Vor sechs Monaten eroberte die Ukraine Gebiete in Kursk. Moskau kann nicht kontern – und zahlt einen hohen Preis.
Bundeswehr-Chef beziffert VerlustePutins Soldaten kämpfen mit Krücken an der Front – „Schande“ sorgt für Wut in Russland
![Kremlchef Wladimir Putin beim Besuch einer Militärübung. Die russischen Streitkräfte erleiden in Kursk offenbar enorme Verluste. (Archivbild)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/0b1b90df-22f8-438a-8aae-dd9e37ec2ed5.jpeg?q=75&q=70&rect=0,145,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=0c83e096673c7fc99e23a141fd51d0f9)
Kremlchef Wladimir Putin beim Besuch einer Militärübung. Die russischen Streitkräfte erleiden in Kursk offenbar enorme Verluste. (Archivbild)
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Seit sechs Monaten kontrollieren die ukrainischen Streitkräfte mittlerweile Gebiete in der russischen Grenzregion Kursk – bisher ist es den Streitkräften von Kremlchef Wladimir Putin nicht gelungen, die für Moskau peinliche Invasion auf eigenem Staatsgebiet zu beenden.
Im Gegenteil: Seit dem Einmarsch im August versucht die russische Armee, die Eindringlinge zu vertreiben und setzte dabei zwischenzeitlich auch auf Unterstützung aus Nordkorea. Auch das brachte bisher keinen Erfolg – gleichzeitig mehren sich die Berichte über enorme Verluste der russischen Truppen in Kursk.
Ukraine beziffert russische Verluste in Kursk auf 40.000 Soldaten
Rund 40.000 Soldaten soll Russland nach aktuellen Angaben des ukrainischen Generalstabs in der Grenzregion bereits verloren haben, mehr als 16.000 Soldaten seien dabei getötet worden, hieß es aus Kiew.
Mehr als 130 Panzer und fast 700 Fahrzeuge habe Russland außerdem in Kursk mittlerweile verloren. Zwölf Luftabwehrsysteme seien zudem zerstört worden, teilte Kiew weiter mit. Aus Moskau gibt es unterdessen keine Zahlen zu den eigenen Verlusten.
Bundeswehr-Chef stützt ukrainische Angaben
Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 soll Putins Armee mehr als 840.000 Soldaten entweder durch Tod oder Verwundung verloren haben. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, stützte zuletzt die jüngsten Angaben aus Kiew. „Russland verliert täglich 1000 bis 1500 Soldaten“, sagte Breuer dem Sender n-tv und sprach von rund 800.000 Verlusten auf russischer Seite.
„Das ist so viel wie die Bevölkerung in Frankfurt“, verdeutlichte der Bundeswehr-Chef, der nicht mit einem schnellen Kriegsende rechnet, auch wenn US-Präsident Donald Trump das angekündigt hat. Moskau habe militärisch Vorteile. Auch wenn es sich um ein „sehr, sehr langsames Vorgehen“ handele, führe Russland seinen Krieg stetig weiter, erklärte Breuer.
Gefechte an der Front: Hohe Verluste, grausame Befehle
Für große Verluste in den Reihen der russischen Streitkräfte sprechen unterdessen auch die jüngsten Berichte von der Front. So sollen einige russische Kommandeure ihren Einheiten mitunter grausame Todes-Befehle gegeben haben, um militärische Fortschritte zu erzwingen.
![Russische Soldaten im Einsatz in Kursk.](https://static.ksta.de/__images/2024/11/15/344af51d-486c-4cc3-9e2a-bba9e757894b.jpeg?q=75&q=70&rect=0,400,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=fcc70a66f16009d2a31d6a105350772d)
Russische Soldaten im Einsatz in Kursk.
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Demnach bekamen Einheiten in Kupjansk zuletzt die Order, von der Ukraine eroberte Stellungen trotz heftigen Gefechten und Artilleriebeschuss zurückzuerobern. Sollten die Soldaten diesem Befehl nicht nachkommen, drohe ihnen die Hinrichtung, berichtete die ukrainische Einheit Chortyzja unter Berufung auf Geheimdienstberichte.
Russische Soldaten mit Krücken an der Front gesichtet
Für große Verluste und eine Überlastung bei der medizinischen Versorgung verwundeter russischer Soldaten sprechen derweil auch Videos, die in dieser Woche in den sozialen Netzwerken kursierten. Darauf sind Soldaten erkennbar, die mit Krücken an der Front unterwegs sind.
Es sei angesichts der bereits mehrfach aufgetauchten Videos und Berichte „höchstwahrscheinlich, dass verletzte russische Soldaten mit nicht verheilten Wunden in den Kampfeinsatz in der Ukraine zurückgeschickt werden, oft auf Krücken“, teilte das britische Verteidigungsministerium in dieser Woche mit.
Wut unter russischen Kriegsbloggern: „Völlig absurde Schande“
„Die verletzten Soldaten wurden wahrscheinlich auf Geheiß ihrer Kommandeure vorzeitig aus den vorgeschobenen medizinischen Einrichtungen zu ihren Einheiten zurückgebracht“, hieß es weiter aus London.
Die Aufnahmen haben derweil auch in Russland für Wirbel gesorgt. „In besonders schlimmen Fällen können offensichtliche Krüppel sogar zum Angriff geschickt werden“, empörte sich einer der reichweitenstarken russischen Kriegsberichterstatter. Das sei eine „völlig absurde Schande“, fügte der „Z-Blogger“ an.
Die enormen Verluste in den eigenen Reihen scheinen den Kreml jedoch nicht von seinem Kriegskurs und Drohungen mit noch mehr Todesopfern abzubringen. Russische Atomwaffen könnten als Reaktion auf eine Aggression gegen Russland oder Belarus eingesetzt werden, wenn deren Souveränität oder territoriale Integrität bedroht sei, hieß es am Mittwoch mal wieder aus Moskau.