Lange Zeit wurde die Schaumweinerzeugung hierzulande eher stiefmütterlich behandelt. Seit einigen Jahren ist das anders. Immer mehr Winzer erwerben darin eine Expertise.
WeinkolumneDas deutsche Sektwunder und wie es schmeckt
Wieviel Prestige Schaumweinkategorien genießen, hängt mit den Marktstrukturen zusammen. So werden fast 90 Prozent der Sekte von nur sechs Firmen erzeugt und das in riesigen, anonymen Mengen. Diese bestimmen mit ihrer Marktmacht das Bild dieses Produktes und das ist für Sekt in der Breite nicht sonderlich hochwertig. Hinzu kommen problematische Preise. So wird Sekt gerne als Lockangebot in Supermärkten verramscht.
Natürlich gab es schon immer Winzersekte. Doch selten haben sich Winzer in der Vergangenheit mit den Feinheiten der Erzeugung auseinandergesetzt oder gar das Equipment dafür angeschafft. Wer nur ein paar Flaschen macht, um sein Sortiment abzurunden, wird da wenig investieren. Das galt auch lange als Credo in den Weinbauschulen. Dort wird die Sekterzeugung nur sehr rudimentär gelehrt. Seit rund 10 Jahren ändert sich das gewaltig.
Immer mehr Winzer fokussieren sich auf die Schaumweinerzeugung, dass Kenner im In- und Ausland bereits von einem Sektwunder sprechen. Der junge Heiko Bamberger ist bereits in den 1980er Jahren mit seinem Vater in die Champagne gereist. „Wir schauen uns das jetzt mal an“, meinte der couragierte Senior. Nach mehreren Recherchetouren kauften sie die nötige Maschinerie sowie die Hefe, die für die Flaschengärung optimal ist.
Feinprickelnder und tiefgründiger Sekt
„Das war in Deutschland nicht zu kriegen“, lacht Heiko. Als er den Betrieb übernimmt, arbeitet er akribisch an der Qualität. „Guter Sekt beginnt mit dem Winterschnitt der Reben“, führt er aus. Er experimentiert mit Rebsorten, Press- und Ausbaumethoden oder der Dauer des Hefelagers. „Wir befinden uns im kühlen, oberen Teil der Region Nahe“, führt er aus. Dort reifen die Trauben langsam, behalten die Säure und bleiben im Zuckergehalt moderat. „Das ist genial für Sekt“, erzählt er begeistert.
Hinzu kommt, dass die Rebsorte Riesling in dem Zusammenhang eine besonders gute Figur macht. Nicht nur weil die Sorte die Herkunft zeigen kann, sondern weil die wichtigsten Analysewerte mit dem Chardonnay in der Champagne vergleichbar sind. Das garantiert eine feine Perlage und den ausgewogenen Duft der Hefearomen. Besonders zu empfehlen ist der Blanc de Blanc brut, der jeweils zur Hälfte aus Riesling und Weißburgunder besteht.
Der Sekt läuft hellgelb und feinschäumend ins Glas. Der Duft ist ausgewogen mit Noten von saftigen gelben Früchten, weißen Mandeln und zarten Hefearomen. Er wirkt mit seiner saftigen Frucht und reifen Säure cremig, obwohl er mit 2 g/l Restzucker betont trocken ausgebaut ist. „Wer gut arbeitet, braucht keine Dosage“, sagt Heiko dazu und lacht. Es ist ein feinprickelnder, animierender wie tiefgründiger Sekt, den man zum Aperitif genießt, aber auch zum Essen.
„Das würde ich mir wünschen“, sagt Heiko zum Abschluss des Gespräches. „Dass die Kunden Sekt nicht nur zum Anstoßen verwenden, sondern ganz selbstverständlich auch zu Vorspeisen und Fischgerichten probieren.“ Dann bekommen diese exzellenten Schaumweine den großen Auftritt zu Tisch und das deutsche Sektwunder wäre perfekt.
2020 Blanc de Blanc brut / Wein- und Sektgut Bamberger / Nahe / 14,20 Euro www.weingut-bamberger.de