Amputation drohteSiegburger Ärzte retten Bein von Elfjährigem aus Afghanistan
Siegburg – Ein komplizierter Bruch des Oberschenkels mit offener Wunde, eine Entzündung des Knochens: Die Diagnose für den elfjährigen Rohan hätte in seiner Heimat Afghanistan womöglich bedeutet, das rechte Bein zu verlieren. In den zurückliegenden Wochen und Monaten ist es Ärzten des Siegburger Helios Klinikums jedoch gelungen, die drohende Amputation abzuwenden.
Die Kinder sprechen nicht über die Ursache der Verletzungen
Aus der Nähe von Kabul stamme das Kind, berichtet Janina Decker, Pressesprecherin der Klinik. Wie der Junge sich den komplizierten Bruch im Februar zugezogen hat, haben die Ärzte allerdings nicht erfahren. „Es ist selten, dass die Kinder einem das erzählen“, sagt Dr. Dennis Vogel, der schon seit etwa 15 Jahren mit dem Friedensdorf Oberhausen zusammenarbeitet und auch nach seinem Wechsel an das Siegburger Krankenhaus wiederholt schwer verletzte Kinder aus Krisengebieten hier behandelt hat.
Über das Friedensdorf kam auch Rohan, der in Wahrheit anders heißt, Ende März nach Siegburg. Die Chirurgen um den Chefarzt Dr. Dennis Vogel hatten nicht gezögert und die Übernahme des kleinen Patienten zugesagt. Und das, ohne beispielsweise die Röntgenbilder zu kennen.
Röntgenbild zeigte schlimme Befunde
Die gründlichen Untersuchungen in der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie zeigten den Fachleuten ein deutliches Bild: Der Knochen war nicht nur gebrochen, sondern aufgrund einer Entzündung und bakterieller Infektion teilweise fast nicht mehr vorhanden. „Das sind Befunde, die sehen wir in Deutschland eher nicht“, sagt Dr. Vogel. Hier werde eine solche Infektion schneller bekämpft.
In der Heimat hatten die Ärzte den Jungen überdies einen Gips vom Bauch bis zum Unterschenkel angelegt. „Damit kann man nicht sitzen“, erklärt Chirurg Vogel. Noch am Tag der Ankunft wurde der Gips entfernt, entzündetes Knochengewebe entnommen und ein „Fixateur“ angelegt, eine äußere Schiene. „Der war danach total happy“, erinnert sich Dr. Vogel: Über Wochen war das Kind bettlägerig gewesen, jetzt konnte es sich endlich wieder ein bisschen bewegen.
Kollegen überwinden Sprachbarriere
Die anfänglichen Sprachbarrieren überwanden afghanische Kollegen im Haus und eine ehrenamtlich engagierte Frau, die jeden Nachmittag kam, um mit Rohan zu spielen. Und heute? „Versteht er schon jedes Wort Deutsch.“ Kleine Patienten wie Rohan „bringen frischen Wind hier rein“, freut sich der Arzt, „und jeder kümmert sich“.
Zwei weitere Operationen hat der Elfjährige seither überstanden, war im Wechsel jeweils zwei Wochen in Siegburg und dann wieder im Friedensdorf in Oberhausen. Die Arbeit dort wird durch Spenden finanziert, Aufenthalt und Behandlung in Siegburg – auch die noch anstehenden regelmäßigen Kontrolltermine – trägt Helios.
Mit einer Beinschiene zurück in die Heimat
Das gilt auch für die hoffentlich letzte Operation, bei der schließlich der Fixateur wieder entfernt wird – vorausgesetzt, der Körper konnte die Lücke im Oberschenkelknochen bis dahin wieder schließen. Auf dem Weg in die Heimat wird Rohan dann nur noch eine Beinschiene aus Kunststoff tragen. Bis zum Frühjahr werde das aber wohl noch dauern, schätzt Dennis Vogel: „Ein Jahr ist eigentlich normal.“