Ausflugstipp Rhein-ErftFlanieren am alten Mahlweiher

Die Grundmauern der Wasserburg in Bachem im Rhein-Erft-Kreis stammen teilweise aus dem 13. Jahrhundert.
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Frechen – Ruhig und bewegungslos liegt der Frechener Mahlweiher – so ruhig wie in all den Jahren, in denen er ein gut gehütetes Geheimnis bewahrte. Er befindet sich im Stadtteil Bachem, der mit seinen alten Alleen, Waldwegen und der Bachemer Wasserburg als einer der grünsten Stadtteile des Rhein-Erft-Städtchens Frechen gilt und von Köln aus auch gut mit dem Rad zu erreichen ist (rund 30 Minuten ab Rudolfplatz).
Ein plötzliches Platschen auf der sonst stillen Wasseroberfläche oder eine heftige Wasserbewegung wies ab und zu auf etwas Ungewöhnliches hin – und nährte ein Gerücht, das sich um den alten Mahlweiher rankte. Nicht nur unter den Anglern des Vereins „Hecht Heil“ kursierte es: „Wir haben uns immer gewundert, dass wir bestimmte Forellen nicht mehr gefangen haben, und hatten den Verdacht, dass irgendetwas Großes auf dem Grund des Weihers sie wegfressen muss.“
Das Geheimnis wurde im Herbst vergangenen Jahres gelüftet, als der Verein entschieden hatte, den Weiher das erste Mal nach rund 50 Jahren trockenzulegen, um die Schlammschicht abzubauen und die Uferumrandung zu reparieren. In der letzten Wasserpfütze in der Mitte des leer laufenden Weihers zappelte ein stattlicher Riesenwels. 1,25 Metern und sagenhafte 40 Kilo brachte er auf die Waage – ein „Riesenvieh“, staunten die Angler. So etwas hatten sie noch nie aus ihrem Weiher gezogen.
Die „Kleinen Fluchten“ mit kundiger Führung erleben – dieses Angebot macht der „Kölner Stadt-Anzeiger“ seinen Lesern in diesem Sommer. Im Zentrum der exklusiven Führungen stehen attraktive Ziele in der Region, die in der Serie vorgestellt wurden (und in dem Buch „Kleine Fluchten“ nachzulesen sind). Diese Veranstaltungen werden in Kooperation mit dem Campus „Zeit für Wissen“ angeboten. Weitere Informationen zu interessanten Exkursionen unter: www.zeitfuerwissen.de
Den Anfang macht am Dienstag, 6. Mai, 13.30 Uhr, der Altenberger Dom. Das Regionale 2010-Projekt Kloster Heisterbach mit seinem verwunschenen Garten (bei Bonn) ist am Dienstag, 27. Mai, 14 Uhr, an der Reihe.
Bonn, der Botanische Garten und das Poppelsdorfer Schloss sind für Dienstag, 10. Juni, 14 Uhr, geplant. Die Müngstener (Eisenbahn)Brücke (bei Solingen) steht am 8. Juli, 14 Uhr, auf dem Plan. Eine Führung durch die Landesgartenschau-Stadt Zülpich im August wird gesondert angekündigt.
Die Teilnehmerzahl der Veranstaltungen ist eng begrenzt; die Führungen dauern eineinhalb bis zwei Stunden.
Karten bei Kölnticket zum Preis 24,50 Euro inkl. Buch „Kleine Fluchten“ (Ausgabe vor Ort) zzgl. Vorverkaufsgebühr. Der genaue Treffpunkt ist auf dem Ticket vermerkt. Kölnticket Ruf 0221-2801.
Auch jetzt zum Frühling liegt der Mahlweiher noch still und wasserlos umrahmt von aleten Bäumen. Am Beginn der Allee, die am Weiher entlang führt, erhebt sich die bewohnte (nicht für die Öffentlichkeit zugängliche) Bachemer Wasserburg, deren Grundfeste bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Zwischenzeitlich in einem zerfallenen Zustand wurde sie in den 70er Jahren von der Familie von Fürstenberg, die sie seit 1826 besitzt, kostspielig saniert – als „reine Liebhabersache“, wie die Familie erklärt. Auch hier spielte das Wasser ein große Rolle, denn das über die Jahrzehnte der Vernachlässigung weniger werdende Wasser im beschädigten Burggraben, dem Gräfte, führte zu einer Instabilität des Gemäuers und zu Rissen. Eine Betonkonstruktion im Keller der Burg und ein instand gesetzter und wieder mit Wasser aus dem Bachemer Bach gespeisten Burggraben behob den Schaden – und weckte die Burg aus ihrem Dornröschenschlaf.
Anfang des 13. Jahrhunderts oder früher wurde die gegründet. Darauf deuten die Fundamente eines Wohnturms von 1250 hin, der aus dem Material einer frühen römischen Wasserleitung erbaut wurde.
1326 wird sie von Ritter Arnold von Bachem zum Lehen- und Offenhaus von Jülich gemacht. 1447 wird sie von Johann von Palant übernommen, der 100 Gulden als Abschlag auf die Pfandsumme zahlt. 1583 wurde die Burg zerstört.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden der Turm und der Südflügel wieder errichtet, die Brücke über den Burggraben saniert und 1705 der Nordflügel wieder aufgebaut.
Im 18. Jahrhundert war die Burg im Besitz des Freiherrn Antonius von Geldern, und im Jahre 1876 erwarb die Familie von Fürstenberg die Burg. (pr)
Die von der Burg führende Allee endet am Beginn eines Waldweges, der zu Spaziergängen einlädt durch den rekultivierten Wald des ehemaligen Frechener Tagebaus bis hin zum Marienfeld. Bisher ist die Wegeverbindung dahin noch nicht durchgängig, da sie von der Kohlebahn durchschnitten wird, doch es gibt eine Verbindung über die Dürener Straße nach Habbelrath. In Bachem laden Pizzeria, Cafés und Geschäfte rund um die Kirche und Haus Bitz zur Regeneration ein – so wie die Frechener Innenstadt, die nur ein paar Minuten entfernt liegt.
Anfahrt per Auto von Köln aus auf der A4 Richtung Aachen, Abfahrt Frechen, auf der Holzstraße Richtung Frechen-Bachem zur Schlossstraße, an der die Burg Bachem liegt. Kostenlose Parkplätze gibt es an der Hubert-Prott-Straße Ecke Fürstenbergstraße, die in der Schlossstraße mündet .
Mit der Straßenbahn Linie 7 (Fahrradmitnahme möglich) bis zur Station Frechen-Rathaus, von dort zu Fuß, mit dem Bus oder Rad rund zwei Kilometer bis Bachem.
Gastronomietipps: das Bachemer Café im Ortskern (Fürstenbergstraße 4) für ein Eis oder ein Stück Kuchen; Ristorante Marco Polo (Fürstenbergstraße 2).
Auf Gut Hemmerich, Bachemer Straße 6, gibt es regionale Kartoffeln im Hofladen.
Wer etwas über die Keramiktradition Frechens erfahren möchte, kann einen Abstecher zum Museum Keramion machen.