Das ist ein Novum in der 720-jährigen Stadtgeschichte Euskirchens. Mit Judith Weichsel hat die evangelische Kirchengemeinde zum ersten Mal eine Pfarrerin. Sie wechselt aus Bad Münstereifel in die Kreisstadt.
Evangelische KircheJudith Weichsel ist die erste Pfarrerin in Euskirchen
Ihr Gesicht war von den Zuschauerplätzen aus nicht zu erkennen, doch die Rührung, die Judith Weichsel ergriffen hatte, ließ sich an den Reaktionen der sie umgebenden Menschen ablesen. Als erste Frau wurde die gebürtige Essenerin als Pfarrerin der evangelischen Kirche Euskirchen in ihrer neuen Heimatgemeinde eingeführt. „Dies ist das erste Mal in der 720 Jahre währenden Geschichte unserer Stadt. Man kann also durchaus von einem lokalhistorischen Tag sprechen“, betonte Pfarrer Frank Thönes.
Fast drei Jahrzehnte hatte Judith Weichsel auf diese Premierenfeier hingearbeitet. „Schon während meiner Konfi-Zeit habe ich festgestellt, dass der Pfarrberuf sehr gut zu mir passt. Alle meine Leidenschaften wie Musik, Theater und Reden vor und mit den Menschen gehören zu diesem Tätigkeitsbereich“, so die 45-Jährige: „Mit Alt und Jung gleichermaßen in Kontakt zu treten und sie auf einem Stück ihres Lebens begleiten zu können, war für mich ein attraktiver Ansporn und auch für meinen eigenen Glaubensweg ein richtiger und wichtiger Schritt.“
In Zülpich und Bad Münstereifel aktiv
Mit dem Kreis Euskirchen ist Judith Weichsel bereits sehr früh in Kontakt gekommen. So absolvierte sie ihren Probedienst in Zülpich und war zuletzt sieben Jahre als Unterstützung für Gemeindepfarrer Frank Raschke in Bad Münstereifel aktiv. Der beruflichen Tätigkeit ihres Mannes Gregor Weichsel, der ebenfalls als Pfarrer an der evangelischen Kirche Euskirchen tätig ist, sei es zudem zu verdanken, dass Judith Weichsel seit mittlerweile elf Jahren in der Kreisstadt zu Hause ist.
„Wir haben schon zusammen studiert und sind an das gemeinsame Arbeiten gewöhnt. Die Gründe für meine eigene Berufsentscheidung waren jedoch andere.“ Schon vor dem Amtsantritt ihres Mannes seien ihr die zahlreichen Aktivitäten aufgefallen, die die Euskirchener Gemeinde zu bieten habe: „Mit einem eigenen Gospelchor und dem Vokalensemble TonArt war ich musikalisch schnell begeistert. Auch andere Aktionen wie die Suppenküche oder die Hauskreise haben mich zu dem Schritt bewogen, hier tätig zu werden.“
Großer Einsatz nach der Flut
Neben dem eigenen Wunsch sei auch von der Gemeinde schon vor Jahren die Idee an Judith Weichsel herangetragen worden, Pfarrerin in Euskirchen zu werden. Mitverantwortlich dafür sei ihr unermüdlicher Einsatz für ihre Mitmenschen gewesen, den sie auch nach der Hochwasserkatastrophe ein weiteres Mal unter Beweis gestellt hatte, wie Pfarrerin Claudia Müller-Bück betonte.
„Die Flut hat vieles verändert. Dich habe ich in dieser Zeit als Flutseelsorgerin erleben können, die mit anfasst und überall mitwirkt. Das alles hat mich tief beeindruckt“, lobte die Superintendentin während der Einführung.
Die Begeisterung in Euskirchen einbringen
Ideen, mit denen sie diese Begeisterung in Euskirchen einbringen kann, habe Judith Weichsel einige: „Ich möchte mich auch für die Frauen in der sogenannten Rushhour ihres Lebens einsetzen, sie in der Zeit nach der Gründung einer eigenen Familie oder der Pflege der Eltern unterstützen.“ Ein erster Termin dazu sei der Weltgebetstag der Frauen im März.
Bis dahin wolle die erste Pfarrerin Euskirchens die Menschen in ihrem Pfarrbezirk Derkum, Hausweiler, Ottenheim, Schneppenheim, Lommersum, Bodenheim, Groß- und Kleinbüllesheim sowie Wüschheim besser kennenlernen: „Ich freue mich auf meine Aufgaben und die Menschen, die ich auf diesem Weg kennenlernen und begleiten werde. Dies alles als erste Pfarrerin in der evangelischen Kirche Euskirchen erleben zu dürfen, ist ein ganz besonderes Geschenk.“