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Naher OstenGefangene aus Israel und Gazastreifen freigelassen – Grenzübergang Rafah wieder geöffnet

Lesezeit 4 Minuten
Angehörige und Nahestehende reagieren emotional, als sie einen freigelassenen palästinensischen Gefangenen begrüßen, nachdem sie im Zuge einer Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel aus israelischen Gefängnissen entlassen wurden.

Angehörige und Nahestehende reagieren emotional, als sie einen freigelassenen palästinensischen Gefangenen begrüßen, nachdem sie im Zuge einer Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel aus israelischen Gefängnissen entlassen wurden.

Drei aus Israel entführte Männer sind im Rahmen eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigekommen. Zurück in Israel sind ihre Familien überglücklich.

Die Freilassung von drei Männern aus der Hamas-Geiselhaft im Gazastreifen hat bei ihren Angehörigen große Emotionen ausgelöst. Jarden Bibas traf bereits seine Familie wieder. Auf einem von der israelischen Regierung verbreiteten Video ist er lächelnd und in enger Umarmung mit seinem Vater und seiner Schwester zu sehen. Sein Humor sei geblieben, hört man seinen sichtlich erleichterten Vater zu dem 35-Jährigen sagen. Immer wieder küsst er seinen Sohn.

Eine andere Aufnahme zeigt Bibas lächelnd mit israelischen Soldaten nach seiner Ankunft in Israel. Israelischen Medienberichten zufolge jubelte ihm bei seiner Ankunft in einem Krankenhaus anschließend auch eine große Menschenmenge zu.

„Ernsthafte Sorgen“ um drei Geiseln mit deutscher Staatsbürgerschaft

Jarden Bibas' Frau und ihre zwei Kleinkinder werden weiterhin im Gazastreifen festgehalten. Der Jüngere war zum Zeitpunkt seiner Entführung noch ein Baby. In Israel gibt es „ernsthafte Sorgen“ um das Schicksal der drei, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Nach der Freilassung des Familienvaters hat Israel von den Vermittlern Informationen über das Schicksal seiner ebenfalls verschleppten Familienmitglieder gefordert. „Yarden ist nun zurückgekehrt. Aber seine Frau Shiri und die Kinder Ariel und Kfir sind es nicht“, erklärte der israelische Geiselbeauftragte Gal Hirsch am Samstag. Die Familie lebe seit Langem in permanenter Angst um sie, „wir fordern von den Vermittlern weiterhin Informationen über deren Zustand“, betonte Hirsch.

Israels Regierung verbreitete auch Aufnahmen des freudigen Wiedersehens von Ofer Kalderon mit seinen vier Kindern. Die beiden Jüngeren wurden ebenfalls am 7. Oktober von Terroristen entführt. Sie wurden Ende November während eines ersten Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen.

Emotionales Video: „Ich habe nicht aufgegeben“

Ein Video zeigt den Vater, wie er seine beiden Töchter und beiden Söhne umarmt und anschließend mit ihnen Scherze macht. „Ich habe nicht aufgegeben“, ließ er die vier wissen. „Es ist vorbei, Papa, jetzt bist du bei uns“, sagte seine älteste Tochter zu ihm. Zu seinem ältesten Sohn, der den Terrorüberfall andernorts in einem Schutzraum überlebte, sagte er scherzend, dieser habe sich besser versteckt.

Keith Siegels Familie reagierte auf die Freilassung des 65-Jährigen mit großer Freude. „Er sieht gut aus“, sagte seine glücklich wirkende Frau Aviva, als sie Aufnahmen der Freilassung gemeinsam mit ihrem Sohn sieht. Die Israelin wurde ebenfalls während des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt, kam aber im Rahmen eines ersten Gaza-Deals im November 2023 frei.

„Wir sind erfüllt von unbeschreiblicher Aufregung“, teilte Siegels Familie in einer Erklärung nach dessen Ankunft in Israel mit. „Endlich, nach 484 langen, furchterregenden Tagen und Nächten voll immenser Sorge um unseren Vater, können wir wieder aufatmen.“

Palästinensische Gefangene im Gazastreifen angekommen

Busse mit freigelassenen palästinensischen Gefangenen sind im Süden des Gazastreifens angekommen. Auf Bildern war zu sehen, wie jubelnde Männer sich weit aus den Fenstern lehnten und den Menschen zuwinkten. Sie kamen im Gegenzug für die zuvor im Gazastreifen drei freigelassenen Geiseln frei. Der Austausch erfolgte gemäß einer Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas.

Insgesamt sollten 72 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, 39 von ihnen stammen aus dem Westjordanland. Sieben sollten wegen der Schwere ihrer Straftaten im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Hamas ins Ausland gebracht werden. Die restlichen Gefangenen stammen aus dem Gazastreifen und wurden vor dem Hamas-Massaker inhaftiert.

Zusätzlich dazu sollten 111 weitere, nach dem 7. Oktober im Gazastreifen festgenommene Palästinenser freikommen. Berichten zufolge soll Israel festgestellt haben, dass sie nichts mit dem Hamas-Terrorüberfall zu tun hatten.

Grenzübergang Rafah nach neun Monaten geöffnet

Nach fast neun Monaten wurde auch der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen erstmals wieder geöffnet worden. Mehrere Patienten wurden aus Gaza über Rafah zur ärztlichen Behandlung nach Ägypten gebracht, wie Sicherheitskreise und der Ägyptische Rote Halbmond bestätigten. Der staatsnahe TV-Sender Al-Kahira News zeigte Bilder der ausreisenden Patienten. Zunächst sollten rund 50 von ihnen Gaza verlassen.

Der einzige Grenzübergang, der nicht über israelisches Gebiet führt, wurde geschlossen, nachdem Israels Armee dort im vergangenen Mai auf palästinensischer Seite die Kontrolle übernommen hatte.

Al-Kahira News zufolge wurden zunächst ein Junge mit einer Immunkrankheit in Begleitung seiner Mutter sowie ein Mädchen, dem ein Bein amputiert werden sollte, nach Ägypten gebracht. Sie fuhren in Krankenwagen auf der palästinensischen Seite in den Transitbereich des Übergangs ein, wo ägyptische Krankenwagen auf sie warteten. Mit solchen Transfers hatten Kranke und Verletzte das Gebiet auch vor der Schließung Rafahs verlassen. (dpa)