50 Millionen für einen guten Lebensabend
Müngersdorf – So baute man eben in den 1970er Jahren: Zweckmäßig, funktional, von Gemütlichkeit keine Spur, auch von Schönheit war keine Rede. Das galt damals selbst für Altenheime. Die Wohntürme Stephanus und Paulus – benannt nach zwei Figuren der Apostelgeschichte – auf dem Gelände des Clarenbachwerks am Neuen Grünen Weg sind seit vielen Jahren eine Senioreneinrichtung. Früher lose nebeneinander stehend, sind sie jetzt durch einen Gebäuderiegel miteinander verbunden – die sogenannte Neubau-Spange.
In Anwesenheit vieler Gäste, Mitarbeiter, Bewohner und Angehörigen fand die feierliche Eröffnung statt. Manuela Duchon, die neue Geschäftsführerin des Clarenbachwerks – Vorgängerin Doris Röhlich-Spitzer ist seit August im Ruhestand – und Hans-Peter Nebelin, kaufmännischer Leiter, bekamen symbolisch den Schlüssel überreicht.
In der Neubau-Spange sind wie in den Wohntürmen pflegebedürftige Senioren untergebracht. Außerdem zog das Fachseminar für Altenpflege ein, das vorher im Heinrich-Püschel-Haus beheimatet war. Unter anderem Ernst Fey vom Vorstand des Clarenbachwerks, Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker und Architekt Christoph Augustin hielten Reden. Beim ersten Anblick habe ihn die architektonische Hässlichkeit der beiden Wohntürme überrascht, sagte Augustin.
Gleichzeitig aber seien sie als „Kulturgut“ einzuordnen, als Zeugen der Architekturgeschichte. Daher habe es seine Berechtigung, die Wohntürme nicht abzureißen, sondern zu erhalten. Eine Modernisierung sei aber nötig – daher steht die Sanierung als nächstes an, bei laufendem Betrieb, zwei Jahre werden die Arbeiten dauern. Umbauarbeiten sind zurzeit auch im Heinrich-Püschel-Haus im Gange. Auch Haus Andreas soll saniert werden. Haus Deckstein in Lindenthal wurde kürzlich neu eröffnet, generalüberholt.
Das Clarenbachwerk investiert insgesamt rund 50 Millionen Euro. Die Höhe der Summe lasse ihn als ehrenamtlicher Vorstand durchaus ein wenig schwindelig werden, gestand Ernst Fey in seiner Festrede. „Ich bin aber froh, dass wir das anpacken und die Häuser auf den neuesten Stand bringen, damit Menschen unter qualitativ guten Bedingungen ihren Lebensabend verbringen können, dazu gehört, dass sie eine umfassende, menschennahe Pflege bekommen.“
Auch um neue gesetzliche Vorgaben erfüllen zu können, seien die Sanierungsarbeiten notwendig, erklärte Manuela Duchon: „Seit diesem Jahr beträgt die Einzelzimmerquote 80 Prozent, außerdem müssen jetzt bestimmte Zimmergrößen eingehalten werden.“ Bei Nichterfüllung besteht die Gefahr, dass die Heimaufsicht einen Belegungsstopp verhängt. In den Einrichtungen des Clarenbachwerks in Müngersdorf, Braunsfeld und Lindenthal leben rund 600 Bewohner, neben Senioren auch Menschen mit Behinderung.
Nach dem offiziellen Teil wurde zu Führungen durchs Haus eingeladen. Die Neubau-Spange hat vier Etagen und 4600 Quadratmeter Fläche. Jeweils 22 Senioren leben in einer Wohngruppe. Insgesamt gibt es 71 Einzelzimmer sowie sechs Doppelzimmer, alle mit barrierefreier Dusche ausgestattet.
Zu jeder Wohngruppe gehört ein Gemeinschaftsbereich mit offener Küche und Balkon. Das Fachseminar für Altenpflege erstreckt sich über zwei Etagen, mit Büros, Seminarräumen, Bibliothek. Die Schule besuchten derzeit 81 Auszubildende, berichtete Klaus Strimmer, Leiter des Fachseminars. Zunehmend entdeckten Männer den Altenpflegeberuf für sich. Die Ausbildung dauert drei Jahre, inbegriffen sind mehrere Praktika.
Manuela Duchon,
Geschäftsführerin