ArbeitsmarktProjekt „Inga“ für schwierige Fälle

Marisa Montoya Gomez trennt nur noch eine Prüfung von einer Festanstellung als Tagesmutter.
Copyright: Goyert Lizenz
Köln – Als sie ihre Tochter zur Welt brachte, verließ sie ihren Job. „Ich hatte 20 Jahre bei der Sparkasse gearbeitet“, sagt Karin Hambloch. Danach blieb sie 14 Jahre zu Hause – eine zu lange Zeit, um in ihren alten Beruf zurückzukehren. „Es hatte sich in der Zwischenzeit extrem viel verändert“, sagt die 52-Jährige. Eine neue Arbeitsstelle zu finden fiel ihr zunächst schwer. Sie versuchte es in einem Büro, aber dort fehlte ihr der Kundenkontakt. Auch die Zusammenarbeit mit der Kölner Arbeitsagentur sei am Anfang nicht gut gelaufen.
Doch dann kam der Vorschlag, in ein neues Vermittlungskonzept für Langzeitarbeitslose zu wechseln. Die „Interne, ganzheitliche Integrationsberatung“ (Inga) soll vor allem Menschen unterstützen, die sich in einer besonders komplizierten Situation befinden und ohne Hilfe voraussichtlich nicht innerhalb von zwölf Monaten eine neue Arbeitsstelle finden würden. „Wir wollen verhindern, dass sie in das Arbeitslosengeld II abrutschen“, sagt Roswitha Stock, Vorsitzende der Geschäftsführung der Kölner Arbeitsagentur.
1365 Teilnehmer können im Rahmen des Inga-Projekts gleichzeitig versorgt werden. Ein Arbeitsvermittler kümmert sich dort um 65 Leistungsbezieher, während es im Regelbetrieb 170 bis 180 sind. „Der Faktor Zeit ist ganz entscheidend“, sagt Stock. Durch die deutlich intensivere Betreuung steige auch die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Job für die Arbeitslosen zu finden, da die Vermittler sie besser kennenlernen. Dadurch sollen sie Hemmnisse schneller identifizieren und Stärken schneller erkennen. Die Inga-Berater betrachten laut Stock zudem die Fähigkeiten abseits der Berufsqualifikation, die zum Beispiel durch ein Ehrenamt oder ein Hobby erworben wurden.
Eigeninitiative ist gefragt
Karin Hambloch absolvierte im Rahmen des Inga-Projekts ein Weinseminar und arbeitet mittlerweile im Feinkost- und Weingeschäft „Weinschmeckerei“ in Sülz. Bislang sei sie in Teilzeit beschäftigt, zudem habe sie noch einen zweiten Job in einem Dekorationsladen. Sie könne trotz der Unterstützung der Arbeitsagentur nur dazu raten, sich selbst zu engagieren. „Beide Stellen habe ich gefunden, indem ich mich initiativ beworben habe“, sagt Hambloch.
Marisa Montoya Gomez trennt nur noch eine Prüfung von einer Festanstellung. Die 58-Jährige hatte ursprünglich Fotozubehör verkauft und ihren Job verloren. Im Rahmen der Inga-Betreuung kam heraus, dass sie in ihrem Heimatland Kolumbien bereits eine Diplomarbeit zum Thema Erziehung verfasst hatte. „Nun werde ich bald als Tagesmutter bei KölnKitas arbeiten“, sagt Montoya Gomez. Derzeit lernt sie für ihre Prüfung. „Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, weil es ab 50 Jahren schwer ist, einen neuen Job zu finden“, sagt sie.
Inga verhalf 1100 Menschen zur Beschäftigung
Leider sei es zu teuer, alle Leistungsbezieher auf diese Weise zu betreuen, sagt Stock: „Das Modell muss sich rechnen.“ Zudem gebe es auch eine Vielzahl an Arbeitslosen, die eine intensive Unterstützung überhaupt nicht benötigen, weil sie bereits über eine ideale Qualifikation verfügen. „Uns geht es darum, niemanden zu verlieren“, sagt Stock. Auch als Leiterin der Arbeitsagentur in Brühl habe sie bereits beste Erfahrungen mit Inga gemacht.
In Köln wurde Inga als Pilotprojekt Anfang 2012 gestartet. Nach Angaben der Arbeitsagentur verzeichnet das Projekt seitdem gute Erfolge: Rund 1100 Frauen und Männer haben demnach seitdem reguläre Beschäftigungen gefunden. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass die Arbeitsagentur bis zu sechs Monate lang einen Zuschuss zum Gehalt bezahlt, wenn der neue Arbeitgeber sich eine Einstellung nicht schon während der Einarbeitungsphase leisten kann oder will. „Dabei handelt es sich aber um Einzelfälle“, sagt Stock.