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Acht Wochen vor Jambas TodLetztes Gruppenfoto mit der Brings-Familie

Lesezeit 3 Minuten
Jamba 1

Abschiedsparty für Brings-Crewmitglied „Jamba“: Angehörige, Freunde und Weggefährten versammelten sich kurz vor Jambas Tod an seinem Krankenbett.

Köln – 14 Jahre hat Daniel „Jamba“ Schulz gegen den Krebs gekämpft. Am Mittwoch ist das langjährige Crew-Mitglied der Band Brings gestorben. Am Rande eines Konzerts in der Kneipe Piranha an der Kyffhäuser Straße hörten die Musiker vom Tod ihres erst 30 Jahre alten Freunds. Schulz hinterlässt eine Frau und einen Sohn. „Wir sind sehr traurig und in Gedanken bei seiner Familie“, sagt Stephan Brings.

Als Daniel Schulz 16 war, wurde ein Tumor in Mund, Kieferhöhle und Nasen-Rachen-Raum diagnostiziert. Immer wieder tauchte der Krebs in der Folge auf, zuletzt war „Jamba“ im Jahr 2013 operiert worden – bevor die Krankheit im September 2018 zurückkehrte. Die letzte Hoffnung war ein Medikament namens „Keytruda“, für das der Erfinder jüngst den Nobelpreis für Medizin erhielt - das die Krankenkasse allerdings nicht zahlte.

„Uns hat vor allem die Art und Weise geärgert, wie die Kasse begründet hat, dass sie nicht zahlt“, sagt Christian Blüm, Schlagzeuger bei Brings. „Es hieß nicht nur, die Wirkung des Medikaments sei nicht ausreichend getestet, sondern ganz am Ende auch: Wie soll es jetzt weitergehen?“ 80 000 Euro brauchte „Jamba“ für die Therapie. Die 20 000 für den ersten Behandlungszyklus zahlte die Band – und initiierte eine Spendenaktion, die neben zahlreichen Privatleuten auch FC-Torwart Timo Horn und Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel unterstützten.

Hoffnung auf neues Medikament

Das Medikament schlug an: „Das Wachstum des Tumors wurde nicht nur gestoppt, er verkleinerte sich“, erinnert sich Blüm. Doch dann verschlechterte sich Jambas Zustand dramatisch. Anfang März musste er in einem Bonner Krankenhaus künstlich beatmet werden, er wurde auf die Palliativstation verlegt. „Der Arzt sagte, Jamba werde das Krankenhaus nicht mehr verlassen“, sagt Blüm.

Am 14. März fand sich die Kölner Rockband samt Crew und Ehefrauen zu einer Abschiedsparty im Krankenhaus ein. Martin Klempnow, bekannt als „Dennis aus Hürth“, der mit Brings dieses Jahr im Karneval unterwegs war („Et jeilste Land“), arbeitete an dem Tag in Hamburg – und setzte sich kurzerhand ins Auto, um nach Bonn ins Krankenhaus zu fahren. Christian Blüm schmuggelte einen Plastikeimer mit gekühltem Bier auf die Station, Backliner Torsten Pieper brachte eine Musikbox mit. Sie sangen, lachten, weinten, erinnerten sich.

Noch einmal durfte Jamba das Krankenhaus verlassen

„Wir dachten, wir sehen Jamba nicht wieder“, sagt Stephan Brings. Dann geschah, was niemand für möglich gehalten hätte: Mit „Jamba“ ging es nochmal aufwärts. Der Tumor schrumpfte weiter, Jamba konnte wieder allein atmen, schließlich durfte er das Krankenhaus wieder verlassen.

Mitte April saß Jamba beim Brings-Konzert im Gaffel am Dom und stieß mit der Band an. „Da haben wir alle gehofft, dass er es doch packt – er hatte ja in all den Jahren so oft gezeigt, was für ein Kämpfer er ist“, sagt Stephan Brings.

Nun hat er den Kampf verloren. Gestorben ist Daniel „Jamba“ Schulz letztlich nicht am Tumor, sondern an einem schweren Schlaganfall – die Medikamente hatten sein Risiko für schwere Nebenwirkungen drastisch erhöht. „Hoffentlich zeigt der Verlauf seiner Therapie den Kassen, dass das Krebs-Medikament wirkt – und Jambas Geschichte hilft irgendwann anderen“, sagt Christian Blüm.