Klimawandel, gestiegene Produktionskosten, rückläufige Nachfrage. Der Weinmarkt hat es nicht leicht, wie die Branche auf die Probleme reagiert.
WeinkolumneWeniger ist mehr – warum sich der Weinmarkt ändern muss
Das Weinjahr wird im Frühjahr von den großen Leitmessen bestimmt. Erst kürzlich traf sich die Weinwelt zur Vinexpo in Paris. Mitte März beherbergt dann Düsseldorf mit der ProWein die wohl wichtigste Weinfachmesse der Welt. In dieser Zeit werden zahlreiche Marktstudien veröffentlicht, die dieses Jahr das schwierige Umfeld für die Weinbranche in den Blick nehmen.
Deutsche trinken weniger Wein als vor der Pandemie
So meldet das Deutsche Wein Institut, dass die Deutschen nach den Corona-Jahren wieder weniger Wein trinken. Für Frankreichs Winzer ist die Situation noch dramatischer. Dort plant das Landwirtschaftsministerium, ganze 2,5 Millionen Hektoliter Wein subventioniert zu Industriealkohol zu verarbeiten und Anbauflächen stillzulegen. Begründet werden diese Entwicklungen unter anderem mit einem veränderten gesellschaftlichen Konsumverhalten. Nicht nur für die junge Generation scheint ein achtsamer Umgang mit Alkohol und ein gesunder Lebensstil wichtiger zu werden. Die Europäische Union hat – vergleichbar zu Tabak – dem Alkoholkonsum den Kampf angesagt.
Die Herausforderungen für die Weinbranche sind allerdings noch breiter gefächert. Gestörte Lieferketten sind ein großes Problem. Eine Zeit lang war es fast unmöglich an Glasflaschen zu kommen, so dass Weingüter den neuen Jahrgang nicht abfüllen konnten und ein echtes Cash-Flow-Problem bekamen. Auch Kartonagen und Verschlüsse bereiteten den Winzerinnen und Winzern Kopfzerbrechen. Von den explodierenden Preisen ganz zu schweigen. Vor allem die steigenden Energiekosten sind eine Herausforderung – allein schon deshalb, weil einfache Getränkeweine ihr Geschmacksprofil durch temperaturkontrollierte Vergärung bekommen.
Wein – Luxusprodukt in Krisenzeiten
Bestes Beispiel ist simpler Tankgär-Schaumwein. Dieser wird in der Regel zweimal kaltvergoren und bei -4°C Weinstein stabilisiert. Dafür braucht es Unmengen an Energie und es ist fraglich, ob diese Produkte weiterhin so billig verschleudert werden können. Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten haben aber das Verbraucherbudget für ein Luxusprodukt, wie Wein eines ist, schrumpfen lassen. Erzeuger können also die Preissteigerungen nicht ohne weiteres weiterreichen.
Ein Dauerthema ist und bleibt der Klimawandel, der die Produktionsrisiken in der Landwirtschaft deutlich steigen lässt. Ein großes Problem ist dabei die Trockenheit. Hier ist ein Blick auf die durchschnittlichen Erntemengen interessant. In den letzten 10 Jahren pendeln diese in Deutschland um die 90 Hektoliter/Hektar herum. Die Betriebe haben sich mit ihrer Betriebswirtschaft sowie Infrastruktur auf diese Mengen eingestellt. Kein Wunder, dass viele heute nach großzügigen Bewässerungsmöglichkeiten rufen.
Was nicht erwähnt wird, dass man vor 100 Jahren bei rund 25 Hektoliter/ Hektar von einem Vollertrag sprach und Anfang der 1960er Jahre noch mit etwa 50 Hektolitern/Hektar zufrieden war. Hier stellt sich die Frage wie sinnvoll es ist, bei rückläufigem Weinkonsum selbst karge Standorte großzügig zu bewässern, um weiterhin diese Ertragsmengen zu sichern.
Laut dem ProWein-Bericht wollen nun einige Erzeugerländer weitere Märkte erschließen und neue Produkte entwickeln, um der Stagnation entgegenzuwirken. In alkoholfreie oder alkoholreduzierte Weine werden große Hoffnungen gesetzt. Ebenso wird versucht, die Kosten zu reduzieren, was etwa mit anderen Verpackungen gelingen kann. Ein Lichtblick ist, dass im relativ gesehen kleinen, gehobenen Segment keine Rückgänge erwartet werden. Weniger ist also oftmals mehr – eine Devise, die man sich für die Weinbranche insgesamt wünschen würde.