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Wissenswertes über das StürzenRichtig hinfallen will gelernt sein

Lesezeit 2 Minuten

Es war ein mehr als dummer Sturz im finnischen Urlaub: Beim Eishockey gefoult, fiel ich so unglücklich, dass es schien, als wären beide Ellenbogen und beide Handgelenke gebrochen. Die Schmerzen waren enorm, die Beweglichkeit der vier Gelenke gleich null – auch wenn die Röntgenaufnahmen bewiesen, dass nichts gebrochen war. Wie kann man nur so dumm fallen? Man kann, aber man muss nicht!

Warum Manuel Neuer sich nicht verletzt

Stürze sind eine der häufigeren chirurgischen Probleme in der Notaufnahme. Nicht DASS die Menschen fallen, ist das Problem, sondern WIE sie fallen. Man neigt dazu, beim Sturz die Arme kraftvoll auszustrecken – und bricht sich mit Pech das Handgelenk. Oder stürzt verkrampft auf die Knie – und bricht sich die Kniescheibe. Dass es auch anders geht, beweisen Kinder: Sie fallen ständig hin – sind dabei aber „elastischer“ und verletzen sich selten. Und wer etwa Manuel Neuer bei der Arbeit zusieht, der kann gar nicht glauben, dass der Torwart nicht nach jeder Parade schwer verletzt liegenbleibt – obwohl er sich nicht mit den Händen abfangen kann, mit denen er ja den Ball festhält.

Seitlich fallen ist besser frontal

Das Geheimnis ist, das richtige Fallen zu trainieren. In der Medizin ist immer von Sturzvermeidungstraining die Rede – aber Stürze lassen sich niemals ganz vermeiden. Im Prinzip geht es darum, elastischer zu fallen, den Kopf zu schützen – und sich möglichst seitlich wegzurollen (so wie man es in Actionfilmen sieht). Beim frontalen Sturz, vor allem rückwärts, ist speziell die Wirbelsäule anfällig für Verletzungen. Beim seitlichen Fallen dagegen können dicke Muskelpakete wie Puffer wirken: vor allem Oberschenkel und Gesäß.

Das ist natürlich reine Theorie, die sich nicht allein am Frühstückstisch in die Praxis umsetzen lässt. Aber es dürfte sich lohnen, die Profis anzusprechen, die sich mit dem Bereich Bewegung am besten auskennen: Physiotherapeuten, sprich: Krankengymnasten. Viele von ihnen bieten vor allem für ältere Menschen ein sehr wirkungsvolles Bewegungstraining mit Sturzprophylaxe an. Und sie sollten auch gute Ansprechpartner für den „richtigen“ Sturz sein.

Das Hinfallen kann man trainieren

Wer das Hinfallen trainiert, wird sich im Ernstfall weniger verletzen. Natürlich fällt das durchtrainierten Jüngeren leichter als bewegungsarmen Älteren. Profitieren tun aber alle Altersgruppen. Dass das so ist, zeigen Millionen finnischer Eishockeyspieler: Unsere Freunde haben uns noch am selben Tag gezeigt, wie man richtig fällt. Es sah spektakulär aus – trotzdem hat sich keiner auch nur wehgetan.

Dr. Magnus Heier ist Neurologe und Wissenschaftsautor.