41-Jährige in Köln-Deutz überfallenEbay-Räuber gesteht sexuelles Motiv
Köln – Der 59-Jährige, dem vorgeworfen wird, vorigen Sommer eine Frau in deren Wohnung in Deutz überfallen und verletzt zu haben, hat nun über seinen Verteidiger Bernhard Scholz gestanden, dass sein Motiv sexueller Natur war.
Die Hinweise darauf hatten sich während des Prozesses verdichtet, doch als ein Anklagevorwurf galt weiterhin versuchter Raub. Dabei hatte Theo S. die Täterschaft von Anfang an nicht abgestritten.
Während Scholz die um das Tatmotiv geänderte Einlassung vortrug, saß ihm und dem Angeklagten das Opfer, begleitet von Nebenanklage-Anwältin Monika Müller-Laschet, gegenüber: die 41 Jahre alte Maria S. (Namen geändert). Bei Ebay hatte sie ein Babybett angeboten. Theo S. meldete sich, sie machten aus, dass er das Bett am 31. August um 10 Uhr abholen würde.
Kaum hatte sie die Tür geöffnet, griff er sie an. In der rechten Hand hielt er ein Messer. Maria S. begann zu schreien, Theo S. versuchte, sie ins Bad zu zerren, sie riss sich los, lief zum Fenster, rief um Hilfe. Er zog sie von dort weg, stach mit dem Messer zu, sie entwand es ihm und warf es hinaus. Bei der Polizei erklärte Theo S., er habe die Tat wegen finanzieller Probleme begangen.
„Er schämt sich“
Im Prozess hielt er anfangs an dieser Aussage fest. „Er schämt sich für die wahre Motivation“, sagte Scholz. Sein Mandant habe die entsprechenden Berichte in der Presse gefürchtet. Seiner Lebensgefährtin habe er jedoch reinen Wein eingeschenkt. Das Geschehen stellt sich nun so dar: Schon vor der angeklagten Tat hatte Theo S. Frauen, die bei Ebay Kinderbetten anboten, angerufen, Kaufinteresse vorgetäuscht, dann gestöhnt und sexuelle Bedrohungen geäußert.
Bei Maria S. war es anders, denn als er mit ihr am Telefon sprach, erinnerte ihn ihre Stimme an die seiner Mutter. Neugierig wollte er wissen, wie sie aussieht, bedrohte sie deshalb nicht, sondern vereinbarte die Abholung.
Messer mitgenommen
Die schwierige Beziehung zur Mutter sei der „entscheidende Faktor“ gewesen, sagte Scholz. Die Mutter hatte als Prostituierte gearbeitet und „Rollenspiele“ angeboten, in denen sie sich von Freiern dominieren ließ. Ihr Sohn hatte das als Kind mitbekommen.
Sein Plan war laut Scholz, Maria S. dazu zu bringen, Nylonstrümpfe anzuziehen und dabei zu stöhnen. Währenddessen würde er versuchen, sich selbst zu befriedigen. Das Messer habe sein Mandant mitgenommen, um bei Bedarf drohen zu können, sagte der Verteidiger, der betonte: „Es ging ihm nie darum, sie zu vergewaltigen.“
Mutter war Prostituierte
Als Maria S. die Tür öffnete, war Theo S. enttäuscht: Sie sah seiner Mutter nicht ähnlich. Doch als er auf ihre Frisur blickte, fühlte er sich an das blonde Haarteil seiner Mutter erinnert, das sie als Prostituierte getragen hatte. „In dem Moment wollte er Macht über die Geschädigte ausüben“, sagte Scholz. Theo S. habe nun vor, „die Beziehung zur Mutter und das eigene Sexualverhalten“ aufzuarbeiten. Am 24. April habe er einen ersten Termin bei einem Psychiater.
Die Staatsanwältin und Müller-Laschet beantragten, im Wissen um das wahre Tatmotiv den Haftbefehl wieder in Vollzug zu setzen, denn es bestehe Wiederholungsgefahr. Scholz und Mitverteidiger Markus Haupt lehnten dies ab. Vor einer Entscheidung über den Antrag will die Strafkammer den psychiatrischen Gutachter dazu hören. Der Prozess wird am 10. April fortgesetzt.