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Museum in BewegungGummersbacher Eisenbahner feiern ihr großes Pfingstfest

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Beim Fest im Bahnbetriebswerk stellte Thomas Sauren eine Rangierlok vor.

Beim Fest im Bahnbetriebswerk stellte Thomas Sauren eine Rangierlok vor.

Beim Museumsfest in Dieringhausen schwelgten am Wochenende hunderte Besucher in Eisenbahn-Nostalgie.

Einen schweren Brocken Arbeit hat sich Thomas Sauren übers Pfingstwochenende geborgt, mit nach Hause genommen und dann auf die Gleise des Bahnbetriebswerks in Gummersbach-Dieringhausen gesetzt: Gute 82 Tonnen wiegt die MaK G1206, eine 2007 in Kiel gebaute Rangierlok. Damit ist der 32-Jährige aus Langenfeld für die Schweizer Bahngesellschaft SBB Cargo unterwegs, diesmal aber ist die blaue Diesellok ein modernes Schaustück beim Museumsfest der Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk.

„Mit 14 habe ich das erste Mal bei der Hespertalbahn in Essen eine Lok gefahren“, verrät Sauren. Seither lasse ihn diese Leidenschaft nicht mehr los – weder in der Freizeit, noch im Beruf. Abseits der Arbeit schraubt er an eigenen Fahrzeugen, die zurzeit im Ringlokschuppen an der Hohler Straße untergebracht sind.

Frank Graw und sein Enkel Ben traten bei Niko Dedenbach auf der Fahrraddraisine in die Pedale.

Frank Graw und sein Enkel Ben traten bei Niko Dedenbach auf der Fahrraddraisine in die Pedale.

Gebaut wurde die Anlage mit den elf Unterständen und der Drehscheibe in den Jahren von 1890 bis 1905, stillgelegt wurde sie 1982. Der Museumsbetrieb ruhte wegen Corona seit 2020. Heute ist dort die Erleichterung riesengroß, der Trägerverein atmet auf. „Man hat uns nicht vergessen“, erklärt Vorstandsmitglied Volker Eisenhauer und freut sich über fast 500 Schaulustige, die an beiden Festtagen über das etwa 16 000 Quadratmeter große Gelände streifen. „Dieser Andrang hat uns nach der langen Zwangspause überrascht – wir sind glücklich.“

Auch Tjark Gaudich ist gekommen. „Zum Glück bin ich jetzt 18 und kann allein hierhin, bin nicht mehr auf Oma und Opa angewiesen“, schildert der Müllenbacher, der das Museum seit Kindertagen kennt. „Mich fasziniert die alte Technik ebenso wie neue. Und ich hoffe, dass die Wiehltalbahn zurückkehrt.“

Maxim und Valentin fühlten sich im Führerstand der „Waldbröl“ pudelwohl.

Maxim (l.) und Valentin fühlten sich im Führerstand der „Waldbröl“ pudelwohl.

Mit einem lauten Pfiff setzt sich derweil die 1914 gebaute Dampflok „Waldbröl“ in Bewegung und schnauft dem Bahnhof von Dieringhausen entgegen – an Bord: Karin und Karl-Heinz Monn aus Rösrath mit Sohn Valentin und dessen bestem Freund Maxim. Die beiden Achtjährigen sind begeistert. „Hat gar nicht gerumpelt“, wundert sich Valentin nach der kurzen Fahrt, vor der er doch etwas Bammel hatte.

Mutter Karin sagt: „Wir erinnern uns gern an den Nikolaus-Express und freuen uns, dass das Museum die Krise überstanden hat.“ Drei bis vier Stunden dauert es, bis die alte „Waldbröl“ endlich losschnaufen kann, so lange müssen Lokführer Andreas Voll und Heizer Jan Kringe dem historischen Gefährt Dampf machen und „alles abschmieren“, wie Voll, inzwischen Eigentümer des Bahnbetriebswerks, erzählt.

Dass ein Besuch durchaus Kraft kosten kann, haben soeben auch Anne und Frank Graw aus Friesland erfahren: In Much haben sie Enkel Ben (13) abgeholt, jetzt treten die drei auf der Fahrraddraisine der Interessengemeinschaft ordentlich in die Pedale. „Toll am Museum ist, dass hier so viel in Bewegung ist“, sagt Anne Graw, während Vereinsmitglied Niko Dedenbach die Draisine Marke Eigenbau für die nächste Tour auf dem Kohlegleis fertigmacht.

Gern zeigt die Gemeinschaft auch, woran sie gerade werkelt: In zwei Jahren soll eine Donnerbüchse, ein Personenwagen aus den 1920er Jahren, wiederhergestellt werden, in Kürze geht Schreiner Sascha Langenfeld ans Werk. „Für dieses Vorhaben haben wir 30 000 Euro vom Heimatministerium bekommen“, sagt Volker Eisenhauer. Eingliedern soll sich der Wagen bei den Ausflugsfahrten des „Bergischen Löwen“.