55 Jahre Dinger'sKölner Baumschule wurde eines der ersten Gartencenter in Europa
Köln – Es war eines der ersten Gartencenter in ganz Europa. 1960 eröffnete Kurt Dinger in Köln-Vogelsang das Geschäft nach amerikanischem Vorbild. „Die Idee war revolutionär und mein Großvater, der vorher eine Baumschule betrieb, hat das Potenzial erkannt“, sagt Christian Dinger, Enkel des Firmengründers, der heute die Geschäfte führt.
Im Unterschied zu den bis dahin üblichen Gärtnereien oder Baumschulen, konnte sich der Kunde wie im Supermarkt erstmals selbst bedienen. So waren etwa die Bäume nicht im Erdreich eingepflanzt, wo man sie mühsam wieder ausgraben musste. Stattdessen waren die Wurzeln in Ballen verpackt, so dass der Kunde die Ware direkt mitnehmen konnte. „Das gab es damals in Deutschland noch nicht“, so Dinger.
Auch wenn im Laufe der Jahrzehnte viele das Modell adaptiert haben, hat das Kölner Unternehmen, das in diesem Frühjahr sein 55-jähriges Bestehen feiert, bis heute noch einige Alleinstellungsmerkmale. Mit rund 300.000 Artikeln ist die Auswahl an Pflanzen größer als bei einigen Wettbewerbern. Zudem kann fast alles „was offiziell handelbar ist und nicht unter Artenschutz steht, für die Kunden besorgt werden“, sagt Christian Dinger.
So gab es etwa den sogenannten „Wollemi Pine“, eine der ältesten Pflanzen der Welt, die erst vor einigen Jahren in Australien entdeckt wurde, europaweit erstmals in Vogelsang. Bis zu 800 Euro kostete das Stück, und Pflanzenliebhaber kamen laut Dinger auch aus Dänemark angereist.
Europaweiter Einkauf
Neben der Produktion auf dem 30.000 Quadratmeter großen Gelände, reist der Chef mehrfach im Jahr durch Europa zu den Produzenten, um Ware auszuwählen. Seine langjährigen Zulieferer züchten in Italien, Spanien, Frankreich, Holland und Dänemark. Und woran erkennt man eine wirklich gute Pflanze? „Neben augenscheinlichen Dingen wie vielen Knospen, starkem Wurzelwerk und kräftigem Wachstum, achtet man auf potenziellen Schädlingsbefall und darauf, dass eine Blume durchblüht und in der Saison keine Pause einlegt“, sagt der gelernte Staudengärtner und Techniker im Gartenbau, der 2004 die Führung des Unternehmens übernommen hat. Seine Schwester hatte sich aus privaten Gründen aus der Geschäftsleitung zurückgezogen.
Christian Dinger, Vater von zwei Kindern, und seine Frau entschieden sich damals, ihren Landschaftsgartenbau aufzugeben und in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Zwischen zwölf und 15 Millionen Euro Umsatz macht Dinger’s pro Jahr und ist dabei vor allem abhängig vom Wetter.
Zu den großen Trends der letzten Jahre zählt der Firmenchef das Gärtnern der Städter mit Kräutern oder Gemüse. „Basilikum, Schnittlauch, Rosmarin, Tomaten und Möhren werden am meisten nachgefragt“, so Dinger. Auch wenn die Lage des eigenen Balkons für die Pflanzen nicht immer optimal sei, so „ist für die meisten die selbst gezüchtete Tomate oder das ganz frische Schnittlauch etwas sehr Besonderes“.