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Abschied von Chefredakteur Peter PaulsEin Leben für den Journalismus

Lesezeit 5 Minuten

Chefredakteur Peter Pauls verabschiedet sich im Druckzentrum des Verlags.

Köln – Sie standen dicht an dicht in der festlich geschmückten großen Halle des Druckzentrums. Es galt, einen Mann zu verabschieden, der manch einem während seiner langen und wechselvollen Karriere im Hause DuMont ein lieber Freund, anderen ein geschätzter Kollege gewesen ist: Peter Pauls, dem Verlag seit fast 40 Jahren verbunden, seit 2009 Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Und – es galt, seinen Nachfolger willkommen zu heißen: Carsten Fiedler, bislang Chefredakteur des „Express“ und vom 1. Januar an der Chef dieser Zeitung.

Er habe dieses Haus durch seinen Riecher und seine hervorragende journalistische Arbeit über viele Jahre geprägt, bescheinigte Herausgeber Christian DuMont Schütte dem scheidenden Chefredakteur und gab mit seiner heiter-ernsten Rede den Auftakt zu einer bewegenden, von Emotionen geprägten Abschiedsfeier. Vor ihm an den blumengeschmückten Tischen: Prominenz aus Wirtschaft, Politik, Kultur und der Medienbranche – vorneweg Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen. Und selbstverständlich waren da viele, viele der früheren und gegenwärtigen Kolleginnen und Kollegen von Pauls.

Die Zeiten sind nicht einfach für Menschen, die Zeitung machen – darüber waren sich alle einig in der Runde. Wie reagieren wir als Medium auf die Herausforderungen der digitalen Transformation? Und: Sind Journalisten nahe genug dran an den Menschen und den Problemen der Leser? Wie umgehen mit dem Vorwurf der „Lügenpresse“, mit den Fake-Meldungen des „Plattform-Journalismus“, mit „Hatern“ und Hetzern im Netz? Fragen, die nicht nur Christian DuMont Schütte umtreiben. Und auf die es – auch darin war man sich im Druckzentrum einig – nur eine Antwort gibt: Hinhören und journalistische Spitzenleistungen liefern, und zwar auf allen Kanälen, ob die nun Print, Digital, E-Paper, Twitter oder Facebook heißen. „Peter Pauls hat das Bild des »Kölner Stadt-Anzeiger« über Stadt und Region hinaus geprägt“, so der Verleger. „Ich ermutige Sie alle, in aller Deutlichkeit aufzuzeigen, was die Menschen beschäftigt.“

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ging nicht nur in diesem Punkt konform mit DuMont Schütte. Es gebe nur eine Antwort auf das Schlagwort „Lügenpresse“. Das laute: „Den Standard halten“, nicht zurückweichen. Deutlich sprach sie sich gegen die Hetze und Falschinformationen im Netz aus und empfahl: „Wir müssen alles zur Anzeige bringen, was justiziabel ist.“ Es sei wichtig, ein Stopp-Schild zu setzen und den Bürgern den Unterschied zwischen seriösen und unseriösen Inhalten zu vermitteln.

Dem scheidenden Chefredakteur Pauls ist die Ministerpräsidentin seit Jahren verbunden. Mit bewegenden Worten erinnerte sich Kraft an die Begegnungen mit ihm. Eine jede habe sie als Gewinn und Bereicherung empfunden – „obwohl wir nicht immer einer Meinung waren“. Pauls habe stets über den Tellerrand hinausgeschaut und den weltweiten Blick auf andere Kulturen gehabt. „Ich habe hohen Respekt vor Ihrer Arbeit.“

Herausgeberin Isabella Neven DuMont war Pauls, einer der engsten Vertrauten ihres verstorbenen Vaters Alfred Neven DuMont, in den vergangenen Jahren vor allem ein Freund, den sie auch in Zukunft nicht missen möchte. Auch sie lobte dessen „unabhängigen Geist“ mit herzlichen Worten: „Du vertrittst immer Deine Meinung, und Du vertrittst sie klug. Du hast diese Zeitung bereichert und dich eingesetzt für Werte wie Menschlichkeit und Solidarität.“

Gerne erinnerte sie sich an einen der schönsten Tage, die Pauls ihrem Vater zu dessen 88. Geburtstag bereitete. Ort des Geschehens: ein Kinderdorf in Afrika, das Alfred und Hedwig Neven DuMont 2014 gemeinsam mit Pauls besuchten. „Die Band spielte furchtbar schief, und es gab nur ein kleines Stück Kuchen für jeden.“ Und dennoch oder besser gerade deswegen: „Mein Vater war glücklich.“

Kein Wunder, dass Pauls, wie er sagte, seine „Fassung erst wiedergewinnen“ musste, als er ans Rednerpult trat und seine lange berufliche Laufbahn vom freien Mitarbeiter in Bergisch Gladbach bis zum Chefredakteur dieser Zeitung Revue passieren ließ. Nein, einem wie ihm, der sein Leben dem Journalismus verschrieben habe, falle der Abschied nicht leicht. Auch wenn er der Zeitung noch ein Jahr als Chef-Autor verbunden bleiben werde. Zeitungen, so sein Appell an die Kolleginnen und Kollegen, sollen den Menschen dienen, ihnen helfen und sie aufklären. „Wir müssen für die Menschen erreichbar sein und müssen ihnen mit Grundrespekt begegnen.“

Pauls, der lange als Korrespondent in Afrika gearbeitet hat, verglich die Redaktion mit einer Elefantenherde, und das war durchaus positiv gemeint. „Wir sind ein Team und erreichen unsere Erfolge in der Gruppe“, was sich exemplarisch in der Berichterstattung zur Kölner Silvesternacht gezeigt habe. Nun also werde der Leiter der Elefantenherde gehen, ein neuer werde kommen: Carsten Fiedler, bislang Chefredakteur des „Express“. Auch er sei Köln und der Region sehr verbunden und stehe für publizistische Qualität, so DuMont Schütte. Fiedler werde den digitalen Transformationskurs des Hauses fortsetzen.

Nötig sei das allemal, daraus machte Fiedler kein Hehl. Die Medienlandschaft erlebe derzeit „den größten Umbruch aller Zeiten“, man werde sich also bewegen und von liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden müssen. Sein Vorsatz für die gemeinsame Zukunft: „Wir werden die besten Geschichten erzählen, egal, ob Print oder digital.“ Und: „Wir müssen schreiben, was ist. Wir nehmen nicht uns wichtig, sondern unsere Leser.“ Die digitale Welt sei keine Bedrohung für die Medienbranche, sondern eine große Chance. Als neue Plattform für exzellenten Journalismus auf allen Kanälen.