licht, Nur in diesem einen Fenster, Da verlöscht die Lampe nicht
Voller Mitleid mit den beiden Läßt der brave alte Mann Von der Wach- und Schließgesellschaft Diese Lampe an.
Dann verläßt er Annabella Und den Bären , welcher klagt, Und mit sehr gepreßter Stimme "Lebewohl" und "Servus" sagt.
In der menschenleeren Straße, Abendstill und schneeverhüllt, Sind die beiden in dem Fenster Ein betrüblich Jammerbild.
Traurig vor der großen Scheibe Fallen Flocken, leicht wie Flaum, Und im Haus gegenüber Glänzt so mancher Lichterbaum
Zehn Uhr schlägt's vom nahen Turme, Und fast schlafen beide schon, Da ertönt im Puppenhause Laut das Puppentelefon.
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"Hallo!" fragt der Bär verschlafen. "Hier im Kaufhaus. Wer ruft an?" Da vernimmt er eine Stimme, Und die brummt: "Der Weihnachtsmann!"
Oh!" ruft Ladislaus erschrocken. "Was darf's sein ich bitte sehr?" "Eine schöne Puppenstube, Eine Puppe und ein Bär!"
"Das ist alles noch zu haben!" Ruft die Puppe Annabella. "Kommen Sie zum Warenhause Unten rechts, doch bitte schnell!"
Das ist eine Überraschung! Ladislaus kämmt schnell den Schopf Und die Puppe Annabella Flicht ein Schleifchen in den Zopf.
Und schon zehn Minuten später Kommt ein Schlitten, kommt ein Roß, Und ein Alter steigt vom Schlitten, Und ein Schlüssel knarrt im Schloß.
Ladislaus, der quiekt und jodelt, Annabella lacht und singt, Als der Weihnachtsmann die beiden In den Pferdeschlitten bringt.
Grad in diesem Augenblicke Kommt der brave alte Mann Von der Wach- und Schließgesellschaft Wieder zur Kontrolle an.
Höflich grüßt er die Gesellschaft, Springt zurück ins Warenhaus, Holt die schöne Puppenstube, Und dann trägt er sie hinaus.
Leise sagt er zu der Puppe: "Frohes Fest, mein kleines Kind!" Während eine kleine Träne in den großen Schnurrbart rinnt.
"Frohes Fest!" sagt Annabella. "Frohes Fest sagt Ladislaus, Dann wird's dunkel in dem Fenster Unten rechts im Warenhaus.
(Jasmin Kristeski)
Die Weihnachtsmaus ist sonderbar (sogar für die Gelehrten), Denn einmal nur im ganzen Jahr entdeckt man ihre Fährten.
Mit Fallen und mit Rattengift kann man die Maus nicht fangen. Sie ist, was diesen Punkt betrifft, noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus den Menschen keine Plage. Doch plötzlich aus dem Loch heraus kriecht sie am Weihnachtstage.
Zum Beispiel war vom Festgebäck, das Mutter gut verborgen, mit einem mal das Beste weg am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus: Ich hab´ es nicht genommen! Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar das Marzipan von Peter; Was seltsam und erstaunlich war. Denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus: ich hab es nicht genommen! Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen!
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Ein drittes Mal verschwand vom Baum, an dem die Kugeln hingen, ein Weihnachtsmann aus Eierschaum nebst andren leck`ren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus: Ich habe nichts genommen! Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen!
Und Ernst und Hans und der Papa, die riefen: welche Plage! Die böse Maus ist wieder da und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort. Sie sagte unumwunden: Sind erst die Süßigkeiten fort, ist auch die Maus verschwunden!
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg, sobald der Baum geleert war, sobald das letzte Festgebäck gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus, - bei Fränzchen oder Lieschen - da gäb es keine Weihnachtsmaus, dann zweifle ich ein bißchen!
Doch sag ich nichts, was jemand kränkt! Das könnte euch so passen! Was man von Weihnachtsmäusen denkt, bleibt jedem überlassen.
(Jasmin Krsteski)
Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus, Sinnend' geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindlein stehn und schauen, sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld, Hehres Glänzen, heil'ges Schauern! Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen, Aus des Schnees Einsamkeit Steigt's wie wunderbares Singen- O du gnadenreiche Zeit!
(Claudia Lehnen)
Von drauß' vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Allüberall auf den Tannenspitzen Sah ich goldene Lichtlein sitzen; Und droben aus dem Himmelstor Sah mit großen Augen das Christkind hervor; Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann, Da rief's mich mit heller Stimme an: "Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell, Hebe die Beine und spute dich schnell! Die Kerzen fangen zu brennen an, Das Himmelstor ist aufgetan, Alt' und Junge sollen nun Von der Jagd des Lebens einmal ruhn; Und morgen flieg ich hinab zur Erden, Denn es soll wieder Weihnachten werden!" Ich sprach: "O lieber Herre Christ, Meine Reise fast zu Ende ist; Ich soll nur noch in diese Stadt, Wo's eitel gute Kinder hat." - "Hast denn das Säcklein auch bei dir?" Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier: Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern Essen fromme Kinder gern." - "Hast denn die Rute auch bei dir?" Ich sprach: "Die Rute, die ist hier; Doch für die Kinder nur, die schlechten, Die trifft sie auf den Teil, den rechten." Christkindlein sprach: "So ist es recht; So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß' vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ich's hierinnen find! Sind's gute Kind, sind's böse Kind?
(Eva Reik)
Unvergessen bleibt Loriots legendäres Kurzgedicht von Dicki Hoppenstedt:
"Dicki, sag mal ein Gedicht auf!"
"Zickezacke Hühnerkacke."
(Katrin Voss)