Der Mann soll vor dem Wutausbruch eine Rede von Alice Weidel lautstark im Bus abgespielt haben. Videos dokumentieren den Vorfall.
„Raus! Raus!“Fahrer bedroht Gast – Busfahrt in Hennef eskaliert wegen Weidel-Rede
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Auf dem Gehweg vor dem Bus bedrohte der Fahrer einen Fahrgast, den er zuvor aus dem Bus der Linie 522 geworfen hatte, mit einer Krücke.
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Ein vollbesetzter Bus der Linie 522 in Hennef. Donnerstagmorgen, 13. Februar, kurz vor 9 Uhr, Berufsverkehr. Viele der Fahrgäste waren Schülerinnen und Schüler. Lautstark soll der Busfahrer eine Rede von AfD-Chefin Alice Weidel auf seinem Handy abgespielt haben. Sein Mobiltelefon soll er dabei, das schildert ein Fahrgast, an die Ticketmaschine im Fahrgastraum angelehnt haben.
Der Fahrgast, der Lehrer am Carl-Reuther-Berufskolleg in Hennef ist, wendete sich an diese Zeitung und schilderte den Vorfall. Er habe den Fahrer aufgefordert, sein Handy auszustellen. „Der ganze Fahrgastraum wurde beschallt, es störte die restlichen Fahrgäste“, beschreibt es der Lehrer aus Hennef.
Handyvideos von dem Vorfall im Bus liegen der Redaktion vor
Der Mann habe jedoch nur entgegnet, er dürfe hören, was er wolle, so der Lehrer weiter. Daraufhin habe er dem Fahrer mitgeteilt, er werde den Vorfall bei der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) bekanntmachen, und habe sich wieder hingesetzt. Kurze Zeit später habe der Fahrer den Bus etwa in Höhe der Haltestelle Mittelstraße auf der Bonner Straße angehalten und die Türen geöffnet.
Was dann passierte, ist auf einigen Handyvideos festgehalten, die der Redaktion vorliegen. Der Fahrer stand auf, ging zur Tür an der Fahrerseite und schrie „Raus hier! Raus hier! Und Sie auch - raus!“ Der Lehrer weigerte sich auszusteigen, fragte den Fahrer nach seinem Namen.
Der wollte im Gegenzug wissen, wer der Fahrgast sei. Auf dem Video ist zu hören, wie dieser antwortete, er arbeite für die Bezirksregierung. Er sagte in ruhigem Tonfall: „Schreien Sie mich bitte nicht an.“ Daraufhin brüllte der Busfahrer: „Sie können auch der Papst sein - raus!“ Weiter ist auf dem Video zu sehen, wie Fahrgäste ihre Sachen packten und den Bus verließen.
Ein paar Fahrgäste, darunter auch der Lehrer des Hennefer Berufskollegs, seien im Bus sitzen geblieben und hätten versucht, mit dem Fahrer zu argumentieren, berichtet der Lehrer. Auf einer der Videoaufnahmen ist eine ältere Frau zu hören, die zu dem Busfahrer sagt: „Entschuldigung, wir verpassen sonst unsere Anschlüsse.“ Darauf habe sich der Fahrer aber nicht eingelassen. Nur wenige Fahrgäste blieben letztendlich im Bus. Neue Fahrgäste habe der Fahrer nicht einsteigen lassen wollen.
Fahrgast aus Hennef zeigte den Fahrer bei der Polizei an
Auf einem anderen Video, das der Redaktion ebenfalls vorliegt, ist zu sehen, wie der Fahrer einen Mann vor dem Bus auf dem Bürgersteig bedroht. Diesen hatte er zuvor angeschrien, den Bus zu verlassen. Zunächst sei der Fahrer dann auch ausgestiegen und sei den Mann auf dem Bürgersteig verbal angegangen, schildert der Lehrer gegenüber dieser Zeitung die Situation. Dann sei der Fahrer wieder in den Bus zurückgegangen und habe eine Krücke geholt. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Mann ausholt und dem Fahrgast die Krücke unter die Nase hält, ehe er sie wieder zurückzieht. Der andere Mann bleibt stehen.
Der Lehrer habe erneut das Gespräch mit dem wütenden Fahrer gesucht, schildert er dieser Zeitung, und dem Fahrer gesagt, er möge sich beruhigen, „was er die weitere Fahrt hindurch nicht tat“. Der Hennefer erstattete Anzeige wegen Beleidigung gegen den Busfahrer, wie er dieser Redaktion sagte. Auch habe er sich bei der RSVG über den Mann beschwert, „dessen Gebaren für die Öffentlichkeit nicht zumutbar“ sei.
Nach Angaben des Hennefers habe ihm die RSVG am Freitagmorgen, 14. Februar, telefonisch mitgeteilt, dass der Busfahrer, der für einen Subunternehmer arbeite, nicht mehr bei der RSVG arbeiten dürfe. Die RSVG war für die Redaktion am Freitagnachmittag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.