Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Akademische FachliteraturVUB ist viel mehr als nur eine Uni-Buchhandlung

Lesezeit 3 Minuten

VUB-Chef Christian Preuss-Neudorf

Köln – VUB – Generationen von Kölner Studenten hat sich dieses Kürzel als Lieferant für ihre dringend benötigte Fachliteratur eingebrannt. Noch immer ist das Geschäft an der Kerpener Straße mitten im Uni-Viertel eine feste Anlaufstelle für Jungakademiker. Doch die anderen Läden, unter anderem direkt am Rudolfplatz, sind verschwunden. Zeichen des Niedergangs, wie fast überall im Buchhandel? Mitnichten, sagt VUB-Inhaber Christian Preuss-Neudorf. Es ist ein Rückzug mit System.

„Das Geschäft an der Uni ist wichtig“, so Preuss-Neudorf, „aber es ist heute vor allem unser Labor: Hier sehen wir mit den alle zwei, drei Jahre neuen Bachelor-Studenten, wie sich die Kundenbedürfnisse wandeln.“ Die Kunden, das sind aber inzwischen viel mehr Bibliotheken, große Kanzleien, Krankenhäuser und Unternehmen als die Studenten. VUB hat sich als digitaler Dienstleister neu erfunden – und wächst damit kräftig.

Digitales Tempo setzt Maßstäbe

Die frühere „Vereinigte Universitäts- und Fachbuchhandlung GmbH“ wurde vor drei Jahren zur „VUB GmbH Wissen mit System“. Preuss-Neudorf kaufte seinem Bruder dessen Geschäftsanteile ab und trimmt seitdem die Traditionsfirma noch stärker auf den digitalen Kurs, den sie zusammen schon vor rund 15 Jahren eingeschlagen hatten. „Wir sammeln Wissen, sortieren es, fügen es zu neuen Paketen zusammen und vermarkten diese. Das geschieht zu 90 Prozent auf Basis elektronischer Abläufe, selbst wenn anschließend überwiegend gedruckte Information verkauft wird“, erklärt Preuss-Neudorf. „Wir sind wie Mobile.de für Wissen.“

Dabei hatte das Unternehmen über 150 Jahre nur vom Handel mit Büchern gelebt, spezialisiert vor allem auf Fachliteratur für Universitäten, Anwälte und Verwaltungen. Doch schon Ende der 1990er Jahre begann VUB damit, seine Inhalte systematisch in einem Katalog online aufzubereiten und Firmenkunden elektronisch anzubieten. Heute kann der Kunde aus insgesamt 23 Millionen Einträgen im VUB-Web-Shop genau die Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Normen, E-Books oder Datenbanken aussuchen, die er braucht. Die Kataloginhalte werden so gepackt, wie sie für die jeweilige Branche sinnvoll sind. Der Datenaustausch von der Bestellung bis zur Belieferung geht auf elektronischem Weg. „Wir docken an die verschiedenen Systeme des Kunden an und liefern ihm digitale Daten vom Lieferschein über die Abrechnung bis zu den Berichten für sein Controlling alles zu.“

In erster Linie ist VUB dabei direkter Vermittler zwischen der Wissensquelle und dem Nutzer. Das wird schnell klar, wenn man die Zentrale in einem früheren Schulgebäude im Agnesviertel besucht. Weite Flächen, viel Glas, wenig Lager. „Das hier ist die Fläche für die Auslieferungen“, zeigt Preuss-Neudorf auf einen überschaubaren Bereich im Erdgeschoss. „Abends muss hier alles wieder leer sein, das ist unser Ehrgeiz.“ Das digitale Tempo setzt die Maßstäbe. Buchhändler klassischer Prägung braucht er als Mitarbeiter für den neuen Kurs immer weniger. Programmierer, Netzwerk-Spezialisten, daraus besteht ein großer Teil der jüngeren Kräfte des Hauses. „Wir machen unsere Software komplett selbst und schneiden unsere Angebote individuell auf die Kundensysteme zu“, sagt Preuss-Neudorf. Ein Team von acht Entwicklern hat VUB dafür in Leipzig aufgebaut, das Rechenzentrum steht in Berlin.

Viel Überzeugungsarbeit

Am Anfang sei oft viel Überzeugungsarbeit bei den Einkäufern der Kunden nötig, sagt der 52-jährige Jurist. Schließlich ist Wissen eine Ware, die schwerer zu bewerten ist als ein Rohstoff für die Produktion. Doch der Erfolg zeige sich dann schnell. Bei der Telekom hat VUB die Konzernbibliothek überflüssig gemacht, auch Lufthansa, QSC oder der Chemiepark in Hürth-Knapsack werden mit Informationen versorgt.

Inzwischen basteln Preuss-Neudorf und seine Mitarbeiter an elektronischen Lösungen, in denen Mitarbeiter-Informationen des Kunden, Branchen-Nachrichten und andere Inhalte gebündelt auf das Mobilgerät eines Beschäftigten gebracht werden können. Auch wenn die Studenten also seltener als früher auf VUB stoßen – bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber könnte sie die Traditionsmarke auf Umwegen wieder einholen.