Aktion „Offene Gartenpforte“Hobbygärtner öffnen ihre grünen Paradiese
- Einst unansehnliche Flecken in Neuehrenfeld und Junkersdorf zu kleinen Paradiesen umgewandelt
Köln-Neuehrenfeld/Junkersdorf – Schmetterlinge flattern auf und ab, Bienen summen, Vögel zwitschern. Nur ein entfernt vorbeifahrender Güterzug unterbricht für einen Moment die idyllische Ruhe im Garten von Henrike Kirsch. Mit ihrem Ehrenfelder Hinterhausgarten nimmt die Hobbygärtnerin an der „Offenen Gartenpforte Rheinland, Bonn und Region 2018“ teil und gewährt damit Besuchern einen Einblick in ihren Rückzugsort.
Blickfang auf dem rund 250 Quadratmeter großen Gelände hinter dem vierstöckigen Wohnhaus an der Fritz-Voigt-Straße ist eine imposante Blutpflaume. „Die stand schon 1999 hier, als ich in die Dachgeschosswohnung des Mehrfamilienhauses einzog“, sagt Kirsch. Mittlerweile ist der Baum fast so hoch wie das Haus. Am Boden um ihn herum blühen Hortensien in vielen Farben. Ein kreisförmiger, mit feinen Schottersteinen verzierter Platz mit Tisch und Stühlen unterbricht das Grün der Wiese und lädt zum Verweilen ein. Bienen und Wespen landen auf einer bereitgestellten Schale mit Wasser.
Wasserstellen für Insekten
„Es ist schön zu sehen, wie die Insekten zum Trinken hier einfliegen“, freut sich Kirsch. „Gerade jetzt bei der Trockenheit suchen die Tiere ja nach Wasserstellen.“ „Damals bestand der Garten, der zu großen Teilen im Schatten liegt, aus einem stark vermoosten Rasen mit ein paar Gänseblümchen und einigen Thujen am Rand des Grundstücks“, erzählt sie. Beete gab es nicht. Auch an eine Teppichstange kann sich Kirsch erinnern. „Die stand mittendrin. Darüber wurden die Teppiche gehangen und mit einem Klopfer per Hand gereinigt.“
Das sei alles sehr trist gewesen, sagt sie. Bevor es an die Umgestaltung ging, musste erst einmal jede Menge Schutt abgetragen werden, um anschließend mit Mutterboden eine gute Grundlage für den neuen Garten zu schaffen. Mittlerweile hat Kirsch die langweilige Hinterhauswiese zu einem vielschichtigen Ganzen umgestaltet und damit ein grünes Paradies für sich und die elf Mietparteien im Haus geschaffen. „Da stecken 19 Jahre intensive Gartenarbeit drin“, sagt sie.
In der geschwungenen Linienführung der Beete wachsen etwa 200 verschiedene Schatten- und Halbschattenpflanzen, darunter viele Arten von Funkien, die mit ihren gemusterten Blättern dem Garten interessante grafische Strukturen verleihen. In der Peripherie stehen Bambussträucher zwischen Lebensbäumen. Frauenmantel und kaukasisches Vergissmeinnicht bedecken den Boden. Ergänzt wird der Garten mit einer Auswahl von aktuellen Keramik-Skulpturen von Frank Schillo, der in der Nachbarschaft sein Atelier hat. „Die große Herausforderung“, sagt Kirsch, „bestand darin, herauszufinden, welche Pflanzen am besten im Schatten- oder Halbschatten gedeihen und welche nicht.“ Es galt, einen Garten zu entwerfen und zu gestalten, der mit nur wenig Sonnenlicht auskommt. Zahlreiche Pflanzversuche seien gescheitert, berichtet sie.
Im Gegensatz zu Kirschs grüner Oase liegen große Teile des Gartens der Wildkräuterei von Mica Frangenberg in der prallen Sonne. Auf dem etwa 4000 Quadratmeter großen Gelände einer ehemaligen Gärtnerei an der Dürener Straße in Junkersdorf wachsen und blühen Blumen, Gräser, Kräuter, Sträucher und Bäume in üppiger Vielfalt. Frangenberg spricht von einer „kontrollierten Wildnis, die mit einer klassischen Gartenanlage wenig gemein hat“. Nur einmal im Jahr, Ende Februar, werde alles gemäht, Sträucher und Bäume geschnitten.
Dennoch greift sie zwischendurch gezielt in ihren Garten ein, gestaltet ihn, achtet darauf, was wachsen darf und was nicht, erntet und wässert. Die Wege durch das Gelände werden kurzgehalten. Ein Garten ahmt nach ihrer Auffassung die Natur nach. „Der Mensch legt nur Hand an“, sagt die zertifizierte Kräuterpädagogin, die neben Kräuterspaziergängen durch ihren urwüchsigen Garten auch Streifzüge durch die Stadtnatur anbietet. In ihrer Seminarküche veranstaltet sie regelmäßig Kochkurse und Workshops rund um das Thema Wildkräuter.
Mitten zwischen den teils meterhohen Gräsern liegt ein Fischteich. Goldfische ziehen darin ihre Bahnen. Wie die da hineingekommen sind, kann Mica Frangenberg nicht beantworten. „Als ich das Gelände vor acht Jahren aus dem Dornröschenschlaf geholt habe, gab’s in dem Teich noch keine Fische“, sagt sie. „Wir haben auch keine eingesetzt. Vielleicht hatte ein Fischreiher sie im Gepäck.“
Unmittelbar hinter dem Garten befinden sich die renaturierten Ländereien des Stüttgen-Hofes und der erweiterte Grüngürtel der Stadt. Frangenbergs wilder Garten ist ein wahres Insekten-Eldorado. Bienen, Schmetterlinge und riesige Heuschrecken fühlen sich dort wohl.
„Ab und zu schauen auch Füchse, Dachse und Marder bei uns vorbei“, erzählt Frangenberg. Gegen eine kleine Spende konnten die Besucher beim Tag der Offenen Gartenpforte selbst hergestellte Produkte aus dem Garten mitnehmen. Frisch gebackener Kuchen, diverse Marmeladen, Öle, Essige und Kräuterliköre standen bereit. Das nächste Mal steht Frangenbergs Wildkräuterei den Besuchern wieder am Wochenende 15. und 16. September 2018 offen.