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Jubiläum125 Jahre Kölner Stadtbibliothek - ein Blick in die Geschichte

Lesezeit 3 Minuten

Blick in die Volksbücherei Zollstock, 1963.

Köln – „Lesende Staatsbürger sind nicht die gehorsamsten“, hat Heinrich Böll im September 1979 bei der Eröffnung der Zentralbibliothek am Josef-Haubrich-Hof gesagt.

Es ist das Hauptgebäude der Stadtbibliothek, die nun, 36 Jahre später, ihr 125-jähriges Bestehen feiert – am Donnerstag (3. Dezember 2015) mit einem Festakt für geladene Gäste im Historischen Rathaus, am Samstag darauf mit einem Programm für alle Kölner Bürger an verschiedenen Standorten.

Die Stadtbibliothek bietet am 5. Dezember ein Programm mit Adventsfeiern, einem Bücherflohmarkt, verschiedenen Lesungen und vielem mehr. Von 11 bis 14 Uhr steht der Bücherbus vor der Zentrale. (cs)

Am 3. Dezember 1890 wurde am Quatermarkt in der Nähe des Gürzenichs die erste Kölner Volksbibliothek eröffnet, finanziert mit einer Spende des Bankhauses Sal. Oppenheim. Immer mehr Volksbüchereien und Lesehallen entstanden, und 1931 nahm die erste Fahrbücherei ihren Betrieb auf.

In der Nazizeit wurden viele Bücher aus dem Bestand entfernt und so der freien Benutzung entzogen; die Zahl der Leser sank beträchtlich. In den letzten Kriegsjahren wurden Gebäude und Bestände, Akten und Kataloge bei den Bombenangriffen größtenteils zerstört. Doch nur einen Monat nach Deutschlands Kapitulation nahm die Volksbücherei in Ehrenfeld als erste ihren Betrieb wieder auf.

Bücherbus startet 1961 wieder

In der Folgezeit mussten in allen Büchereien etwa zehn Prozent des Bestands als Nazi-Schrifttum ausgesondert werden. 1951 wurde mit der Volksbücherei am Alteburger Wall nach angloamerikanischem Vorbild die erste Freihand-Ausleihe eingerichtet und zehn Jahre später, erstmals nach der Schließung im Jahr 1934, wieder eine Autobücherei in Betrieb genommen.

1966 folgte die Umbenennung der städtischen Volksbüchereien in Stadtbücherei Köln, Stadtbibliothek heißt sie seit 1995. Allmählich wurde das Spektrum der Medien erweitert, etwa um Langspielplatten und Audiokassetten.

Als im September 1979 das Zentralgebäude am Josef-Haubrich-Hof eröffnet wurde, beherbergte es rund 300.000 Medien, von Büchern über Dias bis zu Noten. Seit 1994 wir das Internet genutzt.

Nach vielen weiteren Neuerungen wurde die Kölner Einrichtung, die seit 2008 von Hannelore Vogt geleitet wird, im August vom Deutschen Bibliotheksverband zur „Bibliothek des Jahres 2015“ gekürt. Sie ist mit Zweigstellen an elf Standorten präsent, bedient zudem mit einer Busbibliothek 18 Stadtteile, zählt ungefähr 87.000 Mitglieder und wird im Jahr rund sieben Millionen Mal genutzt.

Eines der ältesten Bücher in der Stadtbibliothek ist ein Buchtitel, der aus dem ersten Buchbestand von 1890 stammt: „Sparsame Küche, mit besonderer Berücksichtigung der Reste“.

Zu ihren Angeboten gehört inzwischen auch die Sprach und- Leseförderung. So ist Ende des vorigen Oktobers der „Sprachraum“ gegenüber der Zentralbibliothek eingerichtet worden, dessen Aufgabe die interkulturelle Arbeit mit Flüchtlingen ist.