Köln – Auch wenn der 1. FC Köln ab kommenden Samstag absteigen sollte, liegt das nicht am Geißbock Hennes. Da ist sich Autor Johannes Schröer ganz sicher, der gerade mit dem Buch „Patron Hennes - Die Geißbocklegende des 1. FC Köln“ die wohl weltweit erste Biografie über ein tierisches Vereins-Maskottchen veröffentlicht hat.
„Es gibt überhaupt keinen Grund, dass der Hennes bei einem möglichen Abstieg auf dem Grill landet. Der durfte ja auch Corona-bedingt bei den ganzen Geisterspielen im Stadion überhaupt nicht dabei sein“ war sich Ströer bei seines Buches im Kölner Zoo mit Verlegern Damian van Melis vom Greven-Verlag einig. „Wir wollen erst gar keinen Zweifel am Zauber des Maskottchens aufkommen lassen. Der Hennes ist Schutzheiliger und Tröster zugleich. Als Schutzpatron und Fürsprecher sammelt er die Sorgen und Nöte der FC-Fans, gibt ihnen Hoffnung und vermittelt die Gewissheit von Zusammenhalt und ewiger Treue.“ Und das liga-unabhängig und inzwischen schon seit mehr als 70 Jahren.
Ein Teil der kölschen Seele
Mehrere Jahre lang hatte sich Autor Schröer, Theologe, FC-Fan und Stellvertretender Chefredakteur beim Dom-Radio bist der Geschichte des legendären und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten FC-Maskottchens beschäftigt, die er nun auf rund 240 Seiten – garniert mit 40 Schwarz-Weiß- und Farb-Fotos erzählt. „Zum Weg der früheren Zirkusziege zum gefeierten Geißbock und den vielen Geschichten drumherum habe ich auch sehr viel im Archiv des Kölner Stadt-Anzeiger recherchiert“, erzählt Ströer.
Dabei habe er auch herausgefunden, dass Hennes „ein Teil der kölschen Seele ist. Im Karneval aus der Taufe gehoben, am Dom als Wasserspeier verewigt und mit dem FC Köln auf dem Olymp der deutschen Fußball-Meisterschaft angekommen. Im Kölner Heiligenhimmel hat der Geißbock einen Ehrenplatz – direkt neben den Heiligen Drei Königen, Konrad Adenauer oder Willy Millowitsch.“
Den Ur-Hennes erhielt der FC auf den Tag genau zwei Jahre nach der Vereinsgründung bei der Karnevalssitzung des Vereins im ehemaligen Williams-Bau an der Aachener Straße. Der Ziegenbock war ein Geschenk der Zirkus-Chefs Harry und Carola Williams und ihres Direktors Johann Thelen an FC-Präsident Franz Kremer und den damaligen Spielertrainer Hennes-Weisweiler, nachdem der Bock dann auch benannt wurde. Zu den Ereignissen im Vorfeld und im Anschluss hat Autor Ströer reichlich vergnügliche Geschichten und kurzweilige Anekdoten zu erzählen – teilweise knallhart recherchiert , teilweise grandios erfunden. „Das Buch ist halt auch eine Art Doku-Fiktion“, sagt Ströer und lacht. Aber eine, die sich lohnt, aufmerksam gelesen zu werden - auch in Erinnerung an die vielen alten FC-Stars.
Das Buch
„Patron Hennes - Die Geißbocklegende des 1. FC Köln“ von Johannes Schröer, Greven-Verlag, 18 Euro.
In die Amtszeit von Hennes I, der bis 1966 in Müngersdorf am Spielfeldrand stand, fallen zwei Deutsche Meisterschaften 1962 und 1964. Nachfolger Hennes II (1966 bis 1970), ebenfalls ein Geschenk von Carola Williams war beim DFB-Pokalsieg 1968 dabei. Die Fahrstuhl-Mentalität der Kicker setzte bei Hennes VII. ein, der vier Ab- und Aufstiege erlebte. Dessen Nachfolger Hennes VIII. , der kürzlich im Zoo verstorben ist und dem Ströer sein Buch gewidmet hat, musste zwei weitere Auf- und Abstiege mit ansehen.
Seit knapp zwei Hennes IX. im Amt und hat sich im Zoo zu einem unumstrittenen Liebling vor allem der kleinen Besucher entwickelt. Er ist ein noch unkastrierter Bock der Rasse „Bunte Deutsche Edelziege“, eine traditionsreiche aber bedrohte Haustierrasse. Zweimal hat er bereits Nachwuchs gezeugt - allerdings keinen Bock, sondern zwei Ziegen. Könnte es daher im Zuge der allgemeinen Gender-Diskussion auch mal dazu kommen das das FC-Maskottchen eine weibliche Ziege ist? „Vorstellen kann ich mich das schon“, so Ströer.. „Aber die wird dann auch Hennes heißen, Der Name bleibt doch ewig.“