WeinkolumneWelcher Wein wird im Alter besser – und welcher schlechter?
- Unsere Sommelière erklärt, welche Weine gut reifen und gibt eine Empfehlung ab.
Köln – Nicht jede Flasche, auf der sich eine Staubschicht angesammelt hat, ist wertvoll. Der eine oder die andere Leserin hat bestimmt schon mal mit Ehrfurcht ein altes „Schätzchen“ geöffnet und wurde mit Essig im Glas enttäuscht. Weine, die mit Flaschenreife besser werden sind nämlich relativ selten. Betrachtet man sämtliche Weine der Welt, ist der Großteil davon für den Genuss von innerhalb zwei bis vier Jahren bereitet. Schließlich haben die wenigsten Verbraucher einen optimalen Lagerplatz noch das entsprechende Kapital, um sich Weine auf Vorrat zu kaufen.
Natürlich gibt es reifefähige Weine, die die Weinwelt faszinieren. Doch wie erkennt man diese Tropfen? Hier hilft die einfache Formel „BLIK“ weiter. Das ist die Abkürzung für Balance, Länge, Intensität und Komplexität. So sollten alle Inhaltsstoffe in einem harmonischen Verhältnis zueinanderstehen.
Weine aus besonderen Lagen
Schmeckt ein Wein in der Jugend alkoholisch oder wie Sauerampfer, wird es im Alter nicht besser. Mit Länge wird der Verbleib des Geschmackes am Gaumen bezeichnet. Simpler Lugana etwa, ist schon während des Schluckvorganges vergessen. Sind die Aromen intensiv und wird Wein bei längerem Schwenken im Glas komplexer, zahlt das auf das Konto der Reifefähigkeit ein.
Weine, die über all diese Eigenschaften verfügen, kommen in der Regel aus besonderen Lagen und sind mit Ertragsbeschränkung sowie höchster Sorgfalt bereitet worden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Besonders reifefähig sind Weine, die über natürliche Antioxidationsmittel verfügen. Das sind etwa Rotweine, die deutlich mehr Gerbstoffe enthalten. Ebenso exzellente Süßweine, die wie Marmelade mit Zucker vor dem Schlechtwerden geschützt sind. Während der Lagerung streifen Rotweine ihr Tanningerüst ab. Süßweine schmecken weniger vordergründig. Alle Weine werden milder in der Säure und bekommen ein komplexes Reifebukett. Aber lassen sie sich nicht täuschen. Zwar sagte einst Oscar Wilde: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ Das gilt allerdings nicht für scheußlich schmeckende Weine.
Bezahlbarer, reifefähiger Wein von der Mosel
Reifefähige Weine kauft man gerne in Jahrgängen, mit denen Lebensereignisse verbunden sind. An der Mosel sind solche Spitzenweine bezahlbar. Hier reihen sich großartige Riesling-Lagen aneinander. Eine Rebsorte, die gerne fruchtig ausgebaut wird und über frische Säure verfügt, was der Haltbarkeit entgegenkommt.
In der Nase zeigt die Spätlese komplexe Aromen von Ananas, Steinobst aber auch reife Anklänge von Earl Grey und kandiertem Ingwer. Am Gaumen fasziniert ein harmonisches Spiel zwischen Süße, Säure und Mineralität. Ein Wein, der in den nächsten 15 Jahren weiter gewinnen wird und bei dem man die Faszination der Flaschenreife einmal selbst nachspüren kann.
2015 Piesporter Goldtröpfchen / Riesling Spätlese / Bischöfliche Weingüter Trier / Mosel – 14,70 Euro / Bezugsquelle: shop.bischoeflicheweingueter.de