AboAbonnieren

25 Jahre Kölner Löwenbrunnen„Thema Antisemitismus ist ganz und gar nicht erledigt“

Lesezeit 3 Minuten
Löwenbrunnen

Der Löwenbrunnen

Köln – „Ein schreiender Löwe als Zeichen dafür, sich gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Diktaturen zu wehren.“ So beschreibt Alexander Schmalz vom LVR-Kulturhaus der Landsynagoge Rödingen die Bedeutung der Bronzeskulptur auf dem Löwenbrunnen am Erich-Kilbansky-Platz. Am Sonntag feierte das Jawne-Zentrum das 25-jährige Jubiläum des Brunnens und Gedenkortes. Der Platz, auf dem der Brunnen heute steht, ist der ehemalige Schulhof jüdischen Jawne-Gymnasiums in Köln, was 1942 während der NS-Diktatur in ein Internierungslager umgewandelt wurde.

Ein lebendiger Erinnerungsort

Erich Kilbansky, heutiger Namensgeber des Platzes und ehemaliger Rektor der Schule, rettete nach dem Novemberpogrom 1938 noch etwa 130 Schüler der Jawne-Schule vor der Verfolgung durch das NS-Regime und erreichte, dass sie mit Kindertransportern nach England ausreisen konnten. Er selbst und seine Familie wurden einige Jahre später in ein Konzentrationslager deportiert und ermodet. „Wir sind ein lebendiger Erinnnerungsort“, sagt Adrian Stellmacher, der Leiter des Lern- und Gedenkortes Jawne. „Es gibt ein großes Netzwerk an ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Schule, die heute überall auf der Welt leben“, erzählt er.

Alexander Schmalz Löwenbrunnen

Adrian Stellmacher vor dem Löwenbrunnen

Dieses Netzwerk: Überlebende der Schoa und deren Nachfahren spendeten angestoßen durch das Ehepaar Corbach in den 90er-Jahren ca. 45.000 D-Mark, um die Errichtung des Mahnmals zu finanzieren. Hermann Gurfinkel, ein ehemaliger Schüler erschuf in jahrelanger Arbeit die Bronze-Skulptur, die heute auf dem Brunnen steht. „Dem Ehepaar Corbach war es wichtig, denn ermoderteten Kindern einen Erinnerungsort in Köln zu geben und ihnen zu gedenken“, so Stellmacher. Auch wenn sich der Ort nach dem Krieg sehr verändert hat und die Gebäude um den Brunnen heute Wohnhäuser sind, wird der Brunnen jährlich von hunderten Angehörigen besucht - „auch, wenn es heute so verborgen ist“, so Stellmacher. „Neben Friedhöfen ist das hier ein lebendiger Erinnerungsort für Angehörige“, ergänzt Schmalz.

„Wichtig, weiter aus der Geschichte zu lernen“

Gerade der Kontakt zu jungen Menschen ist den Ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lern- und Gedenkortes Jawne wichtig. Fünfzig Schulklassen kommen im Jahr an den Löwenbrunnen, so Stellmacher. „Es ist weiterhin wichtig, aus der Geschichte zu lernen. Das Thema Antisemitismus ist ganz und gar nicht erledigt. Man hört jeden Tag davon“, sagt Stellmacher. Nicht nur historisch zu lernen, sondern Bezüge zur heutigen Zeit herzustellen, sei dabei bedeutend, erzählt er.

Auch die Landsynagoge Rödingen engagiert sich dafür, junge Menschen in Berührung mit dem Judentum zu bringen. Mit einer Austellung zum Thema „jüdisches Leben im Rheinland“, die zum Jubiläum Rund um den Brunnens aufgebaut wurde, fahren sie in Schulen und bieten Gespräche an. So auch bei der Erinnerungsfeier am Brunnen. „Es entsteht das Bild, das Juden immer Verfolgte und Opfer sind. Wir wollen zeigen, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Trotz der enormen Verluste“, so Schmalz.