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WeinkolumneNicht nur Bio, sondern natürlich

Lesezeit 2 Minuten

Die Wein-Kolumne von Ramona Echensperger

Während bei Lebensmitteln „Bio“ ein wirksames Verkaufsargument ist, zählt beim Wein in erster Linie der Geschmack. Dass mittlerweile viele Topwinzer auf Bioanbau setzen, ist für viele Verbraucher ein netter Zusatznutzen, aber nicht unbedingt ein entscheidendes Kaufkriterium. Das mag auch daran liegen, dass Wein als Naturprodukt wahrgenommen wird.

Daher sind die Verbraucher erstaunt, wenn sie mit sogenanntem „Vin Naturel“ in Berührung kommen. Weine also, dessen einzige Zutat biologisch erzeugte Trauben sind. Ist das nicht immer so? Nein – denn herkömmlicher Wein oder auch mancher Biowein ist nicht so natürlich wie viele denken. Denn dem Weingeschmack kann mit allerlei Kellerhilfsmitteln auf die Sprünge geholfen werden. Dem treten die Vin Naturel-Produzenten enschieden entgegen und werfen damit wichtige Fragen auf: Zum Beispiel, ob Bioanbau an der Kellertür endet und mit welchen Zusatzstoffen wir es im Allgemeinen zu tun haben. Die Zutatenliste erlaubter Stoffe ist lang und einige davon sind durchaus fragwürdig.

Viele dieser Zusätze – aber auch Filterschichten und Schönungsmittel – sind allerdings auch dem Geschmackstrend geschuldet, der stromlinienförmige, junge Weine mit oft vordergründigen Fruchtaromen bevorzugt. Jahrgangsunterschiede oder geschmackliche Unebenheiten haben kommerziell eben keinen Platz.

Die Natur unverfälscht sprechen lassen

Vin Naturel-Winzer verzichten konsequent auf jegliche Zusätze. Selbst wenn es sich um das natürliche Konservierungsmittel Schwefel handelt, das für Kellerhygiene und Oxidationsschutz genutzt wird. Das Ziel der Winzer ist es, die Natur unverfälscht sprechen zu lassen. Dabei entstehen Weine, die roh und herrlich ungeschliffen wirken. So hat sich der hier empfohlene „Hommage à Robert“ erst nach zwei Stunden im Glas so richtig geöffnet. Anfänglich störte die feine Kohlensäure etwas, die den Gerbstoff ungehobelt wirken ließ. Erst nach einiger Zeit verströmte der Wein ein verführerisches Bukett mit Aromen von Lavendel, Sauerkirsche, getrockneten Kräutern und süßen Gewürzen. Am Gaumen überzeugt der Wein mit seiner Fruchtkonzentration als Gegenpol zum Tanningerüst. Der Wein wirkt lebendig, verändert sich ständig im Glas und regt zum Diskutieren an.

Solche Weine verkaufen sich nicht von selbst, sondern bedürfen der Beratung. Wer Vin Naturel kennen lernen will, ist bei Surk-ki Schrade in Ehrenfeld gut aufgehoben. Die ehemalige Regieassistentin hat ihren Weinladen „La Vincaillerie“ im Jahr 2010 gegründet und gehört heute zu den besten Vin Naturel-Händlern des Landes. Mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen empfiehlt sie aus ihrem vielseitigen Sortiment und verschickt die Weine auch deutschlandweit.

2012 Hommage à Robert / Cuvée aus Cabernet Sauvignon & Merlot / Le Raisin et l’ange / Ardèche – Frankreich / 9 EuroLa Vincaillerie, Leostraße 5750823 Köln ☎ 0172/5926537 www.la-vincaillerie.de