Neue Pläne für „Castell Sonneck“Lohmarer Geisterhaus soll für Luxus-Wohnungen weichen
Lohmar – Das Geisterhaus von Kreuznaaf verschwindet. Noch schauen Passanten auf dem Weg ins Naafbachtal in dunkle Fensterhöhlen, die frühere Lederwarenfabrik mit ihren Türmchen, Gauben und Dächern, einst „Kastell Steineck“ getauft, später in „Castell Sonneck“ umbenannt, rottet seit Jahrzehnten vor sich hin. Doch nun werden die Um- und Neubaupläne offenbar konkret. Im „Castello Kreuznaaf“ sollen in Kürze 16 Luxus-Wohnungen entstehen.
Lohmar: Grundrisse und Preise für Luxus-Wohnungen im Netz
Das Projekt hat Gestalt angenommen, steht mit Grundrissen und Kaufpreisen im Netz. Die Vermarktung liegt in den Händen von Falcimmobilien mit Hauptsitz in Hennef.
Die Visualisierung hatte die damalige Bauträgergesellschaft „Spiritus Loci“ aus Erftstadt bereits vor viereinhalb Jahren veröffentlicht, als sie ihre Planung für das 11.000 Quadratmeter große Areal im Rathaus vorstellte.
Der Bauträger hat zwischenzeitlich gewechselt, der Investor ist offenbar identisch. Die Baugenehmigung hatte die Stadt bereits 2017 erteilt. Seitdem war auf dem exponierten Grundstück am Hang mit Blick ins Naturschutzgebiet nichts passiert.
Castello Kreuznaaf: Penthouse hat 258 Quadratmeter Fläche
Geplant sind nun Zwei- bis Vierzimmerwohnungen für 405.000 bis 1,31 Millionen Euro. Sie sind großzügig geschnitten, die kleinsten haben knapp 93, das Penthouse hat 258 Quadratmeter Fläche. Die Gebäude werden mit einer Wärmepumpe beheizt, in den Garagen hängen Wallboxen.
Es gebe bereits erste Reservierungen und Besichtigungstermine, teilte Immobilienmakler Lucas Langel auf Anfrage dieser Zeitung mit. Die Zufahrt bleibe an der Bonner Straße, das dortige kleine Kutscherhaus solle erhalten werden. 2023 könnte das „Castello“ bezugsfertig und aus der Problemimmobilie ein „Wohntraum“ (Falcimmobilien) geworden sein.
Die Geschichte
Kastell Steineck
Das einstige „Kastell Steineck“ wurde nur kurz als Wohnhaus genutzt, war seit 1943 Lederwarenfabrik, ab 1967 Tagungshotel, von 1989 bis 1992 Übergangsheim für Aussiedler und Asylbewerber. 1996 ersteigerte ein Dachdecker für 360.000 Mark die Immobilie, 1,64 Millionen unter dem Verkehrswert, benannte sie um in „Castell Sonneck“, steckte Geld hinein, fand aber keinen neuen Nutzer. Nach mehreren Zwangsversteigerungsterminen sank der Wert zeitweise auf 50.000 Euro.
Kelly Family hatte Interesse
In einem Bieterwettbewerb erhielt ein Investor aus Bergisch Gladbach für 405.000 Euro den Zuschlag. Er plante Wohnen, Dienstleistung und Gastronomie, warf dann aber das Handtuch und verkaufte den Komplex. In den 90er-Jahren hatte auch die Kelly Family Interesse gezeigt.
Bordell oder Sekte?
An den Gerüchten, dass das Anwesen von einem Bordellbetrieb oder einer Sekte genutzt wurde, war nichts dran. Der Dachdecker hatte die Fassade mit Sonnenemblemen verziert, was die Fantasie der Lohmarer wohl beflügelte.
Die Politik hoffte schon häufiger in den letzten Jahren, dass dieser „Schandfleck“, so das Grünen-Urgestein Charly Göllner, endlich verschwindet.
Das Kastell/Castell/Castello hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, um die sich allerlei Gerüchte ranken. Fest steht, dass es – anders als vom Vermarkter behauptet – nie eine Stift-Fabrik beherbergte. Die Namensähnlichkeit zu Faber-Castell ist rein zufällig.
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Und auch eine weitere kolportierte Verbindung gab es nie: Der Kreuznaafer Kaufmann Karl Städtler, der sich das einst prächtige Anwesen als Wohnsitz bauen ließ, hat nichts mit dem traditionsreichen Bleistifthersteller Staedler zu tun.